Germering:Akribische Arbeit auf dem Parkett

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Schneller Quickstep und Wiener Walzer sind beileibe kein Kinderspiel. Beim Besuch des TSV-Frühlingsturniers wird deutlich, dass sich die Tänzer in den Seniorenklassen die Anstrengung aber nicht anmerken lassen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Entspannt wirken muss das Tanzpaar. Am besten ist es, wenn die Partnerin strahlt und ständig lächelt. Die Anstrengung, die ein schneller Quickstep jedem Paar in eineinhalb Minuten bereitet, soll möglichst nicht sichtbar werden und den Wertungsrichtern verborgen bleiben. Das ist sehr einfach gesagt, denn beim Quickstep sind 60 Takte pro Minute vorgegeben oder beim Wiener Walzer sogar 62. "Das macht bei zwei bis drei Metern pro Takt etwa einen 180-Meter-Lauf aus", erklärt Michael Saumweber, der Leiter der Tanzsportabteilung im TSV Unterpfaffenhofen-Germering (TSV UG). Die Seniorentanzpaare beim TSV-Frühlingsturnier bringen in den Finalrunden des Standardturniers den anstrengenden Quickstep, mit den geforderten Hüpfeinlagen, aber scheinbar ohne Anstrengung hinter sich.

"Das soll alles auch noch in perfekte Tanzhaltung passieren, so Saumweber, "da geht es nicht, wie bei einem 800-Meter-Lauf in der Leichtathletik, dass die Akteure im Ziel keuchend am Boden liegen." Der schnelle Quickstep ist nach Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer und Slowfox immer der letzte Standardtanz. Auch Reinhard und Dorothea Hysek, aus Salzburg nach Germering angereist, haben beim TSV-Turnier alle fünf Standardtänze, inklusive Quickstep, problemlos durchgestanden und belegen Platz vier. Das ist umso erstaunlicher als die Hyseks beide 67 Jahr alt sind. Mit 63 Jahren haben sie erst mit dem Turniertanz begonnen. "Den Quickstep haben wir locker absolviert, erzählt Reinhard Hysek. "Wir trainieren dreimal pro Woche."

Ein Traum in bunt: Die farbenprächtigen Kleider der Tanzpartnerinnen. (Foto: Günther Reger)

Die Österreicher sind sehr angetan von der lebhaften Unterstützung der Zuschauer in der TSV-Mehrzweckhalle. Nicht nur sie empfinden dies als sehr motivierend, auch die heimischen Tanzpaare profitieren davon. Vorneweg Eckart, 55 und Adelheid Forster, 55, die das Standardturnier der Senioren II-B überlegen gewinnen. Ihr intensives Training hat sich gelohnt. Alle Tänze gelingen ihnen nahezu perfekt. Auch Johannes, 56 und Karin Junger, 54, vom TSV UG haben Grund zur Freude. Sie belegen bei den Senioren III-B den dritten Platz. "Wir sind total glücklich, das hatten wir so nicht erwartet", meint Johannes Junger hinterher. Dabei hat das Ehepaar, das fünfmal die Woche trainiert, beim ersten Standardtanz, dem Langsamen Walzer, so etwas wie einen Fehlstart, als das Paar kurzzeitig aus dem Takt gerät - und das den Wertungsrichtern nicht verborgen bleibt. Karin Junger: "Da darf man nicht panisch werden." Sie habe sofort reagiert und den Takt wieder aufgenommen.

"Seniorentanzsport ist in", sagt TSV-Tanzchef Saumweber, der sich über das beachtlich große Teilnehmerfeld in den vier Standardturnieren für die reiferen Altersklassen freut. Er selbst tanzt mit seiner Ehefrau seit einigen Jahren in der Senioren-III-Sonderklasse, der höchsten Amateurkategorie. "Tanzen ist akribische Arbeit", sagt Saumweber. "Es bedarf vieler jahrelanger Wiederholungen, dass der Körper die Bewegungen intuitiv umsetzt." Besonders die älteren Tanzpaare bringen offenbar diese Ausdauer mit.

Perfekte Haltung, ausdrucksstarker Vortrag - und vor allem dieser Eindruck der Mühelosigkeit: Johannes und Karin Junger vom TSV Unterpfaffenhofen. (Foto: Günther Reger)

Saumweber führt den Aufschwung im sportlichen Seniorentanzen auch auf die Lebensumstände der Beteiligten zurück: "Die Kinder sind aus dem Haus und die Paare haben einfach mehr Zeit." In der Altersklasse von 25 bis 39 Jahren fehle es entsprechend an Tanzpaaren im Standardtanzen. Weder der TSV UG noch der renommierte Nachbarklub Alemana Puchheim haben zurzeit ein Standardpaar in der Hauptgruppe bis 30 Jahre. Beim Lateintanzen sind die Tänzerinnen und Tänzer dagegen noch wesentlich jünger. Doch auch hier waren bei den beiden Wettbewerben in der Hauptgruppe D und C im Rahmen des TSV-Frühlingsturniers nur zwölf Paare am Start.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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