Ausblick 2016:Politgespräche bei Sekt und Schnittchen

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Jennifer Gavito, die neue Generalkonsulin der USA in München, gehört zu den prominenten Gästen im Landkreis. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Januar ist traditionell die Zeit der Neujahrsempfänge. Die Parteien holen sich dazu gerne hochrangiges Personal wie Ilse Aigner, immer häufiger aber auch Vertreter aus der Wissenschaft

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Eine Hoffnung von Stephan Lessenich hat sich zerschlagen, noch ehe das neue Jahr so richtig seinen Anfang genommen hatte. "Ein frohes neues Jahr 2016", wünschte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie auf seiner Internetseite, verbunden mit der Hoffnung: "Möge es etwas ruhiger werden als das vergangene." Schon der Start freilich verlief alles andere als ruhig, wie die Silvesternacht von Köln zeigte. Auch sie kann eingeordnet werden in das, was die SPD "Deutschland in Zeiten der Krise" nennt. So jedenfalls hat die bayerische Landtagsfraktion ihren Kulturempfang überschrieben, zu dem sie am Montag, 18. Januar, ins Veranstaltungsforum von Fürstenfeldbruck (19 Uhr) lädt.

Lessenich, der seit gut einem Jahr als Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München wirkt, wird als Gastredner erläutern, welche Auswirkungen die verschiedenen Krisen auf die Gesellschaft haben werden. Die SPD sieht den Worten ihrer beiden einladenden Landtagsabgeordneten Herbert Kränzlein und Isabell Zacharias zufolge "eine Zeitenwende" gekommen nach "Weltfinanzkrise, europäischer Schuldenkrise, der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Reich und Arm, dem IS-Terror, einem neu aufflammenden Rechtsradikalismus und der großen Zahl von Flüchtlingen und Asylbewerbern". Der SPD-Kulturempfang reiht sich ein in eine Vielzahl von Neujahrsempfängen, die alljährlich vornehmlich die Parteien, aber auch einige Kommunen oder Verbände wie etwa die Kreisfeuerwehr (Mittwoch, 20. Januar, 18.30 Uhr, Landratsamt) organisieren. Zumeist holt man sich dafür einen mehr oder weniger prominenten Gast, der zu einem aktuellen gesellschaftspolitischen Thema referiert, und erörtert dessen Gedanken anschließend bei einem Gläschen Sekt und ein paar Schnittchen.

Jeder CSU-Ortsverband, der etwas auf sich hält, organisiert eine solche Zusammenkunft. Jener von Gröbenzell wollte am vergangenen Sonntag dabei unter sich bleiben, der Vortrag der Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing, Ursula Münch, die vor zwei Jahren bereits vor der Kreis-Frauen-Union gesprochen hatte, blieb geladenen Gästen vorbehalten. In Germering referierte zeitgleich der Sozialwissenschaftler Jörg Althammer von der Katholischen Universität Eichstätt.

Die Puchheimer CSU zieht am kommenden Sonntag, 17. Januar, mit einem Neujahrsfrühschoppen nach. Bei der Allinger CSU wird am Mittwoch, 13. Januar, der Vorsitzende der Landtagsfraktion, Thomas Kreuzer, die "Herausforderungen für das Jahr 2016" benennen (19 Uhr, Bürgerhaus). Die Maisacher CSU verbindet ihren Neujahrsempfang am Donnerstag, 14. Januar, mit der Verleihung des Ehrenpreises für besondere Verdienste um das Gemeinwohl in der Gemeinde. Als Gastredner wird Herbert Sedlmeier, der Landesvorsitzende der Beauftragten für Menschen mit Behinderung aus Germering, erwartet (19.30 Uhr). Während die Maisacher Christsozialen in der Grundschulturnhalle zusammenkommen, bekommen ihre Kollegen aus Fürstenfeldbruck am selben Abend ein Ambiente geboten, das einem Empfang dieser Art weit mehr entspricht als eine Sportstätte: der schmucke Barocksaal von Kloster Fürstenfeld nämlich (19 Uhr). Dort wird sich die neue Generalkonsulin der USA, Jennifer D. Gavito, Gedanken zum neuen Jahr machen. Gavito, die aus Kansas City stammt, war bereits in den US-Generalkonsulaten von Jerusalem und Dubai tätig und im Stab des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus mit dem Nahen Osten beschäftigt. Nun wird die 40-Jährige die USA für drei Jahre in Bayern vertreten.

Bei der SPD in Puchheim wird am Freitag, 29. Januar, von 19 Uhr an in der Aula der Schule Süd der Vorsitzende der Münchner Stadtratsfraktion, Alexander Reissl, "Münchner G'schichten" erzählen: "viele interessante, teilweise auch lustige G'schichten, aus zwei Jahrzehnten rund um die Landeshauptstadt und ihren Speckgürtel", versprechen die Sozialdemokraten. Um Globalisierung, Nachhaltigkeit und Zukunft geht es im Vortrag von Franz Josef Radermacher beim Neujahrsempfang der SPD Germering am Sonntag, 31. Januar (11.15 Uhr, Stadthalle). Der 65-Jährige Professor für Informatik der Universität Ulm und Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung ist Mitglied des Club of Rome, jenes Expertenzusammenschlusses, der 1972 den weltweit beachteten Bericht "Die Grenzen des Wachstums" veröffentlichte und sich seither für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft der Menschheit einsetzt. Die Olchinger SPD erwartet den Bundestagsabgeordneten Florian Post bereits am Samstag, 16. Januar, in der Kulturwerkstatt am Mühlbach (19 Uhr) zu ihrem Empfang, den sie Jahreseinstandsfeier nennt und bei der es laut Terminankündigung auch ein "mediterranes Buffet und guten Rotwein" geben wird.

Bei der Kreis-Senioren-Union wird am Donnerstag, 21. Januar, Fürstenfeldbrucks katholischer Dekan Albert Bauernfeind die Frage "Zukunft - worauf verlassen wir uns?" aus kirchlicher Sicht zu beantworten versuchen (18 Uhr, Pfarrsaal Sankt Magdalena Fürstenfeldbruck). Vor vier Jahren war Bauernfeind bei den Brucker Sozialdemokraten eingeladen gewesen und hatte angemerkt, dass er gerne auch mal vor CSU-Vertretern sprechen "und dort unbequeme Fragen stellen" möchte. Die Unionsfrauen aus dem Landkreis veranstalten schon seit Jahren ihren eigenen Neujahrsempfang. Diesmal kommt die bayerische Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner, die im Vorjahr schon bei der CSU-Kreisversammlung und bei der Maisacher Festwoche zu Gast gewesen war. Am Sonntag, 24. Januar, spricht sie im Emmeringer Bürgerhaus (11 Uhr). Nach den Vorfällen von Köln hatte sich die 51-jährige Politikerin umgehend positioniert: Es sei nicht hinnehmbar, schrieb Aigner auf ihrer Facebook-Seite, "dass sich jetzt Frauen in ihrem Verhalten anpassen sollen. Diejenigen, die hier leben, haben sich an unsere Gesetze, unsere Regeln und unsere Werte zu halten."

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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