Medien:Qualität für den Äther

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Seit 2011 leitet der ehemalige bayerische Kultusminister Siegfried Schneider die Bayerische Landeszentrale für neue Medien. (Foto: Florian Peljak)

Landeszentrale für neue Medien widmet sich in Fürstenfeld der Zukunft lokaler Sender

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist wie das Duell zwischen David und Goliath - allerdings ist noch nicht absehbar, wer gewinnt oder ob es gar ein Happy End gibt, bei dem beide Kontrahenten in friedlicher Koexistenz nebeneinander Leben. Es geht um die Zukunft lokaler Radio- und Fernsehsender in einer Zeit, in der soziale Netzwerke und globale Internetkonzerne den Nachrichten-, Video- und Musikkonsum immer stärker dominieren. Wie also können sich lokale Anbieter mit ihren begrenzten Ressourcen gegen die Allgegenwart von Facebook, Youtube und Co behaupten? Mit dieser Frage haben sich die Spitzen der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) Anfang dieser Woche bei ihrer Klausurtagung in Fürstenfeld beschäftigt. Die BLM ist als Landesmedienanstalt nicht nur für die Vergabe von Lizenzen und die Aufsicht über die Programme verantwortlich, sie unterstützt die Anbieter auch durch Konzepte, Analysen und Workshops.

Siegfried Schneider, ehemaliger bayerischer Kultusminister und Präsident der BLM, betont, wie wichtig es künftig für die lokalen Sender wird, lokale Inhalte anzubieten: "Das muss über Wetter und Verkehr hinausgehen." Lokalität sei "der einzige Standortvorteil, den diese Anbieter gegenüber allen anderen Diensten haben". Die Senderverantwortlichen davon zu überzeugen ist allerdings nicht immer leicht. Journalistische Inhalte sind teurer als einfach Musik zu senden. Im Rahmen der jährlichen Funkanalyse, die nicht nur Hörerzahlen analysiert, sondern auch ermittelt, welche Kompetenzen die Hörer den Sender zuschreiben, führt Schneider regelmäßig Gespräche mit den Geschäftsführern der bayerischen Anbieter. "Danach besteht dann die Möglichkeit nachzujustieren". Gerade um die Gruppe der 14- bis 19-Jährigen auch künftig zu erreichen, müsse man sich aber genauso den Herausforderungen stellen, die das Internet bietet. So müsse man etwa genau verfolgen, welche Streamingdienste es gibt und überlegen, was man dem als Lokalradio entgegensetzen kann - und zwar über die Übertragung des Programms über das Internet hinaus. Außerdem sei es elementar, in den Netzwerken aktiv zu sein. "Den Kampf gegen Facebook wird man sicher nicht gewinnen, aber man kann Präsenz zeigen, um von den jungen Leuten wahrgenommen zu werden". Für die Redaktionen ist diese Arbeit aber schwierig, weil man viel investieren muss. "Das kann nicht eben mal einer nebenbei mitmachen", so Schneider. Das Problem dabei sei, dass die Kosten hoch, der Nutzen aber schwer nachweisbar sei. "Die Frage ist, ob sich ein Sender das vorweg überhaupt leisten kann. Wir müssen also überlegen, ob es auch Modelle gibt, in denen die Sender kooperieren können".

Um diese guten journalistischen Inhalte anbieten zu können, brauche man jedoch auch in Zukunft gute Journalisten, betont Schneider. Weil die Ausbildung jedoch oft stiefmütterlich behandelt wird oder gar nicht mehr geleistet werden kann, hat die BLM nun beschlossen, ihr Ausbildungsbudget zu erhöhen. "Wir brauchen da eine gemeinsame Anstrengung, damit auch zukünftig gutes Personal nachwächst. Denn nur mit guten Journalisten können lokale Anbieter ein Alleinstellungsmerkmal entwickeln".

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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