Serie: Aus Liebe zum Verein :Malen mit Licht

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Die Mitglieder des Foto- und Filmclubs Fürstenfeldbruck wollen nicht nur Spaß an ihrem Hobby haben, sondern voneinander lernen - auch durch die Teilnahme an Wettbewerben

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Man könnte sagen, Fotografie ist ein Einzelsport. Wer fotografieren will, entwickelt eine Idee, wählt das Motiv, entscheidet sich für die richtige Ausrüstung, wartet auf den passenden Moment und drückt ab. Warum also einem Fotoclub beitreten oder einem Foto- und Filmclub, wie es ihn in Fürstenfeldbruck gibt? "Man lernt voneinander", sagt Volker Rein. Die Motivation zieht. 55 Mitglieder hat der Club, die meisten Mitglieder des Clubs sind Männer jenseits der 50. Fotografie kostet Zeit, das Vereinsleben auch. Für Hobbyfotografen, die voll im Beruf stehen, kann beides gemeinsam zu viel sein. Viermal im Monat treffen sich die Mitglieder im Klubraum am Volksfestplatz, fast immer kommt mehr als ein Drittel von ihnen. Außerdem finden Ausflüge, Ausstellungen, Projekte und Wettbewerbe statt. Das Lernen, der Austausch, die Diskussion: Rainald Reb spricht diese Punkte immer wieder an. Deswegen treffen sich die Fotografen und Filmer aus Fürstenfeldbruck jeden Dienstagabend. Dann gibt es ein Schwerpunktthema, zu dem Reb oder ein anderer einen Anstoß geben. Erfahrungen werden ausgetauscht, Tipps ausgepackt und Kritik geübt. Seit dem Frühjahr steht Reb an der Spitze des Vereins. Der 57 Jahre alte Diplom-Ingenieur hat den langjährigen Vorsitzenden Volker Rein abgelöst.

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(Foto: Volker Rein; privat)

Grazil: Zwei Schwäne landen auf einem See.

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(Foto: Dr. Ferry Boe; privat)

Die Bilder beweisen, wie gut die Hobbykünstler beherrschen, was Fotografen das gezielte Malen mit Licht nennen.

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(Foto: Annett Rost; privat)

Wer fotografieren will, entwickelt eine Idee, wählt das Motiv, entscheidet sich für die richtige Ausrüstung, wartet auf den Moment und drückt ab.

Demnächst steht der Regionalwettbewerb an. Eine Reihe von Klubs aus dem Münchner Westen und dem Oberland veranstalten ihn abwechselnd. Dieses Jahr ist die Fotogruppe aus Altenstadt im Landkreis Schongau der Ausrichter, das Thema heißt: "Vom Lagerfeuer zum Laserstrahl". Die Teilnahme ist den Bruckern wichtig, im vergangenen Jahr belegten sie den zweiten Platz der knapp drei Handvoll Teilnehmer. Auch sonst dreht sich viel um Wettbewerbe und Ausstellungen. Die Fotografen des FFC messen sich vier Mal im Jahr auch untereinander und bemühen sich bei Wettbewerben, wie den "Brucker Buidln", um die ersten Plätze. Ausstellungen, wie jene, die sie immer während der Fürstenfelder Naturfototage organisieren, sind auch Werbung für den FFC, wie die Mitglieder ihren Verein abkürzen. Mancher Fotograf wurde dabei auf den Club aufmerksam.

Klubtreffen und Dunkelkammer: Mitglieder wie Michael Steinborn gehen mit großer Professionalität ans Werk. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zum Austausch, wie ihn Reb und seine Fotografenkollegen sich wünschen, gehören auch Workshops. Wer etwas besonders gut beherrscht oder neu erlernt hat, gibt sein Wissen weiter. Dabei geht es nicht nur um Fotografie, sondern auch um bewegte Bilder, um die Kombination von beidem und um audiovisuelle Präsentationen. Besondere Zustimmung hat aber zuletzt ein anderer, gewissermaßen erweiterter Workshop gefunden: Ferry Böhme, Naturfotograf und Vereinsmitglied, hat Bilder aus Schottland gezeigt und etliche Flaschen Whisky zum Verkosten mitgebracht. Beim FFC geht es auch um Geselligkeit. Auch, wenn das Fotografieren Spaß machen soll, so legt Böhme seinen Kollegen ans Herz, ehrgeizig zu sein: "Entscheidend ist, wie man sich selber qualifiziert. Dazu gehört auch die Bereitschaft zur Kritik am eigenen Bild." Wenn dann bei einer Diskussionsrunde über eine Methode oder auch über die Entwicklung von Fotobüchern gesprochen wird, ist viel Selbstkritik zu hören. Und auch, wenn sie sich als Hobbyfilmer und Hobbyfotografen sehen, legen die Mitglieder des FFC Wert darauf, dass sie nicht knipsen, sondern fotografieren, und dass sie beherrschen, was sie tun.

55 Mitglieder hat der Club, die meisten Mitglieder des Clubs sind Männer jenseits der 50. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Fotografen sind beim FFC deutlich in der Mehrheit. Dabei wurde der Verein eigentlich als Filmklub gegründet. Der Eichenauer Heinz Klocker, der 1977 einer der beiden Initiatoren war, gehört dem Klub noch heute an. Vor fast vier Jahrzehnten war er mit seinem Versicherungsvertreter ins Gespräch über das Filmen gekommen. Die beiden suchten drei Handvoll Mitstreiter und gründeten den "Schmalfilm-, Foto- und Phonoclub Eichenau und Puchheim" in einer Puchheimer Gaststätte. In Eichenau hatten sie keine Räume für ihre Veranstaltungen gefunden. Die Räume waren auch der Grund, warum aus dem Eichenauer und Puchheimer ein Fürstenfeldbrucker Verein wurde: Nach Jahren voller Umzüge versprachen Brucker Honoratioren bei einer fröhlichen Feier, den Filmern ein Zuhause zur Verfügung zu stellen. 1982 wurde das Klubheim in der Unfaltstraße bezogen, zwei Jahre später gab sich der Verein seinen heutigen Namen. Zum Clubheim gehört neben dem Raum, der mit Pokalen und Kameras voll gestellt und mit aktueller und auch nostalgischer Technik ausgestattet ist, auch eine Dunkelkammer. Die wird vor allem für die Entwicklung von Schwarz-Weiß-Fotos verwendet. Denn bei der chemischen Entwicklung der Bilder treten Schattierungen ans Licht, die gedruckte Fotos zumindest noch nicht leisten können. Häufig genutzt wird der Raum vor allem von Michael Steinborn, der gelegentlich mit Schwarz-Weiß-Fotografie arbeitet und auch mit Kaffee und anderen Flüssigkeiten experimentiert. Auch Rainald Reb, der seine Bilder heute digital entwickelt, hat als Student einst Bilder in der Dunkelkammer vergrößert und entwickelt. "Diese Erfahrung war eine wichtige Basis", glaubt er.

Denen, die mehr filmen als fotografieren, widmet der FFC jeden zweiten Dienstag im Monat. Dann geht es um Technik, Methoden und alles, was dazugehört. Trotzdem steht das Fotografieren viel deutlicher im Vordergrund. Auch, wenn die Grenzen verwischen. Es sind die gleichen Geräte, die Fotos und bewegte Bilder machen, und mit moderner Technik lässt sich beides kombinieren. So, wie es beim FFC-Projekt "Das Ampertal in den Jahreszeiten" geschieht: Bilder, Videos, Musik und Gedichte fließen zusammen. Es ist ein Projekt, auf das der Fotoklub stolz ist. So wie auf große Filmprojekte der Vergangenheit wie jenes, bei der die Neuentstehung des Stadtsaals vom Abriss bis zur Einweihung dokumentiert wurde. So wie die Fotoserien zur Brucker Kulturnacht, die Jahr für Jahr entstehen. Und so wie der Sparkassenkalender, der im neuen Jahr erstmals aus Werken der FFC-Fotografen und ihrer Kollegen vom Germeringer Fotoklub besteht. Für seine Projekte arbeitet der Verein mit der Stadt, dem Historischen Verein, dem Stadtmuseum und anderen Organisationen zusammen, Diese gemeinnützige Arbeit haben sich die Mitglieder in die Satzung geschrieben. Und so oft es eben geht, sollen die Bilder der FFC-Mitglieder in der Öffentlichkeit zu sehen sein und beweisen, wie gut die Hobbykünstler beherrschen, was Fotografen das gezielte Malen mit Licht nennen.

© SZ vom 16.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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