Wenn er lange über ein Stück nachdenken muss, dann ist das für Regisseur Harald Molocher ein sicheres Zeichen, dass er es nicht inszenieren sollte. "Wenn ich einen Text lese, weiß ich meist sofort, ob ich das kann", erzählt der Intendant der Neuen Bühne Bruck. Entstehen beim Lesen in seinem Kopf Bilder, dann ist alles klar, kommen sie nicht, dann ist die Entscheidung auch klar. "Ich habe ja das Glück, dass ich Stücke, die ich mir nicht zutraue, einfach an unseren Regisseur Philipp Jescheck weitergeben kann", ergänzt Molocher lachend. Ideal läuft es für ihn, wenn ihm während des Lesens bereits ein Lichtkonzept und die passende Musik in den Kopf kommen. "Bei mit geht viel über die Ästhetik des Leuchtens. Ich arbeite gerne mit dem Halbdunkel und versuche damit, Gefühle zu vermitteln."
Molocher bezeichnet sich als Bauchmenschen, Skizzen und Pläne sind nicht seine Welt. Deshalb, so sagt er, ist er auch von der Leistung seiner Schauspieler abhängig. "Je besser sie sind, desto mehr entwickelt sich dann während der Proben. Je mehr sie mir anbieten, desto mehr kann ich mit ihnen arbeiten", sagt Molocher, "das ist aber nur die Basis. Es heißt nicht, dass ich die Schauspieler machen lasse und sie in Ruhe lasse, im Gegenteil". Am zufriedensten mit der Arbeit ist Molocher dann, wenn er überhaupt nicht merkt, wie schnell die Zeit vergeht. Sechs bis acht Stunden könne so ein Probentag dann gehen. "Manchmal gehe ich um 10 Uhr morgens in eine Probe und wenn wir rauskommen ist es Nacht. Einmal habe ich mit einer Schulklasse in den Ferien geprobt und wir waren von 10 bis 22 Uhr auf der Bühne." Dass Molocher seinen Schauspieler einiges abverlangt, wird spätestens dann klar, wenn er erzählt, dass er gerne einmal mit Rainer Werner Fassbinder zusammen gearbeitet hätte, der nicht gerade für seine zurückhaltenden Erwartungen bekannt ist.