Germering:AfD streitet weiter

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Bei einer Veranstaltung in Germering wird Parteigründer Lucke attackiert. Vor der Halle demonstrieren 30 Menschen

Von Peter Bierl, Germering

Gegen eine Veranstaltung der Alternative für Deutschland (AfD) haben mehr als 30 Menschen am Mittwochabend vor der Stadthalle in Germering protestiert. Während sich Mitglieder der Grünen, der Linken und der Initiative "Vielfalt statt Einfalt" vor dem Haupteingang versammelten, benutzten die meisten Mitglieder und Besucher der AfD einen Seiteneingang. Im Saal widmeten sich die Europaabgeordnete Beatrix von Storch sowie der Kreisvorsitzende Florian Jäger ihren innerparteilichen Gegnern. Zwei Mitgliedern der Grünen wurde der Zutritt zur AfD-Veranstaltung verwehrt.

AfD-Gegner demonstrieren vor der Halle für Vielfalt in Germering. (Foto: Günther Reger)

Ein halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung versammelten sich die Demonstranten auf dem großen Platz vor der Stadthalle, begleitet von zwei Polizisten. Der Landesvorsitzende der bayerischen Grünen hielt eine kurze Rede, in der er die AfD, aber auch die CSU kritisierte. Vertreter der AfD zeigten einen "klaren Willen zur Ausgrenzung", sagte Eike Hallitzky. Auch die CSU "zündelt am rechten Rand", meinte er mit Verweis auf Äußerungen zum Thema Asyl. Nach einer knappen halben Stunde zogen die Demonstranten zu dem Eingang, der vom Parkplatz in die Stadthalle führt und den die meisten Besucher der AfD-Veranstaltung benutzten.

Beatrix von Storch wirft Bernd Lucke vor, eine Partei in der Partei gegründet zu haben. (Foto: Günther Reger)

Vor dem Amadeus-Saal hatte die AfD zwei Herren in dunklen Jacken postiert, die alle Ankömmlinge musterten und Manuel Eberhardt, den Kreisvorsitzenden der Jungen Grünen, sowie Lena Liesenhoff, die Sprecherin des Brucker Kreisverbandes stoppten. Ihnen wurde der Zutritt verwehrt mit dem Hinweis, sie stünden nicht auf der Gästeliste, berichteten die beiden. Der AfD-Kreisvorsitzende eröffnete die Veranstaltung, ohne die Proteste zu erwähnen. Er sei stolz auf den guten Besuch, eingefunden hatten sich etwa 80 Personen. Jäger warf dem Parteigründer Bernd Lucke vor, dieser habe "mit Ressourcen der Partei eine Partei in der Partei gegründet". Storch sagte, dessen Idee, nur einen statt drei Vorsitzende zu haben, sei "grundsätzlich kein falscher Gedanke", bloß fehle das Programm und Lucke habe erklärt, er könne die Partei nur führen, wenn sie seinem Programm folge. Storch referierte detailliert die Satzungsquerelen bei den Rechtspopulisten und zitierte aus E-Mails von Lucke. Recht bald gelangte sie zu der Erkenntnis: "Das klingt alles sehr trocken."

Ursprünglich sollte Schriftsteller Akif Pirinçci auftreten, der mit Sprüchen gegen Migranten, Homosexuelle und Frauen aufgefallen ist. Pirinçci war wiederholt Gast bei rechten Gruppen, darunter der Burschenschaft Frankonia in Erlangen. Er konnte wegen einer Erkrankung nicht kommen, weswegen von Storch einsprang.

Im Saal lagen ein Flyer der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit aus sowie eine Zeitschrift, in der die Fraktion um Lucke angegriffen wird und seine Gegner zum Parteitag der AfD in Essen mobilisieren. Dort könnte Anfang Juli ein Showdown zwischen den verfeindeten Flügeln stattfinden. Die Demonstranten vor der Stadthalle sahen dagegen kaum Unterschiede zwischen den AfD-Flügeln. Hallitzky verwies auf einen Ausspruch Luckes, wonach Einwanderer den Bodensatz der Gesellschaft darstellten. Das sei widerliche Hetze. Solchen Leuten dürfe man nicht den öffentlichen Raum überlassen und müsse dem "braungefärbten Populismus ein klares Nein" entgegensetzen.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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