Komponist:Mit Stift und Papier

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Vor den Noten steht für Nikolaus Brass ein konkreter Begriff

Gleich einem Blick in den Nebel beschreibt der Komponist Nikolaus Brass den Beginn seines Schaffens. "Ich habe eine Gedanken im Kopf, einen Ansatz, von dem ich aber noch nicht weiß, wohin er führt. Während ich arbeite lichtet sich das dann nach und nach." Die Idee könne etwa ein Begriff wie "unter Wasser" sein. "Häufig sind es nichtmusikalische Dinge, die am Anfang stehen, keine Noten oder Klangvorstellungen." Ist diese Idee da, geht es für Brass eher profan weiter: Schreibtisch aufräumen, Papier und Stift zurechtlegen, denn alle seiner Werke schreibt er noch ganz altmodisch per Hand. "Dann kreise ich oft physisch und psychisch um den Schreibtisch und denke nach". Irgendwann aber setzt sich Brass an den Schreibtisch und fängt an, sich Notizen zu machen und Skizzen zu entwerfen - sei es grafisch oder verbal. Außerdem macht er sich über die handwerklichen Bedingungen Gedanken, etwa für welche Instrumente er schreiben will. "Ich bin niemand, der sich einfach ans Klavier setzen und die fertigen Melodien runterspielen kann", so Brass.

Sind die kleinen Skizzen fertig, ist es für Brass wichtig, gleich eine Reinschrift anzulegen. "Ich kann meine Skizzen nach zwei Tagen schon nicht mehr lesen. Deswegen muss ich schnell anfangen so sauber und präzise wie möglich zu arbeiten, auch wenn ich einiges später vielleicht wieder wegwerfe", sagt Brass. Und nicht jedes Skizze führe automatisch zu einem fertigen Stück, manche Ansätze erschöpfen sich auch nach der ersten Idee. Trägt diese allerdings, dann sei es, als ob sich langsam eine Tür öffnet, durch deren Schlüsselloch man eben noch geschaut habe, beschreibt Brass den Prozess.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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