Laternenumzug:Olching leuchtet gegen den Fremdenhass

Lesezeit: 2 min

Mehr als 300 Menschen zogen mit Laternen und Transparenten durch Olching. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mehr als dreihundert Menschen folgen Aufruf der Kirchen. Sie nehmen an Laternenumzug gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung teil

Von Maren Jensen

Olching - Ein Zeichen setzen. Das ist den Olchinger Kirchen in den in zweifacher Hinsicht dunklen Dezembertagen besonders wichtig. Ihrem Aufruf zu einem Laternenzug gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung sind am Montagabend viele gefolgt. Mehr als 300 Menschen marschierten vor der Johanneskirche zu der Kirche am Nöscherplatz. Auch Asylbewerber reihten sich in den Lichterzug mit ein.

Während Polizei und Feuerwehr noch die Hauptstraße halbseitig sperren, läutet lautstark die Glocke der Johanneskirche. Kurze Stille tritt ein, Bürgermeister Andreas Magg nutzt die Situation, um ans Mikrofon zu treten. "Ein totes Kind ist ein totes Kind", beginnt er, "Und dabei ist es irrelevant ob es aus Syrien kommt oder aus Deutschland." Die Zuhörer geben kräftigen Beifall. Einige rufen lauthals "Bravo". Magg fährt fort, gespannt hören ihm die Teilnehmer zu. "Flüchten ist schrecklich. Und deshalb werden wir Fremdenhass und Ausgrenzung keine Chance geben. Wir stehen zusammen", sagt er mit kräftiger Stimme. Magg kennt familiäre Flüchtlingsbewegungen. "Meine Oma flüchtete ebenfalls vor langer Zeit und man merkt ihr immer noch an, wie sehr es sie prägt und wie es in ihrem Kopf verankert ist", sagt er.

Zum Abschluss der Rede halten alle Teilnehmer ihre Kerzen und Laternen hoch in die Luft. Einen kurzen Moment später erheben Schüler des Gymnasiums Olching ein Banner mit der Aufschrift "Olching leuchtet. Für ein friedliches Miteinander". Eine andere Schülergruppe schnappt sich Instrumente und beginnt, eine Samba zu trommeln. Dann setzt sich die Menge in Bewegung. "Ich bin hier, weil ich ein Statement setzen möchte. Ich will zeigen, dass ich die Menschen unterstützen möchte, die diskriminiert oder ausgeschlossen werden", sagt der 18-Jährige Pedro Melo Koch. Geschickt gibt er den Takt der Musikgruppe vor und schreitet langsam in Richtung Nöscherplatz.

Viele der Teilnehmer wollen durch die Aktion öffentlich Stellung beziehen. "Das ist mir sehr wichtig. Wir vereidigen unsere Rechte", sagt Teilnehmerin Sabine Malsch selbstbewusst. Die Schülerlotsin steht als eine der ersten Menschen vor der Johanneskirche. Schützend hält sie ihre Hände um eine Kerze. Wind kommt auf, doch die Flamme hält dem Luftzug stand. "Wir wollten einen Laternenzug, weil dieser einen enormen symbolischen Wert hat", sagt Pfarrer Harald Sauer. So sei er ein Zeichen für ein friedliches Miteinander, für die Bewältigung von Dunkelheit und Angst. "Es ist toll, dass so viele Leute gekommen sind, jeder einzelne ist ein Gewinn", sagt Vertrauensfrau und Vorstand der evangelischen Johanneskirche, Anne Peiffer-Kucharcik. "Wir verstecken uns nicht. Wir geben Fremdenhass keine Chance".

Unter den Teilnehmern befinden sich auch einige Asylbewerber. Eine Frau mit Kopftuch klammert sich mit der einen Hand an den Arm ihres Mannes, mit der anderen Hand umschließt sie ein Teelicht, auf dem ein christliches Kreuz prangt. Hinter ihr drehen sich zwei Kinder mehrmals im Kreis und bewundern das sich ausbreitende Lichtspektakel. "Es ist egal, wo wir religiös oder politisch stehen. Heute zählt, dass wir uns gemeinsam gegen rechte Hetze und Ausgrenzung richten", sagt Magg.

Etwa eine halbe Stunde benötigt die Gruppe, um bis zum Nöscherplatz zu laufen. Dort wird die Musikgruppe des Gymnasiums von einer Trommlergruppe abgelöst, die aus Asylbewerbern besteht. Noch immer leuchten die meisten Kerzen, nur wenige müssen ein Feuerzeug aus ihrer Tasche hervorholen, um sie wieder anzuzünden. "Gegen Rechts", ruft ein Teilnehmer und hebt sein Licht in die Höhe. "Gegen Rechts", wiederholt ein Teil der Menge und tut es ihm gleich.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: