Geschäftsaufgabe in Germering:Ausgerollt

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Jahrzehntelang war er der Garant, dass die Germeringer ohne Quietschen und Scheppern in die Pedale treten konnten: Hans Glogger, hier in seinem Laden. (Foto: Johannes Simon)

Weil die Suche nach einem Nachfolger erfolglos geblieben ist, schließen Sieglinde und Hans Glogger im Sommer ihr Fahrradgeschäft, das sie 40 Jahre geführt haben

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Reifen abgefahren, Platten, kein Licht oder Bremsen defekt - fast jeder alteingesessene Germeringer hat schon einmal sein Rad zur Reparatur ins Fahrradgeschäft Glogger gebracht. Seit 40 Jahren betreiben Sieglinde und Hans Glogger ihren Laden mit Reparaturservice. Ende Juli wird jedoch Schluss sein. Die Gloggers stellen ihre Arbeit ein und gehen in den Ruhestand. Die Nachfolgesuche für das Fahrradgeschäft, das sich seit drei Jahren an der Otto-Wagner-Straße gegenüber der Don Bosco-Kirche befindet, ist erfolglos geblieben.

"Es gab den einen oder andere Interessenten", erzählt Hans Glogger, "aber die wollten lediglich Fahrräder verkaufen, aber keinen Reparaturservice anbieten." Reparieren aber ist für Hans Glogger ein unverzichtbarer Geschäftsbereich. Er selbst kannte sich mit Fahrrädern bestens aus. Dabei kümmerte er sich nicht nur um defekte Fahrräder, um Achter in Vorderrädern, platte Reifen oder verrostete Ketten. Kam ein Kind mit einem kaputten Kettcar vorbei, setzte er auch das wieder instand. Er war einst gelernter Feinmechaniker gewesen, als er das Fahrradgeschäft gründete. Da war Glogger 27 Jahre alt und hatte gerade zusammen mit seiner Ehefrau eine Familie gegründet. Beide waren passionierte Radfahrer. Die Reparaturkenntnisse hatte sich Hans Glogger selbst angeeignet. 33 Jahre residierte das Geschäft mit Reparaturwerkstatt in der Friedenstraße. "Nein, ein Risiko war das damals nicht", sagt er heute rückblickend. Es habe 1976 nur ein weiteres Fahrradgeschäft in Germering gegeben, er hatte trotz dieser Konkurrenz immer gut zu tun. Die Gloggers lebten gut von positiver Mund-zu-Mund-Propaganda und von ihrer großen Stammkundschaft, die im Laufe der Jahre zahlreicher wurde. Zu den Fahrrädern für Groß und Klein hatten sie auch Spielwaren ins Angebot genommen. In den vergangenen Jahren sei es, wie bei allen kleineren Geschäften, tendenziell schwieriger geworden. Die Konkurrenz der großen Fahrrad-Ketten habe man zu spüren bekommen, ebenso das Internet. "Die Leute wollen heutzutage eine riesige Auswahl an Fahrrädern sehen", meint Hans Glogger, "das ist einfach so."

Die Gloggers freuen sich jetzt auf ihre Freizeit. Die hatten sie während der vergangenen 40 Jahre nicht gerade in üppiger Form. "Zwei Wochen im Sommer und eine Woche im Winter haben wir Urlaub gemacht", erzählt Sieglinde Glogger. Sie freut sich auf die Radtouren, die sie jetzt unternehmen kann. "Wir werden jetzt alle Touren nachholen, von denen uns immer unsere Kunden vorgeschwärmt haben", sagt sie und lacht. Hans Glogger ist jetzt 67 Jahre alt und wird sich im Ruhestand noch mehr seinen Bienen widmen. Da hat er auch genügend zu tun, hatte sich doch gerade am Vormittag ein Schwarm aus dem Bienenkasten verabschiedet und war auf einen Baum in Nachbarsgarten geflogen. Mit einem Fangsack hatte er die Bienentraube vom Baum wieder heruntergeholt. Bis sich das Ehepaar Glogger ganz ihren Freizeitaktivitäten widmen kann, dauert es noch zwei Monate. Im Juni beginnt erst einmal der Ausverkauf der noch vorhandenen Fahrräder und der Spielwaren.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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