Germering:Abgehängt

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Großbaustelle mitten in der Stadt: Der Kleine Stachus in Germering bleibt in den kommenden Monaten für den Verkehr gesperrt. (Foto: Günther Reger)

Die Sperrung des Kleinen Stachus beschert Germeringer Geschäftsleuten Einbußen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Seit einer Woche ist der Kleinen Stachus in Germering wegen Umbauarbeiten für den Verkehr für ein halbes Jahr komplett gesperrt. "Die Abbrucharbeiten laufen schneller als geplant", berichtet Alexander Söllner vom mit der Bauleitung beauftragten Ingenieurbüro. Beschwerden der Einzelhändler aus der abgehängten Otto-Wagner-Straße gab es bei der Stadt offenbar noch keine. "Es ist relativ ruhig", meint Stadtbaumeister Jürgen Thum. Eine Zufallsumfrage ergibt jedoch ein etwas anderes Bild. Einige Geschäftsleute beklagen bereits Umsatzeinbußen.

Fünf Straßen führen am Kleinen Stachus zusammen. Alle sind seit dem 7. April kurz vor der Einmündung auf den 5000 Quadratmeter großen Platz für den Autoverkehr gesperrt worden. Bauzäune, einige mit weißer Kunststofffolie bespannt, leiten die Besucher zu Fuß um den Platz herum. Auf dem Baugelände hebt Bagger Erde aus. Stadtarchäologe Marcus Guggenbiehl achtet mit Argusaugen darauf, ob geschichtlich Relevantes unter der Erde auftaucht. Bisher hat er jedoch nichts entdeckt. Von der Unteren Bahnhofstraße aus gelangen Kunden über die Kleinfeldstraße relativ flott zu den Geschäften in der Otto-Wagner-Straße. Von der Hartstraße aus ist der Fußweg wesentlich länger. Radfahrer müssen bei der Umrundung des schmalen Weges um die Baustelle herum absteigen. So schreiben es die dort angebrachten Verkehrsschilder vor. Die Polizei kontrolliert dieses Verbot offenbar regelmäßig und hat schon mehrere Radfahrer, die sich nicht daran halten, mit einer 15 Euro teuren Verwarnung belegt.

Die Sperrung für Fahrzeuge gilt ein halbes Jahr. Ende September, so der Plan, soll der "Kleine Stachus", für dessen Umbau die Stadt 1,8 Millionen Euro ausgibt, im neuen Glanz erstrahlen. Bis dahin werden Autos und Busse umgeleitet. So ist zum Beispiel die Germeringer Einkaufsmeile in der Otto-Wagner-Straße von der Landsberger Straße aus nur mit einem Umweg über die Kreuzlinger Straße und Friedensstraße erreichbar. Von der Spange führt der Weg dorthin nur über die Waldstraße. Trotzdem landen noch viele Autofahrer, besonders Ortsunkundige, vor der Baustellenabsperrung und müssen sich einen anderen Weg suchen. Nicht alle Navigationsgeräte haben offenbar dieses Hindernis bereits registriert.

Auch Ortskundige fahren häufig noch an die Baustelle heran, um dort zu parken und ihre Einkäufe zu Fuß zu erledigen. Doch daraus resultiert ein weiteres Problem: der Mangel an Parkplätzen. Für die Zeit des Umbaus wurden mehrere der Parkplätze gestrichen. "Die Einbuße ist spürbar", beklagt sich Klaus Traimer vom Fanshop in der Otto-Wagner Straße und legt nach: "Vorher war es hier scheintot und jetzt ist es ganz tot." Traimer hat viele auswärtige Kunden, die mit der Straßensperrungen nicht mehr zurechtkämen. Zudem hätte sich die Parkplatzsituation in der Otto-Wagner-Straße weiter verschlimmert. Die sei jedoch auch hausgemacht, weil viele Ladeninhaber oder deren Angestellten auf Kundenparkplätzen parken würden.

Auch im Schreibwarengeschäft von Nils Hoffendahl in der Otto-Wagner-Straße 5 ist weniger los als sonst. "Den Kunden ist es eindeutig zu umständlich geworden, so weit zu laufen", klagt Hoffendahl. "Jetzt haben wir drei Baustellen hier, demnächst kommt noch eine dazu", ergänzt er. Sonja Moral, Inhaberin von Bingo-Jeans in der Otto-Wagner-Straße 5, sieht die Lage entspannter. "Ich hatte auch Befürchtungen, aber die Kundschaft ist ungefähr gleich geblieben", sagt sie.

Das von der Stadt zugesagte "Bauzaunmarketing" soll noch in dieser Woche anlaufen. "Es werden zwei große Bauzaunbanner aufgehängt", kündigt Petra Tech vom Büro für Wirtschaftsangelegenheiten der Stadt an. Es soll darauf einen Verweis auf die Händler in der Otto-Wagner-Straße geben. "Wir sind auch während der Baustellenzeit für sie da", soll darauf stehen. Traimer und Hoffendahl haben kaum Hoffnung, dass das die Lage verbessert. Sie fühlen sich auch von der Stadt abgehängt. "Beim Bau vom Germedicum gab es wenigstens eine Einbahnstraßenregelung", sagt Klaus Traimer. Ähnliches hätte er sich auch bei der Baustelle am kleinen Stachus erwartet. Da habe wohl bei der Stadt der Wille gefehlt.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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