Denkmalschutz:Streit um Wahrzeichen geht weiter

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In der Straßenbaubehörde ist man fassungslos über den Denkmalschutz für die marode Amperbrücke in Fürstenfeldbruck. Der Pläne für einen Abriss und Neubau werden noch nicht aufgegeben

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

So etwas hat Peter Weywadel, der Leiter des Staatlichen Bauamts Freising, in seinem langen Berufsleben noch nicht erlebt. Während er den Abriss und den Neubau der Amperbrücke in Fürstenfeldbruck vorbereitet und plant, wird das Bauwerk unter Denkmalschutz gestellt. Diese Entscheidung trifft den Bauingenieur Weywadel völlig unvorbereitet. Wie es mit dem angeblich stark beschädigten und sanierungsbedürftigen Amper-Übergang weitergeht, darüber soll nun die Oberste Baubehörde befinden.

Aus der Sicht des Bauamtsleiters gibt es drei Optionen. Entweder das 109 Jahre alte Bauwerk wird trotz des Denkmalschutzes abgerissen und, wie geplant, durch einen Neubau ersetzt. Oder die Brücke wird zu erheblichen Kosten im jetzigen Zustand belassen und saniert. Oder die Tonnagebeschränkung muss zusätzlich zur Instandhaltung von zurzeit sechzehn Tonnen auf zwölf oder siebeneinhalb Tonnen reduziert werden. Dann hätte die Stadt ein Riesenproblem, weil der Amper-Übergang auch für Buslinien im Öffentlichen Personennahverkehr gesperrt und die Busse über andere Brücken umgeleitet werden müssten.

Egal was geschieht, um eine Sanierung kommen die Straßenbauer nicht herum. Der aktuelle Zustand der Brücke kann nicht zum Dauerlösung werden. Dafür ist das Bauwerke zu marode. Laut Weywadel weist vor allem die Stahlbewehrung der Betonkonstruktion massive Schäden auf. Der Stahl sei teilweise ganz durchgerostet, teilweise angerostet. In welch kritischem Zustand sich der Übergang befindet, belegt der Ingenieur anhand einer Skala, die von eins bis vier reicht. Auf dieser erhält das Betonbauwerk den Wert 3,5, das heißt, es müsse nicht sofort, aber in absehbarer Zeit gehandelt werden. Weywadel schließt weitere Untersuchungen zur Tragfähigkeit nicht aus. Solle in Richtung Sanierung geplant werden, sei noch zu klären, was saniert werden solle. Aus der Sicht der Straßenbauer ist ein solcher "Aufwand unwirtschaftlich und nicht zu rechtfertigen". Auch die noch gültigen Vorgaben des Bundes schließen es laut Weywadel aus, Geld in das marode Bauwerk zu stecken. Sollte sich die Oberste Baubehörde für einen Neubau entscheiden, müssen die Belange des Denkmalschutzes auf jeden Fall im Planfeststellungsverfahren berücksichtigt werden.

Ein Anblick der Amperbrücke, der der Vergangenheit angehört. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Während der Leiter des Staatlichen Bauamts von den Schwierigkeiten einer ganzen Reihe ungelöster Fragen spricht, wozu auch die Situation der Fußgänger und Radfahrer gehöre, ist Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) höchst zufrieden. "Es ist genau das eingetreten, was wir wollten", stellt die zurzeit amtierende Rathauschefin fest. Der Übergang sei ein Wahrzeichen der Stadt und deshalb auch ein Bestandteil des Stadtwappens. Die Kommunalpolitikerin verweist darauf, dass es das Ziel der neuen Rathausmehrheit sei, die Hauptstraße im Zentrum für den Schwerlastverkehr zu sperren. In dieser Frage setzt Geißler auf eine weitere konstruktive Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Bauamt, sonst sie es nicht möglich, das Verkehrsproblem auf der Hauptstraße im Sinne der Kreisstadt zu lösen. Den Hinweise auf eine niedrigere Tonnagebeschränkung mit erheblichen Folgen für den Busverkehr, empfindet Geißler als "Drohung".

CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohne verweist darauf, dass der Denkmalschutz die Brücke nicht vor dem Abbruch bewahre. Der Erhalt sei zwar schön, löse aber nicht das Verkehrsproblem von Fürstenfeldbruck. Die Chance, den Verkehr auf eine Umgehungsstraße zu verlagern, sei erst vor den Sommerferien wieder einmal vom Stadtrat vertan worden. Sollte das geschützte Bauwerk nun saniert werden, sichert das laut Lohde nur den Status quo. An der grundsätzliche Verkehrsproblematik ändere das noch nichts.

© SZ vom 10.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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