Germering:Beeindruckendes Zusammenspiel

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In den 25 Jahren seines Bestehens hat sich der Konzertverein von Sankt Cäcilia zu einem wichtigen Eckpfeiler der Germeringer Kultur entwickelt. (Foto: Johannes Simon)

Zum 25-jährigen Bestehen des Vereins Musica Sacra Sankt Cäcilia erklingt Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung". Mit relativ kleinem Orchester und bestens vorbereitetem Chor gelingt dem künstlerischen Leiter Thomas Scherbel eine mehr als gelungene Jubiläumsvorstellung

Von Klaus Mohr , Germering

Der Verein Musica Sacra Sankt Cäcilia beweist seit 25 Jahren, dass es ein sehr zielführender Weg ist, für die Aufführung konzertanter Kirchenmusik in einer Pfarrei einen eigenen Verein zu haben. In diesem Fall gilt das umso mehr, als die heilige Cäcilia sowohl Patronin der Kirchenmusik als auch der Germeringer Pfarrei ist. Zwei Grußworte im aktuellen Konzertprogramm, die vom Leiter der Stadtkirche Germering, Pfarrer Andreas Christian Jaster, sowie von Oberbürgermeister Andreas Haas stammen, würdigen das Engagement und den Erfolg des Vereins mit eindrucksvollen Worten. Gegründet wurde der Konzertverein Musica Sacra Sankt Cäcilia im November 1990 vom damaligen Kirchenmusiker Thomas Fischalek, seit mittlerweile 15 Jahren ist der derzeitige Kirchenmusiker an Sankt Cäcilia, Thomas Scherbel, sein künstlerischer Leiter. Über die Jahre konnten so zahlreiche ambitionierte Werke vornehmlich der Oratorienliteratur zur Aufführung gebracht werden. Der Konzertverein hat sich damit für die Stadt Germering als wichtiger und beständiger kultureller Eckpfeiler erwiesen.

Das erste große Konzert der Jubiläumssaison fand am Sonntag in der ausverkauften Pfarrkirche Sankt Cäcilia statt. Auf dem Programm stand das Oratorium "Die Schöpfung" von Joseph Haydn. Dieses Werk ist für so ein Jubiläum in besonderer Weise geeignet: Es thematisiert die Entstehung der Welt und damit einhergehend die Beziehung von Gott zu den Menschen. Ausführende waren die etwas über siebzig Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft Sankt Cäcilia, ein Orchester sowie die Vokalsolisten Christa Maria Hell (Sopran), Markus Roberts (Tenor) und Raphael Sigling (Bass). Die Gesamtleitung hatte Thomas Scherbel.

Es erfordert ein hohes Maß an Aufwand, für jede Aufführung ein Orchester neu zusammenstellen. Ein solcher Klangkörper erfordert von allen Beteiligten höchste Konzentration, und diesen Eindruck vermittelte das Orchester auch. So stellte sich in der orchestralen Einleitung ein gediegener Wohlklang ein, der imposante dynamische Bögen hatte. Auch wenn die Überschrift "Die Vorstellung des Chaos" lautet, vermittelte die Musik ein hohes Maß an Ordnung und klanglicher Sensibilität, gleichsam ein Sinnbild für den Plan Gottes. Der Umstand, dass das Orchester relativ klein besetzt war, hatte vor allem dann große Vorteile, wenn es galt, die Solisten zu begleiten. Ohne konkrete Bezugnahme auf eine historisch informierte Musizierweise hatte der Klang deutlich kammermusikalische Qualitäten, was vor allem durch die klare Phrasierung zum Ausdruck kam. Hilfreich war an dieser Stelle freilich auch die hervorragende Akustik der Kirche, deren Nachhall ideal genannt werden kann. Dass es beim einen oder anderen Stück ein paar Momente dauerte, bis alle Beteiligten prägnant zueinander gefunden hatten, war angesichts der knapp bemessenen Probenzeit eine sicher unvermeidliche Beobachtung.

Sehr bedächtig ging Tenor Markus Roberts das erste Rezitativ an, was sich mit Blick auf die fast bildliche Dramaturgie mit der Entwicklung von der Finsternis zum gleißenden Licht als absolut richtig erwies: Die Steigerung kam so sehr kraftvoll-intensiv zum Ausdruck. Die nicht allzu große Stimme Markus Roberts stellte auch in der folgenden Arie "Nun schwanden" die melodische Linie in den Mittelpunkt, wodurch schön fließendes Melos entstand.

Der Sopran von Christa Maria Hell leuchtete am eindrucksvollsten dann, wenn sie, wie in "Von deiner Güt'", den Gesamtklang mit ihrer durch Vibrato angereicherten Stimme überhöhen konnte. In ihren Arien war sie um eine weiche Linie bemüht, doch deklamierte sie etwas zu stark, so dass der Sprachfluss behindert wurde. Raphael Sigling besitzt einen wie für Haydns "Schöpfung" geschaffenen Bass: Mit seiner profunden Verankerung in der Tiefe stützte er den Gesamtklang ab, besaß auch in den Arien genug Flexibilität, um die vielen kleinen Figuren punktgenau auszuleuchten.

Die großen Glanzpunkte in der "Schöpfung" gehören dem Chor: Deklamatorisch gut gefedert gelang "Stimmt an die Saiten", wobei es insbesondere die kräftige, in der Gewichtung der Stimmen zueinander gut ausbalancierte Tongebung war, die zu den großen Stärken der Chorgemeinschaft von Sankt Cäcilia gehörte. Auch im Pianobereich konnte der Klang immer wieder überzeugen, doch wurde hier die Intonation zu einem zusätzlichen Prüfstein. Erstaunlich gut kamen die Sänger mit polyphonen Strukturen zurecht, zum Beispiel im Satz "Vollendet ist das große Werk". Gerade, wenn die einzelnen Stimmen in höherem Maß auf sich selbst gestellt sind, zeigte sich, dass ihre Sicherheit ausreicht, um anspruchsvolle Polyphonie solide meistern zu können. Großer, lang anhaltender und begeisterter Applaus war am Ende der Dank des Publikums an alle Musiker. In besondere Hinsicht galt er Thomas Scherbel, der nicht nur höchst effizient geprobt, sondern alle Beteiligten auch durch sein klares Dirigat musikalisch stimmig durch die Aufführung geführt hatte.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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