Fürstenfeldbruck:Die Innenstadt unterkellern

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Oberbürgermeister Klaus Pleil stellt Unternehmern seine Pläne für Fürstenfeldbrucks Zukunft vor

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Eine Tiefgarage "vom Uhl-Grundstück bis zum Vilgertshofer" auf der einen Seite der Hauptstraße und eine weitere auf Grundstücken an der anderen Seite "hinter Myra und Kohl" - damit möchte Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Klaus Pleil den ruhenden Verkehr von der Oberfläche verschwinden lassen. Gewinne die Stadt auch noch "die Hoheit über die Bundesstraße" könne sie bestimmen, was mit dem Verkehr im Zentrum passiert. Von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzte Flächen wären möglich, ebenso wie Aufenthalt und Konsum. Der OB hätte schon so manche gute Idee, wie er meint, und für deren Umsetzung und Unterstützung warb er am Donnerstag bei einem von vier Wirtschaftsgesprächen mit Unternehmern.

Auf einen opulenten Wirtschaftsempfang mit Büffet und hochrangigem Gast verzichtet die Stadt und führt stattdessen mit Wirtschaftsvertretern Gespräche in einem sachlichen und persönlicherem Rahmen. Donnerstagmittag vor Zwölf waren Vertreter mittelgroßer Firmen zum Weißwurstessen ins Rathaus eingeladen worden, sie saßen dem Oberbürgermeister, Referenten des Stadtrates und Vertreterinnen der Verwaltung gegenüber. Das Ziel, sich gegenseitig kennenzulernen, wurde ganz offensichtlich erreicht, vor allem aber bekamen die Unternehmer Informationen aus erster Hand, was und wie die Stadt plant, damit die Innenstadt attraktiver, der Fliegerhorst künftig für viele Tausend Menschen bewohnbar und die Gewerbeflächen überall in der Stadt optimal ausgenutzt werden. Auf Seiten der Stadt stehen den Unternehmern eine ganze Reihe von Experten gegenüber, von denen aber eine die zentrale Ansprechpartnerin sein soll. Aliki Bornheim, seit Mai vergangenen Jahres im Amt der Wirtschaftsförderin tätig, bot sich als Moderatorin, Organisatorin und Helferin an. Ihre Aufgabe ist es, den Unternehmern die optimalen Rahmenbedingungen zu verschaffen. Da ist sie auch auf Unterstützung durch die Brucker Geschäftsleute angewiesen, die ihr frühzeitig den ein oder anderen Leerstand melden. Denn Gewerbeflächen sind stark nachgefragt, ob in Ladengröße oder für einen Fabrik. Doch der Platz, der der Stadt, zumal im Gewerbegebiet Hasenheide zur Verfügung steht, ist knapp und dürfte erst wieder mehr werden, wenn die Bundeswehr frühestens 2019 abgezogen ist und das Fliegerhorstgelände zur Nutzung ansteht. Pleil würde das Gelände aus Bundesbesitz gerne komplett erwerben ("Ich habe der Bima gesagt, für einen Euro nehmen wir es."), aber er weiß auch, dass es noch andere Bieter für dieses besondere Areal geben wird und es bei einem Kaufpreis von einem Euro nicht bleiben dürfte.

Weißwurst statt Kanapees: Die Stadt lädt Unternehmer zum Plausch mit OB Klaus Pleil in den Sitzungssaal des Rathauses ein. (Foto: Günther Reger)

So hörten die Unternehmer unter anderem, dass der Stadtrat im März entscheiden wolle, wie viele Menschen in dem neuen Stadtviertel einmal leben sollen. Zwischen 3000 und 8000 könnten es wohl sein, unter dieser Größe lohnen sich Pleils Angaben nach weder eine Supermarkt oder ein Kindergarten. Eine große Zahl von Konsumenten also, die in den kommenden Jahren zu erwarten sind. Die sollen im südlichen Teil des Kasernengeländes Platz finden, im nördlichen, zum ehemaligen Flugfeld hin, soll sich Gewerbe ansiedeln können. Wie und in welchem Umfang, ist wie beim Wohnbau noch nicht geklärt.

Eine Verbindung zwischen den Gewerbeflächen auf dem Fliegerhorst und der Hasenheide aber wird es nicht geben. "Das ist Extremstnaturschutzgebiet", antwortete der Oberbürgermeister auf diese Frage. Denn dort sind Arten gefunden worden, die sich in der langen Zeit der extensiven Nutzung durch die Luftwaffe gut ansiedeln und überleben konnten. Arten, die zum einen den kiesigen und mageren Untergrund mögen, zum anderen jede Ritze im Asphalt ausnutzen. Weil die gefundenen Tier- und Pflanzenarten so wichtig sind, hat das klare Konsequenzen für den Nutzer dort: "BMW wird sich ziemlich verkleinern müssen", sagte Pleil. Den Lärm aber werde es weiterhin von der Test- und Übungsstrecke geben, weshalb der Lärmschutz im Gewerbegebiet groß geschrieben werden müsse.

© SZ vom 06.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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