Musikwettbewerb:Erloschene Sternchen

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Weil sich nicht mehr genügend geeignete Bewerber anmelden, wird der renommierte Nachwuchswettbewerb "Junge Stars in Fürstenfeld" eingestellt. Die Organisatoren wollen aber weiterhin junge Musiker fördern

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es war ein ambitioniertes Projekt: Hoch talentierte Nachwuchsmusiker, vorrangig aus dem Bereich der Klassik, treten im Veranstaltungsforum gegeneinander an, die Gewinner dürfen dann mit einem Orchester auftreten. Doch in den vergangenen Jahren hatte sich bereits abgezeichnet, dass es für die Verantwortlichen immer schwerer wird, genügend qualifizierte Bewerber aus der Region München zu finden. Insofern ist es keine Überraschung, dass sich Kulturverein und Veranstaltungsforum entschlossen haben, den Wettbewerb "Junge Stars in Fürstenfeld" nach zwölf Jahren einzustellen.

Eher überraschend ist es allerdings, wie plötzlich diese Entscheidung gefallen ist, mitten in der Bewerbungsphase, die noch bis zum 1. März laufen sollte. "Wir konnten bereits absehen, dass wir nicht genug Bewerber haben, weil mehrere Musiker, die sich angemeldet hatten, zurückgezogen haben. Wir wollten rechtzeitig reagieren, bevor wir Karten verkaufen, die dann wieder zurückgegeben werden müssen", erklärt Christine Hohenbleicher vom Veranstaltungsforum die kurzfristige Absage. Geplant war das Auswahlkonzert, die erste Runde des Wettbewerbs, für den 16. April.

Bereits im vergangenen Jahr wurde deutlich, wie schwer sich die Suche nach geeigneten Kandidaten gestaltet. Die beiden Sieger waren damals 22 und 23 Jahre alt. In der Ausschreibung war die Altersgrenze noch mit 21 Jahren festgeschrieben. In diesem Jahr war die Altersbeschränkung noch einmal verschärft worden, statt zwischen 15 und 21 Jahren, durften die Bewerber nur noch zwischen 15 und 18 Jahren alt sein. Christine Hohenbleicher erklärt sich den Teilnehmermangel damit, dass die schulische Belastung den jungen Musikern immer weniger Zeit für besondere Projekte lässt. Dazu käme, dass für das Abschlusskonzert mit dem Orchester ein passendes Stück hätte einstudiert werden müssen, was auch sehr zeitintensiv sei.

"Wir haben seit Jahren versucht, eine Lösung für dieses Problem zu finden, aber es ist uns nicht gelungen", sagt Hohenbleicher. In den vergangenen Jahren habe man beispielsweise intensiv mit Claus Christianus zusammengearbeitet, dem Vorsitzenden des Regionalentscheids von "Jugend musiziert". Durch diese Tätigkeit hat er einen guten Überblick über den lokalen Nachwuchs. Erschien ihm ein Musiker für den Wettbewerb in Fürstenfeld passend, hat er ihn Hohenbleicher empfohlen.

Das Ende von "Junge Stars in Fürstenfeld" bedeutet aber nicht, dass das Veranstaltungsforum sich künftig aus der Nachwuchsförderung zurückzieht. Vielmehr sind gleich zwei neue Formate geplant, um jungen Talenten die Chance zu bieten, sich in einem professionellen Rahmen einem großen Publikum zu präsentieren. So sollen die Konzerte mit der Neuen Philharmonie München, mit der bisher die Wettbewerbssieger gespielt haben, fortgesetzt werden. Die Solisten werden nur nicht mehr per Ausscheidung ermittelt, sondern, weiterhin in Zusammenarbeit mit Claus Christianus, gezielt angeworben. "Ich denke, der Wegfall des Wettbewerbscharakters und des zusätzlichen Vorentscheids sorgen dafür, dass wir immer genug passende Musiker finden werden", sagt Hohenbleicher. Das erste Konzert am 9. Oktober 2016 sei jedenfalls bereits gesichert. Und auch junge Musiker aus dem Landkreis bekommen ein neues Forum mit einem neuen Akademiekonzert des Puchheimer Jugendkammerorchesters, das auch einmal im Jahr stattfinden soll.

Hohenbleicher, die "Junge Stars in Fürstenfeld" 2004 ins Leben gerufen hat, kann ihre Enttäuschung über das Aus nicht ganz verbergen. "Den Wettbewerb kann man schon als mein Baby bezeichnen. Aber man kann die Dinge eben auch nicht erzwingen."

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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