Übertritt ans Gymnasium:Schülerzahlen verschieben sich

Lesezeit: 3 min

Bislang haben sich die Schüler relativ gleichmäßig verteilt. Diesmal ist alles anders

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

An den Gymnasien im Landkreis gibt es für das neue Schuljahr erstmals deutlich unterschiedliche Anmeldezahlen. Während sich die Schülerinnen und Schüler nach der Grundschule bislang einigermaßen gleichmäßig auf die sieben Gymnasien und vier Realschulen verteilten, zeichnet sich für das Schuljahr 2015/2016 ein Ungleichgewicht ab: So wenige Anmeldungen wie noch nie verzeichnen das Fürstenfeldbrucker Graf-Rasso-Gymnasium und das Gymnasium Olching, das Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck platzt hingegen mit fast 200 künftigen Fünftklässlern aus allen Nähten.

Genau 197 Schülerinnen und Schüler werden dort von 15. September an in sieben fünften Klassen unterrichtet werden. Derweil sank an der Brucker Nachbarschule, dem Graf-Rasso-Gymnasium, die Zahl der Anmeldungen von 142 im Vorjahr auf nunmehr 83, am Gymnasium Olching von 126 auf 84. An beiden Schulen wird es deshalb von Herbst an nur noch drei sogenannte Eingangsklassen geben - in der Vergangenheit waren es bis zu sechs gewesen.

Sorge bereitet dem Landkreis, der als Sachaufwandsträger Gebäude, Räume und Ausstattung für die weiterführenden Schulen bereit stellen muss, vor allem die unterschiedliche Entwicklung an den beiden Fürstenfeldbrucker Schulen. Das Viscardi-Gymnasium besuchen vor allem Schüler aus dem Brucker Westen und den Gemeinden im westlichen Landkreis. Der Andrang dort hält schon seit Jahren an. Befürchtungen, wonach der Landkreis die Schüler nun von der einen auf die andere Schule lenken möchte, erteilt Günter Sigl, zuständiger Referatsleiter im Landratsamt, zwar eine Absage. "Auf die Schnelle können und wollen wir nichts machen", sagte Sigl der SZ. Allerdings müsse man sich "eine Strategie für das Schuljahr 2016/2017 überlegen und im Vorfeld gegensteuern", etwa indem die Schule bei ihren Informationsabenden darauf hinweise, dass sie räumlich an ihre Grenzen stoße.

Denn eine Umverteilung anordnen kann der Landkreis so einfach nicht. Weil es sich bei einem Gymnasium nicht um eine Pflichtschule handelt, können sich Eltern die Schule für ihr Kind aussuchen. Die Schule ist verpflichtet, das Kind aufzunehmen. Erst wenn die personelle oder räumliche Ausstattung nicht mehr ausreicht, müssen die Schulen Kontakt zu den Eltern aufnehmen. Kommt es nicht zu einer Einigung, dann entscheidet der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien, Stephan Zahlhaas. "Eine Abweisung ist immer eine heikle und persönliche Geschichte", sagt Viscardi-Direktor Walter Zellmeier.

Das Viscardi-Gymnasium, das in einem Betonbau aus den Siebzigerjahren untergebracht ist und seit Jahren schrittweise saniert wird, ist mit 1263 Schülerinnen und Schülern das größte Gymnasium im Landkreis. Auch im laufenden Schuljahr gibt es in den Jahrgangsstufen fünf, sieben und acht jeweils sieben Parallelklassen. Die Schulbedarfsplanung, die der Landkreis 2010 vorgelegt hatte, hatte für das Jahr 2015 zwischen 1130 und 1195 Schüler errechnet. Weil die Oberstufe derzeit aus zahlenmäßig schwächeren Jahrgängen besteht, rechnet Zellmeier jedoch mit einem weiteren "Wachstum der Schule".

Um die Raumnot zu lindern, sollten zum Schuljahr 2016/2017 Container oder ein Pavillon im Norden des Schulgeländes aufgestellt werden, die zuständigen Kreispolitiker hatten dafür im Februar dieses Jahres 2,5 Millionen Euro genehmigt. Dass der drastische Rückgang der Eingangsschülerzahlen am zweiten Brucker Gymnasium diese Planungen wieder über den Haufen werfen könnte, befürchtet man nun am Viscardi-Gymnasium. Der Kulturausschuss des Kreistags wird sich am 13. Juli mit den neuen Schülerzahlen und möglichen Auswirkungen befassen.

Für Olchings Schulleiterin Beate Sitek gibt es eine "Vielzahl von Gründen" für die deutlich geringeren Anmeldezahlen an ihrer Schule, darunter auch die Diskussion um eine mögliche Unterbringung von Asylbewerbern in der Schulturnhalle. Auch der Modellversuch mit der Mittelstufe plus im nahen Puchheim könnte Schüler umgelenkt haben, vermutet die Pädagogin. Ein Wettbewerbsnachteil sei zudem, dass die Schule keinen Spanisch-Unterricht anbieten könne. Das liege unter anderem daran, dass die Gymnasien wegen des zweijährigen bayernweiten Schulversuchs zur Mittelstufe plus keine Änderung an ihren Ausbildungszweigen oder Sprachenfolgen vornehmen dürften. Siteks Kollegin vom Graf-Rasso-Gymnasium, Doris Hübler, sagt, dass es im Einzugsgebiet ihrer Schule - Fürstenfeldbruck-Stadt, Emmering und Eichenau - deutlich weniger Grundschüler gebe und folglich auch weniger Schüler an die Gymnasien nachrückten.

Ein Rückgang der Schülerzahlen muss für die einzelne Schule freilich nicht unbedingt negative Assoziationen hervorrufen. Man könne so einen "persönlicheren Umgang" mit den Schülern pflegen, sagt Sitek. Hübler sieht die Bedingungen, die ihre Fünftklässler jetzt vorfänden, als ideal an. Allerdings stehe sie jeglicher Planung seitens des Landkreises offen gegenüber.

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: