Landes-Sportverband:Die Sorgen der Kleinen

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Der Bayerische Landes-Sportverband will seine Finanzmittel künftig anders unter den Sportarten verteilen. Verbände, die wenige Mitglieder haben, fürchten nun um ihre Existenz

Von Heike Batzer, Fürstenfeldbruck

Gerd Zeller ist besorgt. Der Sportwart des Minigolf-Sportclubs Olching, der gleichzeitig Präsident des Bayerischen Minigolfsportverbandes ist, befürchtet, dass in einigen Jahren "eine Vielzahl von Sportarten verschwinden wird", darunter Minigolf, denn der Verband habe lediglich 2000 Mitglieder. Doppelt so viele müsste er haben, wenn er von 2021 an noch eine finanzielle Grundsicherung erhalten will, die der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) an seine Sportfachverbände auszahlt. Zeller macht beim außerordentlichen Kreistag des BLSV in der Gaststätte Auf der Lände in Fürstenfeldbruck das Problem deutlich, das sich infolge einer Neuverteilung der Finanzmittel für kleinere Verbände ergeben könnte, und schlägt deshalb "eine Art Verwaltungsgemeinschaft" vor, zu der sich die kleineren Verbände zusammenschließen und damit ihre Eigenständigkeit bewahren könnten. Zwölf Fachverbände sind es, die unter der 4000-Mitglieder-Marke liegen.

Das Geld wird neu verteilt: Jörg Ammon, Vizepräsident des Landessportverbandes, erklärt in Bruck die neuen Regeln. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Manche von ihnen haben ihre Autonomie bereits aufgegeben, die Sportakrobaten etwa, die sich dem Bayerischen Turnverband angeschlossen haben. In seiner Sportart sei das nicht möglich, sagt Zeller, denn Minigolf und Golf hätten nichts miteinander zu tun. Aber auch ehedem große Fachverbände wie Handball, Tischtennis oder Leichtathletik "müssen sich anpassen", kündigt Jörg Ammon, für Finanzen zuständiger Vizepräsident des BLSV, bei der Versammlung an. Anpassen heißt demnach: Sie dürfen nicht mehr so viel finanzielle Unterstützung erwarten wie bisher, weil sie nicht mehr so viele Mitglieder haben, und weil künftig 72 Prozent der zu verteilenden Mittel an die Entwicklung der Mitgliederzahlen gekoppelt sein werden. 18 Prozent sollen danach verteilt werden, wie viele Projekte der Zusammenarbeit es im Bereich Schule und Verein gibt, die restlichen zehn Prozent anhand der Zahl der Übungsleiterlizenzen. Das wird jedes Jahr neu berechnet, und "wenn der Sportfachverband größer wird, dann kriegt er mehr", macht Ammon deutlich. Die sogenannten Eigenmittel, also das Beitragsaufkommen der Sportvereinsmitglieder, landen zunächst beim BLSV, der verteilt es dann an die einzelnen Fachverbände weiter. Bislang handelte es sich dabei um feststehende Summen. Gewinner einer Neuverteilung werden aufstrebende Sportarten sein wie etwa Triathlon oder Sportklettern.

Um den Vereinsmitgliedern auf insgesamt 76 außerordentlichen Kreistagen in ganz Bayern die neue Lage zu erklären, touren Ammon und Kollegen von der BLSV-Spitze derzeit durchs Land. Denn die Kreistage entsenden die Delegierten, die die neue Finanzmittelverteilung am 26. November in München beim Verbandstag beschließen sollen. Herbert Thoma, Siegfried Broschei und Anneliese Matthes werden den BLSV-Kreis Fürstenfeldbruck vertreten. Ammon gibt sich Mühe, die Notwendigkeit einer Neuausrichtung im Detail darzustellen. Alles müsse zeitgemäßer und transparenter werden, sagt er und hat einen Imagefilm dabei, der die Aufgaben des BLSV zeigt, der der Dachverband von insgesamt 53 Sportfachverbänden ist - vom Fußballverband (BFV) als größtem mit 1,5 Millionen Mitgliedern bis zum Schlittenhundesport-Verband mit nur 240 Mitgliedern. Seine Aufgaben: Verteilung der Finanzmittel, Aus-, Fort- und Weiterbildung, Vereinsmanagement, Hilfe beim Sportstättenbau, Anlaufstelle für Freiwilligendienste, Unterstützung bei der Integration durch Sport und vieles mehr.

Der BFV hatte beklagt, über mehrere Jahre hinweg zu wenig aus dem Topf erhalten zu haben. Daraufhin hatte sich heftiger Streit entzündet. Vor wenigen Wochen dann die Einigung: Der BFV wird künftig zwar mehr Geld vom BLSV erhalten, leistet aber jährlich einen Solidaritätsbeitrag zugunsten kleinerer Verbände. Von den ihm laut Verteilschlüssel zustehenden 1,3 Millionen Euro jährlich will der Fußballverband zehn Jahre lang zugunsten kleinerer Verbände auf einen Teil verzichten - 2016 auf 45 Prozent der Summe, dann sukzessive auf weniger, bis letztlich 25 Prozent erreicht sind.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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