Germering:Auf Kennenlerntour durch Germering

Auf Einladung des Stadtmarketings besucht eine Gruppe verschiedene Betriebe wie etwa den Bauhof und lernt, wie der Arbeitsalltag dort funktioniert

Von Kim Romagnoli, Germering

Über dem städtischen Bauhof geht gerade die Sonne unter, als am Mittwochabend mehr als zwanzig Bürgerinnen und Bürger zur Veranstaltung "Hereinspaziert" zusammenkommen. Das Team des Stadtmarketings, bestehend aus Petra Tech, Marlies Ströbl, Jasmin Seeholzer und Maria Mastroianni, ist sichtlich erleichtert, dass die Aktion nicht ein viertes Mal an der Pandemie scheitert. Denn nachdem der Termin ursprünglich für das Jahr 2019 angesetzt war, kann er nun mit einiger Verzögerung endlich stattfinden. An diesem Abend erhalten die Anwesenden erstmals einen Einblick hinter die Kulissen dreier Germeringer Betriebe - des Städtische Bauhofs, des Stanishofs und des Brauhauses.

"Wir haben eine Möglichkeit gesucht, die Vielfalt Germerings zu zeigen", sagt Petra Tech. "Dabei wollen wir nicht nur die Produktpalette und das Leistungsspektrum der Betriebe präsentieren, sondern in erster Linie die beteiligten Personen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen erfahren, wer hinter unseren lokalen Betrieben steckt, was diese Menschen bewegt und wie ihre alltägliche Arbeit aussieht." Die Resonanz auf diese Idee ist durchweg positiv, die Veranstaltung ausgebucht, einigen Interessenten musste aus Platzmangel sogar abgesagt werden.

Germering: Bei der Veranstaltung "Hereinspaziert" besuchen Bürgerinnen und Bürger unter anderem den Germeringer Bauhhof.

Bei der Veranstaltung "Hereinspaziert" besuchen Bürgerinnen und Bürger unter anderem den Germeringer Bauhhof.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Teilnehmerin Stefanie Illgen blickt dem Programm freudig entgegen: "Ich habe mich aus purer Neugierde angemeldet. Das ist eine tolle Möglichkeit, um unsere Stadt besser kennenzulernen. Da ich bereits eine vage Vorstellung vom Stanishof und dem Brauhaus habe, freue ich mich vor allem auf den Besuch beim Bauhof. Wann kommt man dort als Normalbürger schon hin?" Nach einer Begrüßung durch das Stadtmarketing-Team begibt sich die Gruppe ins "Stüberl", einen Sozialraum des Bauhofes. Während eines 13-minütigen Filmes erhalten die Teilnehmer erste Einblicke in die vielfältigen Zuständigkeitsgebiete des Bauhofes. Diese reichen vom Straßenunterhalt über die Friedhofspflege bis hin zum Aufbau von Spielplätzen und der Wartung von Heizungsanlagen.

Anschließend führen Monika Schindler, die Leiterin des Bauhofes, und ihr Stellvertreter Michael Seeholzer die Gruppe über das 16 200 Quadratmeter große Gelände. Eine beinahe kindliche Neugierde macht sich unter den Teilnehmern bemerkbar: Einige bestaunen die Vielzahl der orangefarbenen Bauhof-Fahrzeuge, andere inspizieren die in Kartons verpackten Spielplatz-Geräte oder betrachten eine Handvoll Streusalz, das sie dem 550-Tonnen-Lager entnommen haben. Die Gruppe schlendert vorbei an besitzerlosen Fahrrädern, geklauten Einkaufswagen und riesigen Kehrgut-Bergen. Dass all das gesammelt werden muss, dessen sind sich die Teilnehmer bewusst. Nur dass alles auf dem Bauhof zusammen kommt, das ist für viele neu.

Germering: Auf dem Gelände des Bauhofs lernen die Besucher nicht nur die vielfältigen Aufgaben der Mitarbeiter kennen, sondern dürfen auch den Fuhrpark mit seinen ganz verschiedenen Fahrzeugen bestaunen.

Auf dem Gelände des Bauhofs lernen die Besucher nicht nur die vielfältigen Aufgaben der Mitarbeiter kennen, sondern dürfen auch den Fuhrpark mit seinen ganz verschiedenen Fahrzeugen bestaunen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Es werden Fragen gestellt und Witze gerissen, die Stimmung ist durchweg gut. Als schließlich Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) auf seine Nachfrage hin erfährt, dass etwa 300 Mülleimer in Germering verteilt sind, entfacht er eine hitzige Debatte über die rechtmäßige Entsorgung von Hundekot. Nur mit Mühe gelingt es Petra Tech, die enthusiastische Gruppe vom Gelände zu lotsen. Schließlich warten noch zwei andere Betriebe darauf, besichtigt zu werden.

Nach einem kurzen Spaziergang versammeln sich die Teilnehmer vor der Hofmetzgerei des Stanishofes. Die Brüder Max und Johannes Kirmair, Landwirtschafts- und Metzgermeister, warten bereits inmitten einer herbstlichen Kulisse aus Dekolaternen, bunten Topfpflanzen und Kürbissen verschiedener Größen.

Die Zuhörer erfahren von der ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Geschichte des Hofes, von den Ansprüchen bei der Tierhaltung und der Philosophie hinter der Hofmetzgerei. Dabei ist unschwer zu erkennen, wie viel Herzblut in dem Hof steckt - etwa wenn Hannes Kirmair erklärt, wie die Lebensumstände der ungefähr 250 Schweine an das Klima angepasst werden: Im Winter schützen sogenannte Thermoboxen, die sich durch die Körperwärme der Tiere in der Nacht auf 20 bis 25 Grad erwärmen, vor Kälte. In den Sommermonaten hingegen wird auf den Sonnenschutz der Tiere geachtet. Mit einer "Sprühnebel-Anlage" wird eine Kühlungsmöglichkeit geboten, spezielle Sonnensegel beugen Sonnenbränden vor. "Manchmal sind wir in dieser Hinsicht mehr Kindergärtner als Landwirte", sagt Hannes Kirmair und lacht.

Germering: Auch die Verkehrsschildersammlung gibt es zu besichtigen.

Auch die Verkehrsschildersammlung gibt es zu besichtigen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Tatsächlich wirkt es nahezu liebevoll, wenn er erzählt, wie die Familie auf die Gewohnheiten ihrer "Langschläfer" Rücksicht nimmt oder wie er die Schweine beim Schlachten mit dem Klang seiner Stimme beruhigen kann. An der artgerechten und respektvollen Haltung der Tiere auf dem Stanishof zweifelt knapp eine Stunde später wohl niemand mehr. Natürlich wollen die Teilnehmer anschließend noch einen Blick in die Hofmetzgerei werfen, in der die Familie eine Auswahl regionaler Produkte anbietet - etwa Pizzamehl, Butterbrotsalz und Eierlikör.

Die letzte Station des Abendspazierganges führt die Gruppe auf das Gelände des Brauhauses. Gerhard Blahusch, Holger Dietz und Harald Heitmeir sprechen über Themen wie das Brauen, Abfüllen und Lagern ihres Bieres und erzählen, welche Geschichte sich hinter der Entstehung des Germeringer Brauhauses verbirgt. Im Gärkeller findet schließlich zur allgemeinen Freude zwischen den riesigen Fermentern eine Kostprobe statt. Als die dreistündige Veranstaltung schließlich um 21 Uhr endet, zeigt sich Oberbürgermeister Haas begeistert: Er lobt nicht nur die Organisation durch das Stadtmarketing-Team, sondern freut sich außerdem über das Interesse der Bürger. "Das schreit nach einer Wiederholung", sagt er.

Tatsächlich soll die Veranstaltung "Hereinspaziert" künftig fest in Germering etabliert werden, sagt Petra Tech. Der nächste Termin ist für das Frühjahr 2022 angesetzt.

Die Frage, welchen der drei Betriebe er persönlich am interessantesten gefunden habe, kann Oberbürgermeister Haas nicht beantworten, gesteht dann jedoch lachend: "Aber sind wir mal ehrlich - es ist schon toll, dass es hier Bier gibt!" Das scheinen viele der Anwesenden genauso zu sehen und lassen den Abend in einer geselligen Runde mit der Verkostung weiterer Getränke ausklingen.

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