Gemeinsam Barrieren abbauen:Musikalische Inklusion

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Bei den Auftritten des Gospelchors ist schon das Miteinander der Mitwirkenden eindrucksvoll, wie bei der Präsentation des neuen Programms in der Kirche von Hebertshausen im Landkreis Dachau. (Foto: Caritas/oh)

Der vom Adventskalender der SZ geförderte Gospelchor der Caritas "Oh happy day" präsentiert sein neues Programm "It rocks me". Die 150 Mitgliedern wollen zeigen, dass Behinderte auf einer Bühne mitsingen können, wenn die Bedingungen stimmen

Von Viktoria Lack, Fürstenfeldbruck

Ein Gospelkonzert mit deutsch- und englischsprachigen Liedern aus Pop, Rock und Rap, und mit einem schauspielerischen Auftritt der "Bremer Stadtmusikanten" - das verspricht das Programm "Rocks Me", das der inklusive Gospelchor der Caritas Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung Dachau, Fürstenfeldbruck und Erding "Oh Happy Day" am Sonntag, 19. November, im Veranstaltungsforum Fürstenfeld präsentiert.

Der Chor, der vom Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung gefördert wird, tritt schon zum vierten Mal in Fürstenfeldbruck auf - immer am vorletzten Wochenende im November. "Das ist sozusagen das "Happy-Day-Wochenende", lacht Thilo Wimmer, Caritas Fachdienstleiter der Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung. Er wird am Sonntag den Konzertabend moderieren. Das Programm "Rocks Me" verspricht einen sowohl rhythmisch als auch emotional bewegenden Abend, der das Publikum nicht nur zum Tanzen bringen soll, sondern auch für das Thema Ausgrenzung sensibilisieren will. Deshalb auch das Schauspiel der Bremer Stadtmusikanten: "Überträgt man das Märchen auf uns Menschen, wird klar: Die vier Musikanten symbolisieren von der Gesellschaft ausgestoßene Menschen, die in der Gemeinschaft zusammen kommen und als Gruppe etwas Schönes kreieren", erklärt Wimmer.

Diesen Gemeinschaftssinn stellt auch das Projekt "Oh Happy Day" her: Jeder, der sich musikalisch an Inklusion beteiligen will, darf mitmachen. So entstand eine Gruppe von etwa 150 Mitgliedern, die sich aus Menschen mit und ohne Behinderung, Flüchtlingen, musikalischen Profis und Anfängern zusammensetzt und so - basierend auf den eigenen Stärken - ein buntes Bühnenprogramm zusammengestellt hat. Jeder bekommt eine Chance, sich einzubringen - sei es durch Gesang, ein Solo, Tanz oder Schauspiel. Die Sänger haben sich seit September unter Leitung von Ulrike Buchs-Quante, die das Projekt 2013 ins Leben rief, in Workshops auf die Konzerte vorbereitet. Buchs-Quante wird unterstützt von Dirigent Roger Hefele, Choreografin Stephanie Felber und Annette Placht, die für die Percussion zuständig ist. Nach zwei kleineren Auftritten in Hebertshausen und Nürnberg ist das zweistündige Konzert am Sonntag der erste große Auftritt. Ein weiterer Termin steht am Samstag, 2. Dezember, in der Sankt Paulskirche in München auf dem Plan. Die Veranstaltungsorte müssen gewisse Voraussetzungen erfüllen: "Das Konzert muss barrierefrei zugänglich sein. Wir können nicht von Inklusion sprechen, wenn nicht jeder teilnehmen kann", erklärt Wimmer. Neben Rollstuhlrampen tragen noch zwei weitere Extras zum Inklusionsziel der Gospelgruppe bei. Am Eingang erhalten Menschen mit Gehörproblemen eine Induktionsanlage, welche die Musik wie ein Hörgerät verstärkt. Außerdem wird das gesamte Konzert von einem Gebärdendolmetscher übersetzt. Begleitet werden die Sänger von der "Happy Day"-Band, auf Klavier, Saxofon, Bass, Posaune und Schlagzeug.

"Der Chor zeigt, dass Inklusion funktioniert, sobald man die Bedingungen dafür herstellt. Was im Gospelchor funktioniert, ist auch übertragbar auf andere Bereiche - vorausgesetzt, das Bewusstsein der Gesellschaft verändert sich", erklärt Wimmer. Eine solche Bewusstseinsveränderung beginne im Kopf und sei oft nur durch Emotionen möglich. Diese will der Gospelchor mit seinen Auftritten anregen. "Damit auch die Köpfe der Menschen bald alle barrierefrei sind", so Wimmer. Der Gospelchor der Caritas wurde bereits mit dem bayerischen Miteinander-Preis des Sozialministeriums ausgezeichnet.

Gospelchor "Oh Happy Day" im Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck, Sonntag, 19. November, Beginn: 19.30 Uhr. Einlass: von 19 Uhr an. Karten unter: www.muenchenticket.de oder beim Veranstaltungsforum

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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