Fusion:Geplatzter Traum von der Bankenhochzeit

Lesezeit: 2 min

Die Sparkasse Fürstenfeldbruck wollte Teil eines Amper-Lech-Verbundes werden. Nach Landsberg-Dießen springt nun auch der Dachauer Partner ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Sparkasse Fürstenfeldbruck muss ihre Fusionspläne und damit auch einen Zweierbund mit Dachau endgültig begraben. Das teilte Sparkassenchef Klaus Knörr am Freitag mit. "Das Projekt Amper-Lech-Sparkasse ist damit endgültig gescheitert", schreibt er. Das Geldinstitut reagiert damit auf eine Absage Dachaus, nachdem bereits am 5. Juni der andere Wunschpartner Landsberg-Dießen abgesprungen war.

Auch im Brucker Stadtrat hatte sich zuletzt eine gegen die Bankenhochzeit eingestellte Mehrheit abgezeichnet, die das Projekt wohl letztlich ohnehin zu Fall gebracht hätte. Im Dachauer Stadtrat formierte sich ebenfalls zunehmend Widerstand, Politiker äußerten sich skeptisch über die geplante Aufteilung der Gewerbesteuer und plädierten dafür, sich stattdessen auf interne Reformen ihrer weiterhin unabhängigen Sparkasse zu konzentrieren. So sprach sich jüngst die Fraktion Bündnis für Dachau für mehr Fachleute und weniger Politiker im leitenden Aufsichtsgremium des Verwaltungsrats sowie Gewinnausschüttungen an die Trägerkommunen aus.

Bemühungen, sich mit anderen Sparkassen zu einem größeren, effizienter arbeitenden Verbund zusammenzuschließen, gibt es bereits seit sehr vielen Jahren. Konkret geworden war es im Herbst 2016, als Gespräche mit Landsberg-Dießen und Dachau aufgenommen wurden, mit denen eine "Drei-Säulen-Sparkasse" gebildet werden sollte. Zwei von Sparkasse und Landkreis in Auftrag gegebene Gutachten kamen zum Ergebnis, dass ein solcher Zusammenschluss langfristig wirtschaftliche Vorteile bringen würde, die Institute aber auch jeweils selbständig überlebensfähig wären. Der in den zurückliegenden Monaten angelaufene Abstimmungsmarathon mit insgesamt 18 zu fassenden Beschlüssen in Gremien wie Verwaltungsrat, Verbandsversammlung sowie Kreistagen, Stadt- und Gemeinderäten verlief zunächst im Sinne der Sparkassenvorstände. Immer deutlicher schlug diesen aber auch Kritik entgegen und der Sinn eines Zusammenschlusses in wirtschaftlicher sowie gesellschaftlicher Hinsicht wurde bezweifelt. Dieser gehe möglicherweise auf Kosten der Präsenz in der Fläche und der Kundennähe, so die Einwände. Wortführer waren der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Runge aus Gröbenzell und Rainer Gottwald, Sprecher des Landsberger Bürgerforums. Diesen Bedenken schloss sich auch der Landsberger Kreistag an, der in der elften Abstimmung überraschend deutlich mit 41 gegen zehn Stimmen gegen eine Fusion votierte. Es war ein herber Rückschlag für Klaus Knörr, der wichtige Weichen stellen wollte, bevor er Ende des Jahres in Ruhestand geht. Ebenso wie Landrat Thomas Karmasin (CSU) setzte er nun auf den Zweierbund mit Dachau. Als Reaktion auf die Landsberger Absage beschloss der Verwaltungsrat der Sparkasse Fürstenfeldbruck am 20. Juni die Aufnahme von Verhandlungen mit Dachau auf Grundlage der bereits für den Dreierbund ausgearbeiteten "Fusionsarchitektur und Anteilsbewertung".

Am Donnerstag stellten dann aber Vorstand und Verwaltungsrat der Sparkasse Dachau den Zweierbund auf den Prüfstand und beschlossen einstimmig, die Fusionsgespräche zu beenden. Knörr: "Vorstand und Verwaltungsrat der Sparkasse Fürstenfeldbruck bedanken sich bei allen Beteiligten über alle drei Landkreise hinweg für die sehr engagierte und konstruktive Mitarbeit". Die Sparkasse Fürstenfeldbruck freue sich "auf eine weiterhin kollegiale Zusammenarbeit mit den Sparkassen in Dachau und in Landsberg-Dießen".

Im Brucker Stadtrat dürfte die Entscheidung mehrheitlich mit Erleichterung aufgenommen werden. Alt-Oberbürgermeister Sepp Kellerer hatte bereits bei der Abstimmung im Kreistag als einziges Mitglied der CSU-Fraktion gegen die Fusion gestimmt. Nach SZ-Informationen gab es zuletzt in der CSU-Stadtratsfraktion, die nicht über eine eigene Mehrheit verfügt, ebenfalls ein Mitglied, das gegen die Fusion gestimmt hätte - ebenso wie die meisten anderen Fraktionen. Die SPD galt in der Frage bis zuletzt als gespalten.

Einige Politiker, die sich eingehend mit den nicht öffentlich einsehbaren Gutachten beschäftigten, glauben nicht, dass der rentable Betrieb durch die jüngste Entscheidung gefährdet ist. So lässt das Gutachten des Landkreises darauf schließen, dass die wirtschaftlichen Bedingungen für die Brucker Sparkasse sich im Vergleich zu Dachau von einem relativ niedrigen Niveau positiv entwickeln, während dies in Dachau eher gegenläufig ist. Unabhängig von einer Fusion wird gleichwohl damit gerechnet, dass die Sparkasse unter Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ihren Personalstamm durch Erreichen der Altersgrenze reduzieren wird. Zurzeit sind in Hauptstelle, Verwaltungszentrum und den 25 Geschäftsstellen etwa 720 Mitarbeiter beschäftigt.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: