Fürstenfeldbruck:Unternehmer gegen Asylbewerberheim

Lesezeit: 2 min

Die Container im Brucker Gewerbegebiet sollen durch einen festen Bau ersetzt werden. Die angrenzenden Firmen befürchten aber das Entstehen eines Ghettos.

Von Stefan Salger

Der Landkreis gerät bei der Aufnahme von Asylbewerbern zunehmend unter Druck. Er soll weitere 150 Menschen aufnehmen. Dafür aber fehlen Unterkünfte. Der Plan, die Containersiedlung im Gewerbegebiet Hasenheide deutlich zu erweitern, dürfte am Veto der Stadt scheitern. Auch unter den Chefs benachbarter Gewerbebetriebe hat sich Widerstand formiert. In einem von 26 Unternehmern unterzeichneten Brief fordern sie Oberbürgermeister Sepp Kellerer auf, Bauvoranfragen des Kreises abzulehnen. Dem Ersatz der provisorischen Siedlung durch ein festes Gebäude wird die Stadt aber möglicherweise zustimmen und damit dem Wunsch der Bewohner nachkommen.

Die Container in der Hasenheide sollen einem festen Wohngebäude weichen. (Foto: Günther Reger)

Erst im vergangenen November waren die Wohncontainer auf dem Grundstück des Kreisbauhofs aufgestellt und zunächst von 59 Flüchtlingen bezogen worden. Die Stadt hatte eine auf 18 Monate befristete Duldung für die zweigeschossige Unterkunft für bis zu 68 Bewohner ausgesprochen. In den städtischen Gremien gab und gibt es freilich grundlegende Zweifel an der Eignung des Standorts.

Weil sich die Zahl der Flüchtlinge aus Bürgerkriegsgebieten wie Syrien und Afghanistan seit Frühjahr 2012 verdreifacht haben, hat die Regierung von Oberbayern dem Landkreis 366 Asylbewerber zugewiesen. Bislang konnten aber erst 215 untergebracht werden - 70 in Fürstenfeldbruck, 64 in Germering, 40 in Olching, 19 in Grafrath, zwölf in Gröbenzell und zehn in Schöngeising. In Moorenweis sollen laut Landratsamtssprecherin Pia Schmahl in Kürze die Voraussetzungen für die Aufnahme weiterer fünf Flüchtlinge geschaffen werden.

"Bislang haben wir die Belegung von Turnhallen vermeiden können", sagte Schmahl. Das Dilemma: Der Kreis hat kaum eigene Flächen und Wohnungen und ist weitgehend auf die Mithilfe der Städte und Gemeinden angewiesen. Dort aber herrscht Wohnungsnot. Obwohl die Mieten für Asylbewerber und für anerkannte Flüchtlinge garantiert werden, lassen sich kaum Vermieter finden. Zudem sind die Verhandlungen über den Umbau des Brucker Squash-Palasts in der Buchenau nach SZ-Informationen ins Stocken geraten. Dort könnten bis zu 80 Flüchtlinge untergebracht werden.

Deshalb lotet der Landkreis nun die Bereitschaft Fürstenfeldbrucks aus, einer Lösung zuzustimmen, die für acht bis zehn Jahre währt. Die Container sollen in jedem Fall durch ein festes, zweigeschossiges Gebäude ersetzt werden. In seiner Sitzung an diesem Mittwoch wird der Brucker Bauausschuss aber wohl die große, auf 120 Bewohner zugeschnittene Variante ablehnen. Die Stadtspitze signalisiert aber Bereitschaft, für bis zu zehn Jahre einen Neubau für maximal 76 Bewohner zu genehmigen. Ein solches Wohnheim stelle "ein gerade noch verträgliches Maß dar, das den Gebietscharakter eines Gewerbegebiets nicht verändert."

Dem Landkreis wird aber zur Auflage gemacht, zuvor einen runden Tisch einzuberufen. Dann wird es um die Einwendungen der Geschäftsleute gehen, die angekündigt haben, eine Baugenehmigung notfalls juristisch anzufechten. Die Unternehmer führen ähnliche Argumente ins Feld wie die Brucker Stadträte und die Ortssprecherin von Amnesty International, Sabine Wagner-Rauh.

"Wir sind keineswegs gegen die Asylbewerber", beteuert Berthold Ott, Chef einer Kunstschmiede, "aber hier würde in einem Gewerbegebiet ein Ghetto entstehen". Flüchtlinge, die nicht einmal arbeiten dürften, seien hier von sozialer Infrastruktur abgeschnitten. Probleme mit den Bewohnern habe es bislang aber nicht gegeben, sagt Ott, dessen Firma nördlich an den Kreisbauhof grenzt.

Wagner-Rauh fordert die Kommunen ebenfalls auf, nach dezentralen Unterkünften zu suchen und notfalls selbst zu bauen. Der Ersatz der kaum gedämmten Container durch ein festes Gebäude aber sei in jedem Fall zu begrüßen. Nach dem Ablauf der zehn Jahre könnte das Haus von Gewerbebetrieben genutzt werden. Eine Umwandlung in Sozialwohnungen, wie sie sich Landrat Karmasin zunächst gewünscht hatte, ist in einem Gewerbegebiet nicht zulässig.

© SZ vom 19.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: