Nach dem Biburger Listerienfund:Treue Stammkunden

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Peter Kaspar im Hofladen der Familie Kaspar in Puchheim Ort. Ein Mitglied der Familie Kaspar leitet auch den Grünen Markt der Stadt Puchheim. (Foto: Günther Reger)

Selbstvermarkter verzeichnen noch keine Einbußen. Gesprochen wird über den Vorfall nicht

Bauernmärkte wie der in Fürstenfeldbruck und die Hofläden im Landkreis, deren Zahl kontinuierlich leicht ansteigt, leben vom Vertrauen der Kunden. Wer dort einkauft, schätzt noch die Arbeit von Landwirten und den Wert guter regionaler Lebensmitteln, für die er bereit ist, mehr zu bezahlen als im Supermarkt oder beim Discounter. Vor allem weiß der Käufer, wo sein Fleisch, seine Wurstwaren und sein Gemüse herkommen und unter welchen Bedingungen produziert wird. Insofern trifft ein Listerienfund wie der im Hofladen der Biburger Familie Braumiller Selbstvermarkter schon. Nach solchen Tagen wie diesem Donnerstag und Freitag, als der Biburger Fall bayernweit Schlagzeilen machte, spüren die Selbstvermarkter im Landkreis, wie wichtig es ist, treue Stammkunden zu haben. Laufkunden sind für einen Hofladen nämlich eher die Ausnahme, entscheidend ist der über Jahre aufgebaute Kundenstamm. Wer regelmäßig bei einem Bauern einkauft, nimmt sich dafür Zeit, ratscht schon mal und baut eine Beziehung auf.

Auf solche Stammkunden ist Verlass. Das erlebte Stefan Kaspar am Freitag in seinem Puchheimer Hofladen. Obwohl er dort Ochsenfleisch von Tieren aus eigener Aufzucht, Fleisch von Schweinen, Kälbern und Lämmern sowie Wurstwaren aus eigener Produktion verkauft, wurde er, wie er beteuerte, kein einziges Mal auf den Biburger Listerienfund angesprochen. Einen besseren Vertrauensbeweis kann es nicht geben. Auch im Hofladen der Familie Widmann in Überacker lief der Betrieb völlig normal, eben wie an jedem Freitag. Über den Listerienfall wird nicht gesprochen, lautete die Antwort zu einer SZ-Anfrage. Was will man auch sagen, wenn man kaum etwas weiß. Den Hofladen der Widmanns, die der Metzgerinnung beigetreten sind, gibt es bereits seit 23 Jahren. Verarbeitet werden Rinder und Schweine aus eigener Aufzucht. Ihre Produkte vermarktet die Familie im Hofladen, auf dem Wochenmarkt in Maisach und seit Mai auch über drei Automaten, von denen einer an der Bahnhofstraße in Gröbenzell steht. Viele der Inhaber eines Hofladens sind Mitglied der von 28 Jahren gegründeten Bauernquelle, die den Bauernmarkt in Fürstenfeldbruck organisiert, und sind daher auch dort vertreten. Und die Zahl der Biobetriebe unter den Selbstvermarktern steigt kontinuierlich an. Zehn Mitglieder der Bauernquelle sind Ökobetriebe.

Der Hauptunterschied zwischen dem Puchheimer Landwirt Kaspar und einer Metzgerei besteht darin, dass seine Ochsen aus dem eigene Stall kommen. Für Kaspar ist es das schon. "Wir müssen die gleichen Auflagen erfüllen wie alle Metzgereien", beteuert der Landwirt. Das gilt selbstverständlich auch für die regelmäßigen Kontrollen durch Mitarbeiter des Fürstenfeldbrucker Veterinäramts. Die Kontrolleure des Landratamts schauen beim Selbstvermarkter ebenso regelmäßig vorbei wie bei einem Metzger. Dies bestätigte Landratsamtssprecherin Ines Roellecke. Laut der Pressesprecherin steht im Zentrum des Lebensmittelrechts nämlich das Lebensmittel selbst und nicht die Betriebsform oder das verarbeitende Unternehmen. Die Auflagen und die Häufigkeit der Kontrollen seien am Produkt orientiert, sagt sie. Letztlich heißt das, dass für alle Betriebe die gleichen Anforderungen gelten. Was die Hygiene anbelangt, gibt es laut Kaspar auch bei der Verarbeitung des Fleisches außer den Rezepten und den Zutaten keine Unterschiede. So verzichtet der Puchheimer, der im Schlachthof Fürstenfeldbruck schlachtet, generell auf Geschmacksverstärker, Farbstoffe und Farbstabilisatoren.

© SZ vom 02.07.2016 / alin, eis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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