Germering:Absage ans Schwitzvergnügen

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Die Germeringer SPD scheitert mit Vorstoß für eine Sauna im Hallenbad

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Das überrascht: Die SPD profiliert sich im Germeringer Stadtrat. Sie hat sich in der Diskussion um die Erweiterung des Hallenbads um ein Lehrschwimmbecken auch für eine Sauna stark gemacht, fehlt doch in der Großen Kreisstadt eine öffentliche Sauna. Die SPD-Stadträte argumentierten so leidenschaftlich für das vergnügliche Schwitzen, dass man meinen konnte, sie ist die Sauna Partei Deutschlands. Trotzdem wurde ihr überaus beachtlicher Einsatz von einer großen Mehrheit im Stadtrat zurückgewiesen. Die setzte mit dem Anbau eines Lehrschwimmbeckens und einem kleinen Pool für Eltern mit Kindern für etwa 5,1 Millionen Euro Baukosten andere Prioritäten. Beides soll Mitte 2018 in Betrieb gehen. Das alte Lehrschwimmbecken in der Wittelsbacher Schule wird im Juli 2017 abgerissen.

Es fehlte vor allem an einer gutachterlichen Rückendeckung für den SPD-Vorschlag, am gegenwärtigen Standort des Hallenbades eine Sauna anzubauen. "Wir empfehlen das dort nicht", sagte Thomas Meier von der Beratungsfirma GMF aus Neuried, die 20 Bäder betreibt. Auf dem Areal des Hallenbades fehle der Platz, um eine attraktive Saunalandschaft mit Außenbereich betreiben zu können. "Eine Sauna rechnet sich erst ab 25 000 bis 30 000 Besuchern pro Jahr", erklärte Meier. Aber auch nur, wenn man den Kapitaldienst für die Investitionskosten nicht mitrechne. In die kleinere Sauna im Keller des Hallenbades, die 2008 geschlossen wurde, kamen zuletzt lediglich 15 000 Besucher im Jahr. "Die entsprach jedoch dem Stand von vor 30 Jahren", so Meier. Der Bedarf für eine größere Sauna in Germering wäre an einem passenden Standort durchaus vorhanden. Dazu gehöre seiner Erfahrung nach auch ein "zwingend notwendiger" Gastronomiebereich. Der lohnt sich laut Meier, weil an anderen Bäderstandorten durchschnittlich sechs Euro pro Saunagast umgesetzt würden.

Als Alternativstandort für eine Sauna in Germering käme nur das Gelände des abgelegenen Freibades in Frage. Mit dieser Option wollten sich CSU, Grüne und FDP-Einzelkämpfer Peter Klotz an dem Abend nicht beschäftigen. Trotzdem ließen die SPD-Sauna-Befürworter nicht locker und entfachten eine etwa einstündige Diskussion. "Wenn wir die Sauna verschieben, kommt sie überhaupt nicht", hob Helmut Ankenbrand (SPD) an. Er plädierte für eine Sauna ohne Gastronomie. SPD-Fraktionssprecher Robert Baumgartner wollte partout nicht einsehen, dass der Platz im Westen, angrenzend an den Fußballplatz des SV Germering, nicht für eine Sauna ausreicht. "Die Bürger wünschen sich keine große Saunalandschaft", war sich Tinka Rausch (SPD) sicher. Sie warb für eine abgespeckte Variante. Ebenso ihre Fraktionskollegin Eike Höppner, sie favorisierte die Auferstehung der einstigen Kellersauna.

Der Gegenwind blieb nicht aus, hatte die Beratungsfirma für eine Saunalandschaft mit Gastronomie bis zu fünf Millionen Euro Baukosten veranschlagt. "Was können wir uns neben Lehrschwimmbecken und Eltern-Kind-Bereich noch leisten", fragte OB Andreas Haas (CSU) in die Runde. "Wir brauchen keine kleinkarierte Lösung um jeden Preis", assistierte ihm CSU-Stadträtin Sonja Thiele. Barbara Hagmann (Grüne) gab wie Peter Klotz (FDP) dem Lehrschwimmbecken den Vorrang. So fiel der SPD-Antrag mit 11 von 40 Stimmen durch. Das neue Lehrschwimmbecken mit Wasserattraktionen und das Eltern-Kind-Becken billigten dagegen alle Politiker.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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