Künstler:Vor dem inneren Auge

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Gerd Jacobsen bearbeitet robuste Materialien

Die Entstehung der Kunstwerke von Gerd Jacobsen ist ein schweißtreibender Prozess. Denn die Ideen für seine plastischen Grafiken kommen ihm meist während er in der Sauna sitzt. "Dort bekomme ich den Kopf frei und die Werke entstehen wie von selbst vor meinem inneren Auge", erzählt der Türkenfelder, "danach ist das Werk eigentlich schon komplett fertig, ich muss es dann nur noch umsetzen". Aber auch das ist anstrengend, denn die metergroßen, quadratischen Werke bestehen aus Materialien wie Holz, Plastik und Metal - entsprechend sieht Jacobsens Arbeitszimmer auch eher nach einer Werkstatt als nach einem Atelier aus. Mit Schaubstock und Werkbänken biegt und sägt er die Materialien zurecht, bis sie der Vorstellung in seinem Kopf entsprechen. "Da ich Rentner bin, habe ich nicht zu viel Geld für Material. Fehlkäufe kann ich mir nicht leisten. Deswegen muss alles so werden, wie ich es mir vorher denke. Das ist unausweichlich", sagt Jacobsen.

Entflammt wurde seine Leidenschaft für die Kunst, als er als junger Mann eine Zeit lang für ein Sprachstudium in Paris gelebt hat. "Ich bin dort auf künstlerisch interessierte Menschen getroffen. Nach vielen Gesprächen über das Für und Wider in der Kunst brodelte es umso heftiger in mir", so Jacobsen. Er glaubt an ein starkes inneres Potenzial, das durch diese Anregungen und Anstöße freigesetzt wurde. Intuitiv hat er sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland Malutensilien gekauft und einfach angefangen, drauflos zu malen. Doch die flache Bilderebene war ihm schnell zu wenig und er gab dem Drang nach, Form und Farbe zu verbinden. Zuerst muss jedes seiner Werke allerdings einen "Weiß-Test" bestehen. Erst wenn dem Künstler die dreidimensionale Grafik in weiß gefällt, beginnt er, sie farblich zu gestalten.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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