Kinopläne:Keine Lust zu warten

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Die Stadt Fürstenfeldbruck will frühestens im Juli darüber entscheiden, wie es mit dem Lichtspielhaus weitergeht. Dem Förderverein dauert das zu lange. Bei seiner Mitgliederversammlung beschließt er, im Mai den ersten Film zeigen zu wollen.

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Besondere Orte in Bayern stehen im Mittelpunkt der Fernsehreihe "Zwischen Spessart und Karwendel" des Bayerischen Rundfunks. Die Folge am vergangenen Wochenende war dem Architekten Adolf Voll und seinem Wirken in Fürstenfeldbruck gewidmet. Unbekannt ist dieser auch in kunstdesinteressierten Kreisen spätestens seit vergangenem Jahr nicht mehr: 1930 erbaute Voll das Lichtspielhaus in der Brucker Innenstadt, über dessen Zukunft Politiker und Kunstschaffende seit Monaten diskutieren. Die Stadt hat das Objekt gekauft, vor dem Abriss ist der Traditionsbau gerettet. Doch die Frage, wie dieser nun genutzt werden soll, bleibt offen. Um darauf beim Förderverein Lichtspielhaus eine Antwort zu finden, mussten die Videorekorder der Mitglieder am Samstag auf Hochtouren laufen, denn die Mitgliederversammlung fand parallel zur Adolf-Voll-Fernsehausstrahlung statt.

Der erste Vorsitzende Thomas Lutzeier wurde bei den Vorstandswahlen in seinem Amt bestätigt, mit Richard Bartels bekam er einen neuen Stellvertreter. So einig wie bei diesem Ergebnis ist man sich im Verein nach wie vor in einem: Der Förderverein möchte das Lichtspielhaus betreiben, als Kino, aber auch als Kulturstätte, die verschiedenen Künstlern eine Bühne bieten soll.

Doch für die Nutzung der Räumlichkeiten gibt es noch weitere Anwärter: Das Unterschleißheimer Marionettentheater sucht einen neuen Sitz, die Schauspielerin Susanne Muhr könnte sich darin eine Schauspielschule vorstellen und auch Jürgen Schulz vom Eine-Welt-Zentrum Fürstenfeldbruck habe sein Interesse bekundet. Weil die Stadt mit Anne Batisweiler, einer Expertin für Kinoplanung, bereits eine Architektin für die Umbauarbeiten ausgewählt hat, sollen dem Kulturausschuss des Stadtrats zeitnah die jeweiligen Konzepte vorgelegt werden.

Der Förderverein hat andere Pläne: Die Monate bis zur entscheidenden Sitzung, die frühestens im Juli oder auch erst im Oktober stattfinden wird, sollen als experimentelle Phase dienen. Mit Veranstaltungen aus den verschiedensten Sparten soll bereits jetzt herausgefunden werden, welche Art der Nutzung am besten zu dem wiederbelebten Lichtspielhaus passt. Erst dann würden konkrete Umbauwünsche Sinn ergeben.

Doch Ideen gibt es bereits. Stefan Döpke, der bis 2012 das Filmcasino Gauting betrieb, betont die Wichtigkeit eines behindertengerechten Zugangs. Eine Behindertentoilette ließe sich möglicherweise im alten Kassenhaus des Kinos realisieren. Richard Bartels plädiert für ein "niedrigschwelliges Angebot", das mit einer minimalen Veränderung von Bühnen- und Zuschauerraum einhergehen soll, um die Sekundärnutzung für zum Beispiel Konzerte oder Poetry Slams zu ermöglichen. Da man auf Partys verzichten möchte, um Ärger mit den Anwohnern zu vermeiden, sei ein langer Tresen genauso wenig notwendig wie eine voll ausgestattete Küche. Auch kommerzieller Druck und hohe Preise hätten in dem gemeinnützigen Vorhaben keinen Platz.

Auf keinen Fall soll das Gebäude zu einer "Außenstelle des Veranstaltungsforums" werden, darüber sind sich die Mitglieder einig. Es gehe vielmehr darum, lokalen Künstlern eine Plattform zu bieten, die man auf den üblichen Bühnen sonst nicht zu Gesicht bekäme. Peter Waldinger, der Mitglied in der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck ist, kann sich mehrere Arbeitsgruppen innerhalb des Fördervereins vorstellen, die sich je auf bestimmte Themengebiete wie Film oder Kleinkunst spezialisieren. Damit man über die Möglichkeiten vor Ort in Zukunft nicht immer nur theoretisiere, sollen künftige Treffen des Vereins außerdem direkt im Lichtspielhaus abgehalten werden.

Die Mitglieder des Fördervereins planen die Zukunft des alten Kinos. (Foto: reger)

Um der Stadt Fürstenfeldbruck ihren Willen zu demonstrieren, wollen die Mitglieder voraussichtlich am 11. April eine Aufräumaktion im Lichtspielhaus starten: Dabei sollen unter anderem die zerbrochenen Schaukästen repariert und mit Filmplakaten gefüllt werden. Am 9. Mai soll dann die erste von vielen Veranstaltungen im Lichtspielhaus stattfinden. Dann soll ein Film gezeigt werden, um dort anzuknüpfen, wo man mit der Schließung des Kinos aufgehört hatte. Einen Favoriten gibt es bereits: die Vierzigerjahre-Komödie "In der Hölle ist der Teufel los!". Der Kultfilm sei ein Juwel der Kinohistorie, das es aus der Vergessenheit zu holen gilt - ganz so wie das Fürstenfeldbrucker Lichtspielhaus.

© SZ vom 23.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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