Germering:Auch ohne Auto stets mobil

Lesezeit: 3 min

Auf der Fahrt von Germering nach Fürstenfeldbruck hat im Februar ein Mann vor einer 19-Jährigen onaniert. Die Polizei sucht noch nach dem Täter. Im März waren zwei Mädchen betroffen. (Foto: Günther Reger)

Die Stadt Germering baut das Busangebot aus. Nach dem Ende der Bauarbeiten am Kleinen Stachus im Herbst werden die Linien 856 und 858 verlängert. Mit der Einführung des Ruf-Taxis kann im nächsten Jahr erstmals im Personennahverkehr ein 24-Stunden-Service angeboten werden

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Mehr als 680 000 Euro schießt die Stadt Germering in diesem Jahr für ihre Buslinien zu. Trotzdem herrscht bei den Bürgern Unmut darüber, dass sie an Wochenenden und abends nach 20 Uhr keinen Bus vorfinden, der sie zum Beispiel von der Peripherie Germerings zu den beiden S-Bahnstationen bringt. Deshalb war der Stadtrat auch kürzlich in Klausur gegangen, um sich in Sachen Busverkehr "neue Ziele" zu setzen und über eine "Ausweitung der Fahrzeiten" zu diskutieren. Erste Ergebnisse der Klausur wurden jetzt im Werkausschuss des Stadtrates mit einer neuen Streckenführung der Buslinien 856 und 858 einhellig verabschiedet und sollen bereits im Oktober umgesetzt werden.

Die Fahrzeiten anderer Buslinien sollen ebenfalls ausgeweitet und zusammen mit dem Ruf-Taxi demnächst öffentlichen Nahverkehr an 24-Stunden täglich garantieren. Mit dem Ende der Baustelle am Kleinen Stachus werden die Linien 856 und 858 um zusätzliche Haltestellen erweitert udn sie fahren teilweise auf anderen Strecken. Der Bus 856 wird dann Am Forst/Neue Gautinger Straße im Süden starten und über Unterpfaffenhofen zur S-Bahn Germering fahren. Dort endet er nicht mehr, sondern fährt an der Stadthalle entlang zur Industriestraße zur neuen Haltestelle bei dortigen Discountern.

Der bisherige Mini-Stadtbus 858 der zwischen Rathaus und Waldfriedhof verkehrt, wird über die Hörwegstraße zum Einkaufs- und Kinozentrum (GEP) erweitert und von einem 15-Minuten-Takt auf einen 20-Minuten-Takt umgestellt. Die Verkehrszeiten beider Busse werden von Montag bis Freitag bis 21 Uhr und samstags bis 16 Uhr ausgeweitet. Durch diese Verlängerung der Linie 856 zu Aldi und Lidl entfällt die umstrittene Durchfahrt durch die Fichtenstraße mit der Haltestelle Weidenstraße. Nur so ist der 20-Minuten-Takt einzuhalten. Zwei Besucher der Sitzung aus der Fichtenstraße, die zur dortigen Protestgruppe gegen die Durchfahrt des Busses gehören, verließen hinterher gut gelaunt den Saal. Der bisherige Mini-Stadtbus 858, den viele Germeringer wegen des Mangels an Fahrgästen als "Geisterbus" bezeichnen, soll mit der Anbindung ans GEP und dem dortigen Kino endlich zum Leben erweckt werden. Verkehrszählungen haben ergeben, dass der 858 im März 2014 lediglich 81, aber ein Jahr später bereits 142 Fahrgäste am Tag transportierte. Die Anbindung ans GEP über die Leipziger Straße kostet aufgrund der Taktverlängerung pro Jahr nur 3000 Euro mehr.

Der Bus 856 könnte zusätzlich zu den Discountern zukünftig auch noch die Runde zum GEP machen. In Zusammenarbeit mit Hermann Seifert, dem Experten den öffentlichen Nahverkehr im Landratsamt, hatten die Germeringer Stadträte diverse Varianten erarbeitet, wie der Busverkehr zum Fahrplanwechsel im Dezember und ein Jahr später gestaltet werden soll.

Auch für die Linien 851 und 857 zum S-Bahnhof Harthaus ist mittelfristig eine Haltestelle am GEP vorgesehen. "Mal schauen, wo die Leute herkommen, die ins Kino gehen", meinte Seifert und schlug eine Umsetzung für den Dezember 2016 vor. "Da haben wir dann auch die konkrete Summe der Einnahmen aus dem Jahre 2015 vorliegen", sagte OB Andreas Haas (CSU). Er plädierte ebenfalls für 2016. Spätestens bis dahin ist daran gedacht, die Betriebszeiten beider Linien montags bis freitags auf 21 Uhr und samstags von 5.30 bis 16 Uhr auszuweiten. Auch bekommt der Bus 857 eine zusätzliche Haltestelle an der Ecke Leipziger-/Münchner Straße für GEP-Kunden, obwohl der Bus schon 150 Meter entfernt in der Leipziger Straße hält. Der Bus 851 transportiert übrigens 1730 Fahrgäste pro Tag, der 857 sogar 1832. "Besonders die Schleife des 851 zur Kriemhildenstraße wird jetzt gut angenommen", sagte Seifert. Hier zeige sich, dass man "einen langen Atem und drei Jahre Vorlaufzeit brauche". Die Steigerung der Fahrgastzahl durch den Expressbus von Bruck nach Germering auf 3528 findet Seifert gewaltig.

Seit dem 1. April löst im Landkreis schrittweise das "Ruf-Taxi" das Anruf-Sammeltaxi ab. Fährt kein Bus mehr, kann von 2016 an auch in Germering das Ruf-Taxi mit 45 Minuten Vorlaufszeit zur S-Bahnstation bestellt werden. Es fährt dann die jeweilige Buslinie ab. Die Kleinbusse sind ins MVV-System eingebunden und verkehren bis 24 Uhr alle 20 Minuten und von Mitternacht bis sechs Uhr morgens jede Stunde. Wer eine entsprechende MVV-Fahrkarte hat, zahlt nichts. Im nächsten Jahr werde es einen flächendeckenden 24-Stunden-Service geben, versicherte Seifert.

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK