Fürstfelder Konzertreihe:Sänger auf dem Violoncello

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Zum Abschluss der diesjährigen Saison der Fürstenfelder Konzertreihe im Stadtsaal spielt Daniel Müller-Schott zusammen mit dem Georgischen Kammerorchester. (Foto: Günther Reger)

Schumanns Cellokonzert steht im Mittelpunkt des Konzerts mit Daniel Müller-Schott und dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt

Von Klaus Mohr

FürstenfeldbruckAls der damals 17-jährige Daniel Müller-Schott im Rahmen der "Meisterkonzerte" im Sparkassensaal im März 1993 sein Debüt in Fürstenfeldbruck mit einem Klaviertrio gab, war in der örtlichen Presse zu lesen: "Die Fähigkeit, Kantilenen durch Präsenz und ausdrucksvolles Vibrato leben zu lassen, zeigte sich wohl am stärksten beim Cellisten Daniel Müller-Schott." Ein Jahr zuvor hatte er, zu dieser Zeit Jungstudent von Walter Nothas an der Münchner Musikhochschule, durch den Gewinn des Tschaikowsky-Wettbewerbs für junge Musiker in Moskau bereits international auf sich aufmerksam machen können. Seitdem ist er auf den großen Bühnen zu Hause. Am Samstag gastierte der Cellist zusammen mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt unter der Leitung von Ruben Gazarian zum Abschluss der diesjährigen Saison der Fürstenfelder Konzertreihe im Stadtsaal.

Robert Schumanns Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll op. 129 stand im Zentrum des Abends. Die Tatsache, dass das Werk in einer Fassung für Streichorchester erklang, kam der lyrischen Diktion dieses Cellokonzerts sehr entgegen: Der Solist entlockte seinem Instrument ganz mühelos wunderbar tragfähige Kantilenen und blieb doch stets in der genau richtigen Balance zum Orchester. Der erste Einsatz des Cellisten am Beginn des Kopfsatzes ( Nicht zu schnell) offenbarte sogleich die scheinbare Paradoxie eines großen, im ganzen Ambitus gleich qualitätvollen Tons, der dennoch ganz schlank und mit organischem Vibrato angereichert war. Verantwortlich dafür war die absolut souveräne Bogenführung, die den Druck auf die Saiten minimierte und allein durch Zug Klang entlockte, statt ihn zu ersticken. Das galt selbst für die Doppelgriffe im Mittelsatz, deren Leichtigkeit sich nicht von Einzeltönen unterschied.

Faszinierend gerieten die Stellen, an denen Müller-Schott einen gebundenen mit einem nicht gebundenen Strich kombinierte. Dem Cellisten gelang es im ganzen Cellokonzert beeindruckend, die romantischen Gefühlswelten Schumanns in ein klassisches Ebenmaß zu bringen und sie damit den Hörern absolut fesselnd zu vermitteln. In der Tschaikowsky-Zugabe blieb die Haltung gleich, doch steigerte sich die Konzentration beim Publikum noch einmal.

Zu Beginn des Konzerts stand die Sinfonietta Nr. 1 op. 48 des englischen Komponisten Malcolm Arnold auf dem Programm. Dieses 1954 entstandene Werk ist der Tonalität und der unterhaltenden Gattung der Divertimenti des 18. Jahrhunderts verbunden. Auch die Erweiterung des Streicherapparats um je zwei Oboen und Hörner verweist auf diese Tradition. Meist von der Oberstimme geführt, entwickelten sich in den drei Sätzen immer wieder klanglich reizvolle Korrespondenzen zwischen den Geigen und den Bläsern. Das Wechseltonmotiv des Finalsatzes ( Allegro con brio) durchzog in unterschiedlicher rhythmischer Akzentuierung und Kombination die filigran gearbeitete Satzstruktur. Aus einer Steigerung mit Verdichtung dieses Motivs ergab sich ein herrlich effektvoller Schluss.

Nach der Pause erklang Wolfgang Amadeus Mozarts Symphonie in A-Dur KV 201, ein besonders lichtes Werk. Diesen Impetus setzte der Dirigent in allen vier Sätzen durch ein sehr rasches Tempo um. Auch wenn die Tempoarchitektur zwischen den Sätzen adäquat war, verschwand dadurch doch die eine oder andere Sechzehntelfigur in der Melodie aus dem Hörbewusstsein. Um es positiv auszudrücken: Die Präzision des Musizierens litt nicht und die übergeordneten Spannungsbögen erfuhren eine plastische Verstärkung in der Wahrnehmung. Vitalität und Drive begeisterten das Publikum. Am Ende gab es als Antwort auf den lang anhaltenden Beifall noch den Kopfsatz aus Edward Elgars Serenade für Streicher als Zugabe. Die Satzbezeichnung Allegro piacevole stand klangschön für die elegische Entspannung.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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