Geothermie:Hartnäckigkeit zahlt sich aus

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Nach einer Aufbruchsstimmung im Jahr 2005 sind bayernweit Geothermieprojekte schnell wieder aufgegeben worden. In Puchheim allerdings ist man am Ball geblieben - eine Entscheidung von der die Stadt nun profitieren könnte

Von Peter Bierl

Die Geothermie löste 2005 in Südbayern eine Goldgräberstimmung aus. Private Investoren und Kommunen versprachen sich sichere Gewinne aus einigen Tausend Meter Tiefe. Das heiße Wasser sollte Häuser heizen und Strom produzieren. Selbst die Grünen schwärmten von einer sauberen Form der Energiegewinnung. Etwa 40 Projekte wurden angekündigt, wegen der Bergrechte, die das bayerische Wirtschaftsministerium zuteilt, gab es Knatsch unter Nachbarn. Der damalige Puchheimer Bürgermeister sicherte sich einen Claim auf Gröbenzeller Flur, denn die Areale enden nicht an kommunalen Grenzen.

Von der Euphorie ist wenig geblieben.

Es gab Störfälle bei Bohrungen in Unterhaching. Bürger protestierten, etwa in Bernried und Utting, nachdem Erdbeben und Absenkungen des Bodens in der Schweiz und im Rheintal angeblich durch Bohrungen ausgelöst wurden. Vor allem erwies sich Geothermie als teuer, wegen dieser Bohrungen. Die Brucker Stadtwerke stiegen aus, weil das Projekt doch nicht so lohnend schien, Germering und Puchheim suchten vergebens nach Investoren, blieben aber am Ball.

Diese Hartnäckigkeit scheint sich nun auszuzahlen. In Puchheim könnten im nächsten Jahr die ersten Bohrungen stattfinden, Germering klärt gerade die Versicherungsfrage. Denn die Bohrungen bleiben riskant, auch wenn die Technik sich verbessert. Trotz der hohen Wahrscheinlichkeit heißes Wasser zu finden, die sich aus geologischen und seismologischen Untersuchungen ergibt, weiß man erst, was man kriegt, wenn man in Tausenden Metern Tiefe auf das Wasser gestoßen ist.

Insofern scheint der Puchheimer Bürgermeister einen Coup gelandet zu haben. Obwohl niedrige Öl- und Gaspreise derzeit alle anderen Energieformen wirtschaftlich an die Wand spielen, hat er Partner gefunden, die über den Tag hinaus denken. Dazu ist es gelungen, einen Modus zu finden, der dafür sorgt, dass das Restrisiko bei den Bohrungen nicht der Steuerzahler, sondern ein Unternehmen trägt, aber die Kommune im Erfolgsfall profitiert. Bleibt zu hoffen, dass Geothermie eine umweltfreundliche Energie ist, dass Bohrungen, Entnahme und Verpressen des Wassers keine Nebenwirkungen haben.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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