Fürstenfeldbruck:Kirche über CSU-Landrat verärgert

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Das Erzbistum München weist Karmasins Kritik zurück, für die Raumnot bei der Unterbringung von Flüchtlingen mitverantwortlich zu sein: Es gibt kaum leer stehende Pfarrhäuser

Von Kevin Schrein

Das Erzbistum München und Freising hat die Kritik von CSU-Landrat Thomas Karmasin an der Kirche, sie sei bei der Flüchtlingsunterbringung "Teil des Problems", zurückgewiesen. "Die Aussage von Herrn Karmasin ist nicht nachvollziehbar. Wir prüfen das und dann soll er uns Ross und Reiter nennen, wenn von der Kirche überteuerter Wohnraum angebieten wurde", sagt Bernhard Kellner, Pressesprecher des Erzbistums. Erst kürzlich habe man ein leer stehendes Pfarrhaus in Putzbrunn angeboten. "Dort leben nun zwölf Asylbewerber. Vielleicht möchte Herr Karmasin ja dort nachfragen." Er fügt hinzu. "Leer stehende Pfarrhäuser gibt es auch nicht wie Sand am Meer." Das bestätigen auch die Kirchen im Landkreis. Auf Anfrage der SZ versichern das evangelische und katholische Dekanat, aus Platzgründen keinen Wohnraum zur Verfügung stellen zu können.

Ärger mit der Kirche: Landrat Thomas Karmasin. (Foto: Günther Reger)

Hintergrund des Konflikts ist ein Zusammentreffen unter Landräten, an dem Thomas Karmasin teilnahm. Ein Landrat habe bei Tisch erzählt - wer genau, daran kann sich Karmasin nicht erinnern, denn das Gespräch liege schon "gefühlt ein Jahr zurück" -, wie er versucht habe, ein leer stehendes Pfarrhaus zu mieten. Doch die Kirche hätte eine horrende Miete verlangt. Das wiederum nahm Thomas Karmasin im Gespräch mit der SZ zum Anlass, Kirchengemeinden, die sich bei der Wohnungssuche für Flüchtlinge querstellten, indirekt als Teil des Problems in dieser schwierigen Situation zu bezeichnen. Am Dienstag sagte Karmasin der SZ erneut, dass die Flüchtlingssituation schwierig sei und er mit seiner Aussage lediglich "eine Stoßrichtung" habe geben wollen. Dass der von ihm geschilderte Vorfall mit dem überteuerten Mietangebot seitens der Kirche "nicht im Landkreis stattgefunden habe", sei ihm bewusst.

"Ich verstehe Herrn Karmasin gut. Er steht unter Druck und möchte den Flüchtlinge gerne eine Unterkunft bieten. Aber von der Kritik fühle ich mich nicht angesprochen", sagt Stefan Reimers, Dekan der evangelischen Kirchengemeinde Fürstenfeldbruck. Dass Karmasin provoziere, versichert Reimers, sei in Ordnung, "ja sogar nötig, um eine Lösung zu finden". Ähnlich schätzt auch Albert Bauernfeind, Dekan der Katholiken im Landkreis, die Reaktion des Landrates ein. "Herr Karmasin bringt seine Not zum Ausdruck. Die Politik ist mit dem Problem überfordert."

Nach Angaben von Bauernfeind gibt es im Landkreis Fürstenfeldbruck nur ein leer stehendes Pfarrhaus in Emmering. Das Gebäude ist seit Jahren unbewohnt und marode. "Es ist feucht, der Boden ist hinüber und wir brauchen ein neues Dach", sagt Bauernfeind. Der Dekan versicherte, schon mehrmals im Erzbistum München um Sanierung gebeten zu haben, "ohne Rückmeldung", sagt er. "Das ist schon ein Skandal", fügt er hinzu. Allerdings habe er "mündlich mitbekommen", dass im November die Sanierung beginnen soll. "Das wird allerdings ein Jahr dauern", sagt Bauernfeind. Ansonsten hätte er im Dekanatsrat im April seine Kollegen im Landkreis bereits auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam gemacht und gebeten, frei werdenden Wohnraum zu melden. "Auch Herr Bamesreiter vom Personenstands- und Ausländerwesen des Landratsamtes war da." Das Landratsamt war demnach darüber informiert, dass die Pfarreien im Landkreis keinen Wohnraum zur Verfügung stellen können.

Ähnlich ist die Lage auf protestantischer Seite im Landkreis. Laut dem evangelischen Dekan Reimers gibt es keine Kapazitäten, Flüchtlinge aufzunehmen. "Für einige unserer Mitarbeiter müssen wir Wohnraum anmieten, da wir selbst zu wenig haben." Zwar wäre es theoretisch möglich, einige Schutzsuchende in Gemeindesälen unterzubringen, doch die Räume verfügen über keine sanitären Anlagen, sagt Reimers: "Turnhallen wären hierfür besser geeignet."

© SZ vom 17.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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