"Ich bin mir sicher, dass die Sache geklärt wird und der Verein nach dem 23. Juni nicht ohne Präsidium dasteht", hatte Herbert Böck vor ein paar Wochen gesagt. Er sollte Recht behalten. Ganz in seinem Sinne freilich entwickelte sich die Suche nach einer neuen Vereinsführung beim Sportclub Unterpfaffenhofen-Germering dann doch nicht, denn Böck wurde am Dienstagabend zu seinem eigenen Nachfolger gewählt. Das hatte er eigentlich vermeiden wollen, und so sagte der 59-Jährige kurz nach seiner einstimmig erfolgten Wiederwahl: "Das ist kein glücklicher Tag für mich." Für den Verein freilich schon, denn der hat damit wieder eine Zukunft.
Beim ersten Versuch, ein neues Präsidium zu wählen, hatte sich Wochen zuvor niemand gefunden, die Posten des ersten und zweiten Vorsitzenden zu übernehmen. Herbert Böck und sein Stellvertreter Herbert Schäffer hatten nicht mehr kandidiert. Die Versammlung endete damals ohne Ergebnis. Das Vereinsrecht sieht in solchen Fällen einen zweiten Versuch wenige Wochen später vor. Doch auch am Dienstag sah es im Vereinsheim an der Bertha-von-Suttner-Straße lange danach aus, als würde es keine Lösung geben.
Auf seiner Internetseite hatte der Verein eigens eine Art Stellenbeschreibung veröffentlicht, die nach Kandidaten "mit diplomatischem Geschick, Konfliktfähigkeit, organisatorischem und koordinativem Geschick, Persönlichkeit sowie Kenntnis über die Strukturen und Aufgaben des Vereins" suchte. Angesprochen fühlte sich niemand. Auch die Aufrufe von Robert Baumgartner, dem Sportreferenten des Stadtrats, der an diesem Abend die Wahlleitung übernahm, verhallten ungehört. Baumgartner versuchte es als erstes beim Amtsinhaber, doch Herbert Böck blieb erst mal standhaft: Er sei seit 31 Jahren ehrenamtlich tätig und "weit mehr als 10 000 Mal da hinter gefahren", sagte er und deutete in Richtung des Vereinsgeländes. Schon bei der Wahl vor zwei Jahren habe er angekündigt, dass es die letzten zwei Jahre sein würden. Auch einen Tausch zwischen erstem und zweitem Vorsitzenden hatten die beiden Führungskräfte im Vorfeld durchgesprochen, aber auch Vizepräsident Schäffer mochte sich nicht für eine weitere Wahlperiode überreden lassen. Gleichwohl machte Böck deutlich, dass die Existenz des SCUG als übergeordneter Instanz für die Abteilungen wichtig sei, denn sämtliche Verträge mit der Stadt würden nur mit dem Hauptverein geschlossen.
Wahlleiter Baumgartner ließ nicht locker: "Ich höre hier nicht auf zu reden, bis eine Hand hochgeht." Es fielen weitere Namen: Heinz Nitsche, Mike Jäger. Die Kandidaten lehnten ab. Dann unterbrach Baumgartner die Sitzung für eine Viertelstunde, um den Versammelten anschließend die Folgen einer Nichtbesetzung der Führungsämter aufzuzeigen: Das Gericht würde einen Notvorstand einsetzen, "zumeist einen Juristen, der dann die Geschäfte übernimmt". Keine der Abteilungen würde dann mehr handlungsfähig sein. Und wenn bei einer weiteren Versammlung immer noch kein Nachfolger gefunden würde, müsse der Verein aufgelöst werden.
Die kurze Hinterzimmerberatung zeitigte auch einen Plan B, denn Baumgartner verkündete nun, dass man einen Kandidaten für das Präsidentenamt habe und jetzt nach einem Stellvertreter suche. Schließlich erklärte sich Dirk Weidemann, 52, bereit, den Posten zu übernehmen. Helmut Pantke, 72, wird das Präsidium als nicht gewähltes Mitglied unterstützen. Unter diesen Umständen ließ sich auch Herbert Böck noch einmal wählen, freilich nicht, ohne seine Enttäuschung darüber kund zu tun, dass "sich unter 1700 Mitgliedern keiner findet". Die Arbeit in seiner Elektroinstallationsfirma gebe die viele Zeit für den Verein eigentlich gar nicht her, sagte Böck, aber: "Mein Herz hängt halt an diesem Verein. Und ich möchte nicht in der Zeitung lesen: Der SCUG taumelt führungslos durch die Gegend."