So richtig warm ums Herz soll es dem werden, der einen der vielen Christkindlmärkte im Landkreis besucht. Doch vergleichsweise warm sind höchstens die Außentemperaturen, die tagsüber Spätherbst-Feeling aufkommen lassen. Man braucht dieser Tage schon recht viel Fantasie, um sich auf dem Viehmarktplatz in Fürstenfeldbruck, dem Therese-Giehse-Platz in Germering oder dem Nöscherplatz in Olching den für solche Märkte eigentlich obligatorischen Schnee vorzustellen. Ein Rundgang über diese drei Christkindlmärkte, die auch an kommenden Wochenenden noch geöffnet haben, zeigt, dass Glühwein und Bratwurst auch aus unbehandschuhten Händen schmecken und sich so mancher Standlbetreiber dem Klimawandel angepasst hat.
200 Grad in der Hütte
Während im Mittelmeer die Fregatte Augsburg in den Kampfeinsatz schippert, bekämpft die Bundeswehr an der Heimatfront in Fürstenfeldbruck die knurrenden Mägen mit heißer Suppe. Egal, wie kalt oder warm es ist, der Bundeswehrstand auf dem Christkindlmarkt in Fürstenfeldbruck ist immer gut besucht. Ebenso die Glühweinbars, an der die Gäste Getränke "mit Schuss" ordern, als ob es um sie herum Minus 20 Grad hätte. Gerhard Sütterlin steht hinter seinem Maronibräter, von dem mehr als 200 Grad Hitze abgehen und freut sich über den hereinbrechenden Abend auf dem Viehmarktplatz. Im kurzärmeligen Polohemd kann er die Wärme in seiner Bude aushalten, mit einem dicken Lederhandschuh zählt er für einen Kunden ein Dutzend der glühend heiß gerösteten Maroni in die papierene Spitztüte. "Ich finde den Christkindlmarkt in Fürstenfeldbruck besonders romantisch, da kommt doch Stimmung auf, wenn die Lichter angehen", sagt der Puchheimer, der nur zur Adventszeit Maroni röstet und auch nichts anderes dazu anbietet. Die Ware komme aus Italien, sagt er, dort sei die Qualität am besten. "Maroni schmecken doch immer, egal, ob Schnee liegt oder nicht", ist sein Motto. Sütterlin ist nun schon das 33. Mal auf dem Brucker Christkindlmarkt und denkt sicher schon ans kommende Jahr.
Glühwein aus Rosé
Die opulente Krippe einer Neuaubinger Firma auf dem Therese-Giehse-Platz im Herzen Germerings zeigt die Realität. Weit und breit kein Schnee. Nicht einmal irgendwo hinterm Stall ein Haufen Altschnee, der von Krippenbauern gern mit einem Bällchen aus Baumwollsamenhaaren dargestellt wird. Nur grüne Fichtenzweige, wie sie im Kreuzlinger Forst zu sehen sind, schmücken das alpenländische Krippenpanorama. Aus den Lautsprechern knödeln Frank Sinatra, Elvis Presley und andere die bekannten amerikanischen Weihnachtssongs von "White Christmas" bis "Winterwonderland". Seit der Markt am Sonntag um 14 Uhr geöffnet ist, stehen Leute mit kurzem T-Shirt in der Sonne und genießen die Strahlen des Zentralgestirns. Sonnenbrillen sind Pflicht auf dem großen Germeringer Christkindlmarkt, an dem vor allem viel Glühwein verkauft wird. Am Stand von Thomas Schmid haben zwei junge Touristen aus Italien das Heißgetränk probiert. Der blaue Becher in Form eines Nikolausstiefels geht gegen das Pfand zurück, der grüne Stiefelbecher wird sein weiteres Leben in Oberitalien verbringen. In Bologna und Umgebung gebe es solche Märkte nicht, sagt Max. Der Kaufmann kommt beruflich ab und zu nach Bayern, kennt die Tradition. Die reiche aber nur bis Bozen oder Trento.
Thomas Schmid, der in Harthaus wohnt und auf dem Therese-Giehse-Platz die Familientradition des Glühweinverkaufs fortsetzt - der Vater begann vor 35 Jahren damit auf dem Germeringer Volksfestplatz -, kann sich übe mangelnde Kundschaft nicht beschweren. 80 Liter insgesamt gingen an einem Wochenende durchschnittlich über die Theke, außer dem normalen Glühwein und einem alkoholfreien Kinderpunsch bietet er heuer erstmals einen selbst gemachten Rosé-Glühwein an. "Der ist nicht so süß wie der normale Glühwein aus Rotwein und kommt gut an", sagt Schmid.
Suppe statt Wurst
Walter Sommer zwinkert ein wenig in die Sonne, sie scheint noch stark in seine Hütte auf dem Nöscherplatz in Olching. Auf seiner grauen Kochjacke prangt das Logo der "Olchinga Suppenkuchl", und es sieht noch ziemlich neu aus. "Wir sind das zweite Jahr hier", sagt Sommer und meint damit sich und seinen Kollegen Michael Maier. Sie servieren auf dem Olchinger Christkindlmarkt kräftigende Kartoffel- oder Gulaschsuppe und heuer zum ersten Mal auch einen Pichelsteiner Eintopf. "Wir verstehen das als Alternative zur Bratwurst", sagt Sommer. Maier, der aus der Gastronomie kommt, hat festgestellt, dass die Besucher das Angebot an selbst gemachten Suppen schätzen. "Die geben dafür auch ein Fuffzgerl mehr dafür aus." Die Resonanz am zweiten von vier Marktwochenenden sei gut, sagt Sommer.
Schon zum drittem Mal auf dem Olchinger Christkindlmarkt sind dieses Jahr Tina und ihr Freund Daniel, denen es gar nichts auszumachen scheint, dass auf dem Nöscherplatz kein Schnee liegt. Die beiden haben sich Glühwein an einem der nett dekorierten Hütten geholt. "Wer unbedingt ein kaltes Bier haben will, bekommt es auch", sagt Daniel und verweist auf einen Stand, wo deftige Flammkuchen gebacken werden. Die Schlange dort ist gerade sehr lang . Seine Freundin meint, dass die wärmeren Temperaturen an Wochenende "den Markt schon wieder zu etwas Besonderem machen". Bei ihr komme auf jeden Fall Weihnachtsstimmung auf, dafür brauche es nicht unbedingt weiß und kalt zu sein.
Der Christkindlmarkt in Fürstenfeldbruck auf dem Viehmarktplatz ist an den kommenden beiden Adventswochenenden von Freitag bis Sonntag jeweils von 13 bis 20 Uhr geöffnet und vom 21. bis 23. Dezember zwischen 16 und 20 Uhr. In Germering hat der Christkindlmarkt auf dem Therese-Giehse-Platz bis zum 20. Dezember täglich von 17.30 Uhr an geöffnet. Der Olchinger Christkindlmarkt ist auf dem Nöscherplatz am dritten und vierten Adventswochenende jeweils Samstag und Sonntag von 14 bis 20 Uhr geöffnet.