Fürstenfeldbrucker Stadtrat:Wortgefechte vor dem Weihnachtsfrieden

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Die promovierte Elektrotechnik-Ingenieurin Alexa Zierl, 46, ist Vorsitzende des Vereins Ziel 21. (Foto: Johannes Simon)

Kurz vor Heiligabend wollen Brucks Stadträte das Jahr besinnlich ausklingen lassen. Vielleicht sollten sie den Termin verschieben

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Zwei Tage vor Heiligabend sind alle Brucker Stadträte wieder zum gemeinsamen Weihnachtsessen eingeladen. Bis dahin sollte zu einem friedlichen und besinnlichen Miteinander gefunden werden. Vielleicht sollte das Essen ja gleich auf Silvester verschoben werden, denn im Stadtrat herrscht eine explosive Mischung, die so gar nicht in den Advent passen will. Den Zorn vor allem von CSU- und SPD-Vertretern hat sich diesmal Alexa Zierl zugezogen. Der Grünen-Politikerin wird bei der Stadtratssitzung am Dienstag der Kopf gewaschen. Zweiter Bürgermeister Erich Raff nennt zunächst nicht ihren Namen und spricht beim Punkt "Erweiterung der Schule Nord" zunächst diplomatisch davon, dass ihm der Aktionismus eines Stadtratmitglieds "in Erstaunen versetzt" habe.

Dann aber legt er nach: Mit Halbwissen sei die Stadtverwaltung beschäftigt worden, "in der Früh um 7.30 Uhr sei da jemand beim zuständigen Amtsleiter auf der Matte gestanden. Ulrich Schmetz (SPD) klagt sogar über einen Vorgang, den er in seiner bis ins Jahr 1978 zurückreichenden Stadtratszeit noch nicht erlebt habe. "Dass Einzelne Arbeitsaufträge an die Verwaltung geben", das gehe gar nicht. So sieht das auch Hans Schilling, der den Ressortleitern im Rathaus ans Herz legt, ein solches Vorgehen künftig "zu unterbinden". Denn wo käme man hin, wenn so etwas künftig jeder Stadtrat machen würde?

Was war geschehen? Alexa Zierl, die sich als die Gescholtene outet, erklärt es so: Nachdem sich die Rektorin bei ihr gemeldet hat, kommen auch ihr beim Studium der von der Stadt ausgearbeiteten Varianten für Umbau und Erweiterung Zweifel. Die Zeit drängt. Einen Tag vor der Sitzung des Stadtrats, der einen ersten Beschluss fassen soll, wird sie also frühmorgens im Rathaus vorstellig. Dass sich zu dem 45-minütigen Treffen mit Michael Maurer, der für die Schulen zuständig ist, noch Verwaltungschef Roland Klehr und der für den Hochbau zuständige Christian Lichtenberg gesellen, sei nicht geplant, aber willkommen gewesen.

Anschließend modifiziert Zierl eine der Bauamtsvarianten und teilt die Ausdrucke dieser zusätzlichen Planskizze am Dienstag im Gremium aus. Hat die Grünen-Politikerin also Teile der ohnehin überlasteten Verwaltung blockiert, wie es ihr die Kritiker vorwerfen? Oder hat sie alles richtig gemacht und sogar lobenswertes Engagement bewiesen? Letztere These vertreten Franz Neuhierl (Freie Wähler) und deutlich pointierter Teile von BBV und Grünen. "Macht Ihnen Frau Doktor Zierl eigentlich Angst?" fragt Jan Halbauer schelmisch und kreidet "einigen älteren Herren ein seltsames Verhältnis zur Demokratie" an. Diesen hätte seiner Ansicht nach vor einigen Jahren selbst etwas mehr Engagement und ein deutlich engerer Kontakt zur Rathausverwaltung gut angestanden. Damals wurde der City-Point auf dem Uhlgrundstück geplant. "Ein Prachtbau", so Halbauer süffisant. Pointierte Polemik freilich beherrscht auch CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohde. Halbauers "theaterreife Vorstellung" sei "im unteren Bereich der Semiprofessionalität" anzusiedeln.

An diesem Abend bleiben den Streithähnen noch genau sieben Tage, bis im Gasthof Post die Vorspeisen serviert werden. Diese biblische Zeitspanne muss reichen, um doch noch zum Weihnachtsfrieden zu finden.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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