Germering:Auskunftswillige Senioren

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Mehr als 40 Prozent der über 60-Jährigen in der Stadt beteiligen sich an einer Umfrage zu ihrer Situation. Hauptwunsch der Befragten ist es, möglichst lange Zeit zu Hause wohnen zu können

Von Andreas Ostermeier, Germering

Senioren in Germering sind mit ihrem Leben in der Stadt recht zufrieden. Ob Mobilität, Wohnumfeld, Einkaufsmöglichkeiten oder Treffpunkte, die Einwohner im Alter über 60 Jahre stellen der Stadt ein gutes Zeugnis aus. Das zeigt eine Umfrage zum "Älterwerden in Germering", deren Ergebnisse kürzlich vorgestellt worden sind. Größter Wunsch der Senioren ist es, daheim alt werden zu können. Was notwendige Hilfen dafür anlangt, setzen viele auf das vom Sozialdienst angebotene Betreute Wohnen zu Hause. Jeder zweite Befragte kann sich dies für sich vorstellen. Als beachtlich stufen Sabine Wenng und Annegret Schefold von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung, die die Umfrage bearbeitet haben, den Rücklauf der Antworten ein. 42,5 Prozent aller Befragten haben die Fragebögen ausgefüllt, stärkste Gruppe waren die 75- bis 79-Jährigen, von ihnen haben 52 Prozent die Fragebögen an die Beraterinnen Wenng und Schefold zurückgeschickt.

Die große Beteiligung der über 60-Jährigen an der Umfrage und der Bekanntheitsgrad sozialer Angebote in der Bevölkerung spreche für eine gute Seniorenarbeit, lobte Wenng bei der Präsentation der Ergebnisse vor den Stadträten. Die Zufriedenheit der älteren Einwohnerschaft zeigt sich auch in den Antworten. Demnach sagen etwa drei Viertel der Senioren, sie kämen in ihrer Wohnung gut zurecht, nur ein Viertel befürchtet, künftig Schwierigkeiten zu bekommen, wenn sich ihre Gesundheit verschlechtert, oder hat bereits Schwierigkeiten mit mangelnder Barrierefreiheit. 28 Prozent wären bereit, in eine Wohnung umzuziehen, die den Bedürfnissen alter Menschen besser angepasst ist. Diese Wohnung soll aber in Germering sein.

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(Foto: Günther Reger)

Zufrieden in Germering: Die Einwohner im Alter über 60 Jahre kennen und nutzen Angebote wie Lesungen...

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(Foto: Günther Reger)

...oder Tanztee.

Damit die Lebensqualität der Senioren in der Stadt erhalten bleibt, sind aber auch Verbesserungen nötig, so durch das Programm "Wohnen für Hilfe"...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

...oder im Nahverkehr.

80 Prozent sagen, sie erreichten alle für sie wichtigen Orte in der Stadt gut. Nur fünf Prozent bewerten die Erreichbarkeit ihrer Ziele, egal ob mit dem öffentlichen Nahverkehr oder dem eigenen Auto, mit den Noten fünf oder sechs. Etwa zwei Drittel sagen, sie fänden sämtliche Versorgungseinrichtungen, vom Arzt bis zum Supermarkt, in ihrer Umgebung. Unterschiede in den Antworten ergeben sich bei dieser Frage aber in den verschiedenen Stadtvierteln. Die Hälfte der über 60-Jährigen nimmt die Angebote von Vereinen und Einrichtungen an, ob nun Tanz-Tee, Vorträge in der Volkshochschule oder Prävention gegen Rücken- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 18 Prozent derer, die den Fragebogen zurückgeschickt haben, üben selbst ein Ehrenamt aus.

Doch trotz der meist zufriedenstellenden Ergebnisse gibt es Bedarf an Verbesserungen. So sollten von Harthaus aus mehr Busse in die Innenstadt fahren, um auch ohne Auto leichter ins Zentrum gelangen zu können. Zudem halten Wenng und Schefold eine bessere Anbindung der S-Bahnstationen am Abend oder am Wochenende für angebracht. Auch die Versorgung mit Lebensmittelläden solle überdacht werden, heißt es in dem Bericht zur Umfrage, insbesondere in Neugermering-Süd, Alt-Germering oder Unterpfaffenhofen.

Weil es den Germeringern so wichtig ist, zu Hause wohnen bleiben zu können, schlagen die Beraterinnen zudem drei Projekte vor, die das Wohnen daheim erleichtern sollen. Ehrenamtliche Wohnberater könnten Auskunft über das Umbauen von Bädern, das Entfernen von Stolperfallen oder einen rollstuhlgerechten Ausbau geben. Wenng und Schefold versprechen sich davon, dass sich mehr Senioren damit befassen, wie sie ihre Wohnungen zu ihrem Vorteil umgestalten können. Daneben wären präventive Hausbesuche eine Möglichkeit den Hilfebedarf vor allem Hochbetagter frühzeitig zu erkennen. Und schließlich sehen die Beraterinnen eine Nachfrage nach dem Programm "Wohnen für Hilfe". Dabei vermieten Senioren Zimmer an Studenten gegen Hilfsdienste im Alltag. Hochgerechnet hätten 900 Personen in Germering Interesse an diesem Programm, heißt es im Bericht zu der Umfrage. Eine lokale Ansprechperson könnte helfen, Senioren und junge Leute zusammenzubringen.

Wenng und Schefold haben auch den öffentlichen Raum im Blick. Dort finden die alltäglichen Begegnungen statt. Deshalb schlagen sie vor, auf Stadtteilspaziergängen zu erkunden, wie die Aufenthaltsqualität auf Straßen und Plätzen verbessert werden kann, beispielsweise durch Bänke oder öffentliche Toiletten.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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