Fußballverein in der Dauerkrise:Ettner-Gegner formieren sich

Lesezeit: 3 min

Thomas Griesgraber (r.) will den SC Fürstenfeldbruck künftig führen. Seine Mitstreiter sollen (von links) Fritz Algeier, Frank Lachner, Anton Preitsameter und Matthias Hörl sein. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die finanzielle Rettung des SC Fürstenfeldbruck hat den Verein nicht befriedet. Außenstehende monieren, dass dem Verein Steuergelder erlassen wurden. Im Inneren geht eine Opposition in die Offensive

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck/Maisach

Viel Unmut hervorgerufen hat die vorige Woche erfolgte Rettung des SC Fürstenfeldbruck. Dass über den Verein kein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, hat er unter anderem dem Steuerzahler zu verdanken, bekanntlich verzichteten Finanzamt und Stadt Fürstenfeldbruck auf Steuern in sechsstelliger Höhe. Die Stimmung in den sozialen Medien kippte schnell gegen den SCF, von "absoluter Frechheit" ist da die Rede und davon, dass die Entscheidung für jene Vereine, die ordentlich wirtschafteten, "ein Schlag ins Gesicht" sei. Herbert Thoma, der 13 Jahre lang dem deutlich größeren TuS Fürstenfeldbruck vorstand, trat aus Protest gegen die Steuererleichterungen für die Fußballer aus dem Brucker Sportbeirat zurück.

Auch vereinsintern ist noch keine Ruhe eingekehrt. Die Opposition geht nun in die Offensive, nachdem der amtierende Präsident Jakob Ettner die kürzlich bei der Jahreshauptversammlung turnusmäßig anstehenden Wahlen mit Verweis auf eine unklare Vereinssatzung kurzerhand abgesagt und sich damit auch seines Gegenkandidaten entledigt hatte. Ettner, der den Verein seit 2014 führt und nun die für die Rettung notwendige Summe organisiert hatte, musste seine Abwahl befürchten. Das mit der Wahl sei "nicht korrekt" gewesen, sagt deshalb Thomas Griesgraber, der Ettner an jenem Abend gerne als Vereinschef beerbt hätte, und kündigt an: "Wir werden uns nicht geschlagen geben."

Vergangenen Montagabend stellten sich Griesgraber und sein potenzielles Vorstandsteam im Bräustüberl Maisach vor, noch vor der Jahreshauptversammlung waren Namen von Kandidaten bestenfalls durchgesickert, aber nicht offiziell bekannt gegeben worden. Griesgraber ist wichtig zu betonen, dass das alles "nicht gegen Ettner" gerichtet sei, es gehe um den SCF. "Wir leben und lieben den Verein", ergänzt Anton Preitsameter, der einer von drei Vizepräsidenten werden möchte. Mit gerichtlicher Hilfe will man nun eine Wahl erzwingen. Dazu muss ein Fünftel der Vereinsmitglieder eine außerordentliche Mitgliederversammlung beim Registergericht am Amtsgericht München beantragen. Schon im April hatte eine Gruppe um den Ehrenpräsidenten Albrecht Huber und BBV-Stadtrat Karl Danke Gleiches versucht, Ettner war ihnen dann mit dem offiziellen Termin zur Jahreshauptversammlung am 17. Mai zuvorgekommen.

Schwierig könnte dabei werden, die offizielle Mitgliederzahl des Vereins herauszufinden, um das Fünftel zu bestimmen. Nicht alle von Abteilungen aufgenommenen Mitglieder seien in der Vergangenheit auch Mitglieder des Gesamtvereins gewesen sein, hatte Präsident Ettner moniert. Laut Stefan Knöchel, der in Griesgrabers Team als Geschäftsführer agieren soll, gibt es eine Gesamtmitgliederliste, auf die jeder Abteilungsleiter Zugriff hat. Knöchel räumt Reformbedarf ein, der Verein müsse sich deshalb eine Finanzordnung geben und seine Satzung überarbeiten.

Neben Preitsameter stellt Griesgraber Frank Lachner und Matthias Hörl als weitere potenzielle Vizepräsidenten vor, sie alle sind Spieler in der von Ettner kürzlich aufgelösten Altherrenfußballabteilung. Preitsameter, beruflich als Vertriebskoordinator bei der Outdoor-Modemarke Napapijiri tätig, sagt, die Auflösung sei nicht rechtens gewesen. Dagegen werde man vorgehen. Ihre Spiele trägt die Abteilung nach wie vor aus. Preitsameter möchte auch den Posten des Jugendleiters, den Vereinspräsident Ettner seit 2011 zusätzlich inne hat, übernehmen. Man brauche wieder ausgebildete Lizenztrainer und keine Eltern, die das Training leiteten, sagt er. Auch wolle m an in der Jugendabteilung Wertevermittlung und Außendarstellung verbessern. An diesem Donnerstag, 7. Juni, will sich das Team den Eltern der Nachwuchsabteilung vorstellen (19 Uhr, Brauhaus Bruck). Frank Lachner, Eigentümer einer Schreinerei und Fensterhändler, will sich als Vize vorwiegend um Gaststätte und Kunstrasenplatz kümmern. Dritter im Bunde ist Matthias Hörl, geschäftsführender Gesellschafter der Hörl & Hartmann Ziegelwerke Dachau. Fritz Algeier soll wieder Fußball-Abteilungsleiter beim SCF werden, was er Anfang des Jahrtausends schon mal war. Roland von Kummant soll für Öffentlichkeitsarbeit zuständig sein. Zum Team gehören auch der ehemalige Bayernligaspieler Christian Obermeier sowie der ehemalige Finanzbeamte Heiner Beinhofer. Der Lebensgefährte der früheren Schatzmeisterin Sieglinde Schmid sagt, er wolle "sich irgendwie einbringen", Griesgraber spricht von ihm als Schatzmeister.

Zudem gebe es noch ein "Team hinter dem Team", bekundet Griesgraber: "Wir fordern alle auf, den SCF zu unterstützen." Gegen den Verdacht, von den Ehrenpräsidenten "ins Rennen geschickt" worden zu sein, wehrt er sich: "Wir sitzen hier aus freien Stücken." Welche Fußballmannschaft für den SCF in der nächsten Bezirksliga-Saison antreten wird, ist derzeit noch nicht geklärt. In Athanasios Kiourkas gibt es zwar einen neuen Trainer, die Mannschaft aber fiel aufgrund der ungeklärten Situation des Vereins auseinander. Dem Vernehmen nach blieb nur noch eine Hand voll Spieler übrig, die anderen gingen fort. Acht neue sollen bislang verpflichtet worden sein, die Akquise bleibt dennoch schwierig. Seit Sonntag sucht der Verein über einen Aufruf auf seiner Facebookseite.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: