Germering:Bauvorhaben nimmt weitere Hürde

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Germeringer Kommunalpolitiker weisen Stellungnahme des Bundes Naturschutz zum Kreuzlinger Feld zurück

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Der Allinger Bauunternehmer Thomas Vilgertshofer nahm vor der Stadthalle spürbar erleichtert seinen Mund- und Nasenschutz ab. Er konnte mit dem Verlauf der Bauausschusssitzung des Germeringer Stadtrates zufrieden sein. Auch die Zauneidechse wird mit einiger Sicherheit sein Großbauvorhaben, dass Wohnraum für etwa 2000 Menschen schaffen soll, auf dem Kreuzlinger Feld in Germering nicht verhindern. Eine Mehrheit im Bauausschuss hat die zum Teil kritischen Stellungnahmen zum Bauabschnitt "Wohnen", wie die des Landratsamtes, des Bundes Naturschutz und des Germeringer Umweltbeirates, zurückgewiesen. Gespannt darf man sein, ob das am 24. September, wenn die Einwände der Bürgerinnen und Bürger zur Sprache kommen werden, ebenso sein wird.

"Es ergeben sich keine Änderungen in der Planung", heißt es in den immer wiederkehrenden Beschlussvorschlägen der Stadtverwaltung, denen alle CSU-Stadträte samt Oberbürgermeister Andreas Haas zustimmten. Auch Franz Hermansdorfer (FWG) schloss sich der CSU an. Grüne, SPD und Maximilian Streicher (ÖDP/Parteifreie) präsentierten sich als Gegenformation, so dass die letzte Abstimmung mit acht zu sechs Stimmen ausging. Dabei ging es um die so ausführliche wie fundierte Stellungnahme des Umweltbeirates (UBR). Der sprach sich für eine Reduzierung des Bauvolumens, aber auch für eine höhere Bebauung bis zu sechs Geschosse aus, um "die Flächenversiegelung spürbar zu reduzieren". Die bisherige Beschlusslage des Stadtrates sieht lediglich maximal vier Wohngeschosse vor. Durch die enorme Versiegelung sieht der Umweltbeirat das "Schutzgut Boden" und damit die "Grundwasserbildungsrate in erheblichem Maße beeinträchtigt".

Sehr kritisch sieht das Gremium auch die zu erwartende Zunahme des motorisierten Verkehrs um 7000 Fahrzeugbewegungen pro Werktag. "Die Auspendler werden alle möglichen Schleichwege benutzen, um zur Autobahn A 96 zu kommen", zeigt sich der Beirat überzeugt. Dabei würden sie auch durch Wohnstraßen, wie die Kerschensteinerstraße und Kreuzlinger Straße, fahren. Zudem befürchtet der UBR, der einst ein vom Stadtrat abgelehntes Konzept "Wohnen ohne Auto" vorgelegt hatte, trotz Tiefgaragen eine Verschärfung der jetzt bereits angespannten Parkplatzsituation um das benachbarte TSV-Sportzentrum und die angrenzenden Schulen. Ein vom UBR vorgeschlagenes Parkdeck an der Alfons-Baumann-Straße lehnte Stadtbaumeister Jürgen Thum ab, weil es "städtebaulich als deutlich ungünstiger zu bewerten" ist. Ein gänzlicher Verzicht auf Abstellmöglichkeiten von Autos "würde die benachbarten Quartiere mit Parksuchverkehr belasten", so Thum. Der Bauamtschef stellte in Aussicht, dass die Einwohnerzahl "deutlich unter 2000 Bewohnern" liegen wird. Genaues könnte er jedoch noch nicht sagen, weil die Anzahl und Größe der Wohneinheiten noch nicht bekannt ist. Die sogenannte "Zirkuswiese", also das Grundstück parallel zur Kreuzlinger Straße, gehört nicht zum Bauabschnitt "Wohnen". Hier gibt es noch keine Einigung mit den Grundstückseigentümern.

Ganz einheitlich auf Linie scheinen die CSU-Stadträte aber nicht zu sein. So sprach sich Franz Senninger dafür aus, "die Versiegelung der Flächen so gering wie möglich zu halten." Bisher sind das fast fünf Hektar, davon ist ein Hektar zu begrünende Fläche, die nicht über- und unterbaut wird. So soll die 15 bis 30 Meter breite "Promenade" in der Mitte des Umgriffs nicht unterbaut werden. Somit gäbe es keine Verbindung der Tiefgaragen im Süden und Norden des Wohngebietes. Senninger regte an, das Verhältnis von Baukörpern zur Grundfläche noch weiter zu reduzieren. Der anwesende Planer widersprach, weil man dann mit zu vielen Ausnahmen und Befreiungen arbeiten müsste. Bleibt der Schutz der Zauneidechse, die sich bisher auf dem Areal der geplanten südlichen Erschließungsstraße am Bahngelände sehr wohl zu fühlen scheint. Die Eidechsen-Population soll mit einem Reptilienschutzzaun und "ökologischer Begleitung", so der Fachplaner, gesichert werden. Gleichzeitig wird der Nordrand der Straße um bis zu einem Meter nach Süden verschoben, um der Eidechse genügend Bewegungsraum zu gestatten.

© SZ vom 18.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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