Mit dem Ferienreporter unterwegs (Folge 2):Gefühlsausbruch am Vulkan

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Der 13-jährige Fabian ist der Einzige aus seiner Gruppe, der die schwierige Vulkanbahn meistert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Brucker Minigolfplatz fordert Alt und Jung

Von Melanie Fritsch, Fürstenfeldbruck

Minigolfplätze, wie der in Fürstenfeldbruck, sind vor allem als Ausflugsziel für das erste Date mit der Schulfreundin und für gemeinsame Familienausflüge beliebt. Wahre Oasen der Freude und Idylle also - eigentlich. Denn das nicht immer alles friedlich abläuft, zeigt sich, als die neunjährige Sophie wütend anfängt herumzuschreien und über ihre drohende Niederlage zu schimpfen. "Das ist doch alles nicht fair." In Tränen aufgelöst sitzt das Mädchen bockig und mit verschränkten Armen auf einer Bank vor der Spielbahn. Da hilft es auch nichts, dass ihre Mutter mit Engelszungen auf sie einredet und versucht, ein paar tröstende Worte zu finden. Dabei ist das Mädchen zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die Letzte in ihrer Gruppe und die Runde erst zur Hälfte gespielt. Aber auch das beruhigt sie nicht. Die Gruppe besteht aus Sophie, ihrer Mutter Sabine, dem Bruder und zwei weiteren Kindern aus Regensburg, die bei der Familie für drei Tage zu Besuch sind. Nachdem sich die fünfköpfige Truppe am Tag zuvor auf einer Sommer-Rodelbahn in Oberammergau vergnügte, steht heute Minigolfspielen auf dem Programm.

Noch ein paar Bahnen vor dem tränenreichen Ausbruch Sophies ist die Stimmung von Ehrgeiz geprägt. "Wenn du jetzt beim ersten Mal triffst, bekommst du ein Eis", witzelt der 13-jährige Fabian in der Annahme, dass die Mutter das sowieso nicht schafft. Dass er damit recht behält, zeigt sich lange bevor eben jener ein verärgertes "Herrschaftszeiten" beim fünften Schlagversuch raus rutscht. "Das ist aber auch eine wirklich verdammt schwere Bahn", erklärt Fabian, der es bei der "Vulkanbahn" als Einziger aus seiner Gruppe schafft, den Ball innerhalb des selbstgesetzten Limits von zehn Schlägen einzulochen - allerdings auch erst beim letzten Versuch. Bei Sophie dagegen führen die Anfeuerungsrufe der Mutter, "Du hast es fast geschafft, das gleiche noch einmal, aber mit weniger Power", nicht ans Ziel.

Die Anlage ist an diesem Nachmittag sehr gut besucht. Fast alle Bahnen sind besetzt und am Eingang steht schon eine Hortgruppe und wartet auf Einlass.

Eine, die viele Geschichten über das Leben und die Emotionen auf dem Platz erzählen kann, ist Anne Hildebrandt. Sie arbeitet seit 21 Jahren hier und stattet die Besucher am Kiosk unter anderem mit Wertungskarten, Golfbällen und Schlägern aus. Neben kalten Erfrischungsgetränken gibt es bei ihr auch kleine Snacks wie Wiener oder Currywurst mit Brot. Und natürlich Eis in allen Variationen. Aus ihrer Kioskhütte herausschauend erzählt sie: "Es ist so schön zu sehen, wie sich die Großeltern die Mühe machen, ihren Enkelkindern das Minigolfspielen beizubringen", und ergänzt, "ich kann oft beobachten, wie die Kleinen erst als Kinder mit der Familie zu uns kommen, dann als Jugendliche mit ihren Freunden und später als Erwachsene wieder". Und im besten Fall, erklärt die Kioskdame weiter, kommen sie dann sogar mit ihren eigenen Kindern zum Spielen. Sie zeigt auf zwei Großeltern an einem Holztisch, deren Enkelkinder gerade ihre Punkte zusammenrechnen, um den Sieger zu bestimmen. "Die Großeltern zum Beispiel - die kenn ich bestimmt schon seit 16 Jahren", sagt Hildebrandt. Denn viele Fürstenfeldbrucker kommen regelmäßig am Wochenende oder eben in den Ferien zu Besuch.

Das bestätigt auch eine andere Großmutter, die hier den Tag mit ihrer Enkelin verbringt. "Wir kommen oft hierher", sagt sie, während ihre Enkeltochter im gleichen Moment, die von der anderen Gruppe so gefürchtete Vulkanbahn mit dem ersten Schlag für sich entscheidet - manchmal, so scheint es, macht Übung eben doch den Meister.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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