Germering:500 Bäume für das Klima

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Junge Klimaaktivisten pflanzen im Germeringer Stadtwald mit dem Förster heimische Gehölze

Von Kim Romagnoli, Germering

Wenn Bruno Butz an Demonstrationen von Fridays for Future teilnimmt, beschriftet er seine Plakate mit Forderungen wie "Klimaschutz - weil Baum". Liegt eine Begründung auf der Hand, wird sie in der Jugendsprache gerne durch die Floskel "weil Baum" ersetzt. Das betont die Selbstverständlichkeit der Aussage. Selbstverständlich ist für Butz, dass er seine Forderung durch aktives Handeln umsetzen muss. Deshalb hat der 22-Jährige seinen eigenen Plakat-Slogan genutzt und mit Walter Pabst von Ohain, dem verantwortlichen Förster für den Stadtwald Germering, eine Pflanzaktion organisiert. Gemeinsam haben sie das Projekt geplant, bei dem im Sinne des Klimaschutzes 500 Bäume gepflanzt werden sollen.

Auf der 1100 Quadratmeter großen Fläche südlich des Parsbergs versammelt sich am Mittwoch, in den Ferien, eine tatkräftige Gruppe aus etwa zwanzig Schülerinnen und Schülern und Studierenden. Sie gehören zu Fridays for Future und dem Bündnis Zukunft Germering - ehemals Germering for Future. Dabei sind auch Vertreter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck.

"Die beste Zeit, um Bäume zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren," sagt Butz in seiner Begrüßungsrede. "Die zweitbeste Zeit ist genau jetzt."

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(Foto: privat)

Bruno Butz von Bündnis Zukunft Germering (rechts im Bild) hat die Aktion mit organisiert. Pflanzaktionen sind für den 22-Jährigen das Coolste, was man gegen den Klimawandel tun kann. Für den Studenten Stephan Buchberger ist die Pflanzaktion eine neue Erfahrung.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Bevor die Bäumchen gepflanzt werden können, werden die Wurzeln eingekürzt.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit Hohlspaten werden sie in die Erde gesetzt.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Kubikmeter Holz kann bis zu eine Tonne Kohlendioxid speichern.

Die Dringlichkeit solcher Aktionen betont auch die siebzehnjährige Sonja Ziegler, als sie, stellvertretend für die Münchner Fridays-for-Future-Bewegung, das Wort ergreift. Mit Besorgnis blicke sie auf die aktuellen Beschlüsse der Klimakonferenz in Glasgow: "Deutlich wird daraus, dass Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger immer noch lieber reden als zu handeln. Genau deshalb wollen wir heute selbst tätig werden."

Warum dem Wald eine zentrale Rolle im Klimaschutz zukommt, erklärt Franz-Josef Mayer, Leiter des AELF Fürstenfeldbruck: "Der Wald ist einerseits unmittelbarer Betroffener des Problems, leistet andererseits aber auch wertvolle Beiträge zu dessen Lösung." So könne ein Kubikmeter Holz bis zu einer Tonne Kohlenstoffdioxid speichern. Stefan Warsönke vom AELF betont die Sorgfalt, mit der solche Pflanzaktionen geplant werden müssen: "Es ist unsere Aufgabe, auf dem Wege der Beratung und Förderung die städtischen Wälder klimafreundlich zu gestalten." Hierfür müsse ein Umbau von der fichtengeprägten Monokultur hin zu einem artenreichen Mischwald stattfinden. "Ziel ist dabei auch die natürliche Verjüngung des Waldes." Dass in den Wäldern noch immer Fichten vorherrschen, sei insbesondere deshalb problematisch, weil diese Baumart mit den Folgen des Klimawandels nicht gut zurechtkomme. Der Stress, dem sie durch die zunehmende Trockenheit ausgesetzt sei, mache sie besonders anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Die Anpassung an veränderte Bedingungen falle anderen Baumarten deutlich leichter. Viele hielten aufgrund ihrer stabileren Wurzelwerke zudem Unwettern besser stand als die Fichte mit ihren flachen Wurzeln.

Im Anschluss an den theoretischen Teil sollen die Schüler daher eine Auswahl heimischer Laubgehölze, Elsbeeren, Stieleichen, Feldahornen und Sträucher wie Schlehe und Wildrose selbst pflanzen.

Bevor die jungen Aktivisten selbst zur Tat schreiten können, demonstrieren zwei Forstreferendare und zwei Projektmanager der Initiative Zukunftswald des bayerischen Forstministeriums kleinen Gruppen, wie das Pflanzen vonstatten geht.

Zuerst müssen die Wurzeln gekürzt werden, damit die Bäumchen gut anwachsen. Dann werden sie mit einem Hohlspaten in die Erde gesetzt und schließlich werden sie mit einer Hülle aus Kunststoff vor hungrigen Rehen und anderen Tieren geschützt. Bis zur Mittagspause machen sich die jungen Leute für das Klima Hände und Hosen schmutzig. Immer mehr türkisfarbene Wuchshüllen erscheinen auf der Pflanzfläche, die noch einige Stunden zuvor ein recht tristes Bild abgab, und lassen einen sichtbaren Fortschritt erkennen.

Walter Pabst von Ohain hat die Aktion organisiert. (Foto: privat)

Als sich die jungen Leute schließlich bei einer Brotzeit stärken und mit einer Tasse Tee aufwärmen können, betrachten sie das Zwischenergebnis ihrer Arbeit. "Mit dieser Aktion zeigen wir gemeinsam, welche konkreten Schritte unternommen werden können, um gegen Probleme wie Waldsterben vorzugehen. Und wir setzen damit ein starkes symbolisches Zeichen," sagt die 16-jährige Anna Volk.

Die Tatkraft der jungen Menschen lobt Manuela Kreuzmair (CSU), Germerings Zweite Bürgermeisterin, als sie am frühen Nachmittag zu der Gruppe stößt. Bemerkenswert findet sie den körperlichen Einsatz, den die Aktivisten "trotz dieser Temperaturen" erbringen.

Insgesamt fünfhundert Bäume und Sträucher hat Walter Pabst von Ohain organisiert. Da sich jedoch einige Schüler krank meldeten und andere für das Wetter und Bodenbeschaffenheit eher unpassend bekleidet erschienen, werden deutlich weniger gepflanzt. Das Fernsehteam des Bayrischen Rundfunks und andere Pressevertreter halten die jungen Leute von der Arbeit ab. Rund zweihundert Bäume - etwa einhundert weniger, als ursprünglich erwartet - werden schließlich bis zum Ende der Aktion gepflanzt. Laut Pabst von Ohain ist das dennoch eine "gute Leistung". Die restlichen der 30 bis 80 Zentimeter hohen, ein- bis zweijährigen Pflanzen sollen in den nächsten Tagen in den Boden gebracht werden. Um die langfristige Pflege der Laubbäume wird sich Pabst von Ohain kümmern, die Schüler sollen durch regelmäßige Projekte langfristig an der Entwicklung beteiligt werden. Sie könnten etwa die Wuchshüllen wieder entfernen, wenn sie nicht mehr nötig sind.

Organisator Bruno Butz ist mit dem Ergebnis der Aktion sehr zufrieden. Er hofft, dass künftig vergleichbare Veranstaltungen in einem größeren Rahmen stattfinden können. Schließlich seien solche Pflanzaktionen "das Coolste, was man für den Klimaschutz machen kann".

© SZ vom 06.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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