Vorstand des Historischen Vereins:Denkwürdiger Abend

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Nach elf Jahren als Vorsitzender tritt Otto Meißner zurück und betont, wie wichtig es sei, Erinnerungsarbeit zu leisten. Seine Nachfolgerin übernimmt einen bestens organisierten Verein

Von Florian Haamann, Fürstenfeldbruck

Elf Jahre lang hatte Otto Meißner alles im Griff, nichts passierte ohne sein Wissen und alles lief genau so ab, wie er es geplant hatte. Doch am Mittwochabend, bei seiner letzten Mitgliederversammlung als Vorsitzender des Historischen Vereins, wurde ihm die Kontrolle hinterrücks entzogen. "Ich bin wirklich sprachlos", sagte er dann auch sichtlich gerührt, nachdem er zuvor den ganzen Abend sehr gefasst wirke, als der eilig eingeschobene Tagesordnungspunkt zu Ende war. Denn Meißner wurde nicht nur mit Dankesworten seiner Vereinskollegen verabschiedet, sondern auch gleich zum Ehrenvorsitzenden und Ehrenzeichenträger ernannt. Und auch drei Wegbegleiter Meißners waren eingeladen, ihn mit einer kurzen Laudatio zu ehren: Sepp Kellerer und sein Nachfolger als Brucker Bürgermeister, Klaus Pleil, sowie der stellvertretende Landrat Ulrich Schmetz.

Kellerer bezeichnete Meißner vor den 114 anwesenden Mitgliedern als Macher und Mentor, der mit Elan und Engagement den Verein geführt hat. Als Netzwerker, dem es hoch anzurechnen sei, dass er rechtzeitig eine Nachfolgerin eingearbeitet hat. Denn auch wenn Ulrike Bergheim erst an diesem Abend von den Mitgliedern zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde, hatte Meißner sie schon vor über eine Jahr gefragt, ob sie sich vorstellen könne, den Posten zu übernehmen. Da sie nicht abgeneigt war, durfte sie ein Jahr bei den Sitzungen des Vorstandes hospitieren, um die Strukturen des Vereins langsam kennen zu lernen und zu verinnerlichen.

Die 59-jährige Anwältin und Redakteurin des Maisacher Geschichtshefts "Maisaha" erklärte dann in ihrer Vorstellung auch, dass Sie sich durch die Erfahrung, die sie in dieser Zeit gesammelt hat, zutraut, den Verein mit seinen 676 Mitgliedern zu führen. "Ich denke, ich bin mir jetzt durchaus bewusst, worauf ich mich einlasse", so Bergheim. Sie wurde ohne Gegenkandidaten einstimmig gewählt. "Ich freue mich darauf, dass ich durch mein neues Amt, noch mehr Termine, die mit Geschichte zutun haben, wahrnehmen kann", sagte Bergheim. Ihre Mitgliedschaft im Arbeitskreis für Geschichte will sie auch zukünftig weiterführen, genau wie die Verantwortung für den "Meisaha",

In seiner Abschiedsrede betonte Otto Meißner, dass er nicht das "Handtuch geworfen habe", sondern nach elf Jahren schöner, aber anstrenger Arbeit mit nun 75 Jahren die Zeit für reif hielt, den Verein an jemanden zu übergeben, der ihn in die Zukunft führen kann. "Und ich bleibe dem Verein erhalten, deswegen verabschiede ich mich heute nicht", so Meißner, der in den Ausschuss gewählt wurde und künftig außerdem die Zusammenarbeit mit den Schulen im Landkreis koordinieren wird.

Übergabe: Als letzte Insigne seiner Macht übergibt Otto Meißner den Postfachschlüssel des Vereins an Ulrike Bergheim.

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(Foto: oh)

Hans von Petersen: "Empfang von Kronprinz Ludwig von Bayern durch das Geschwader im Kieler Hafen" (1888).

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(Foto: Johannes Simon)

Abwechslungsreich: Ein Vortrag über Bernhard von Clairvaux gehörte im vergangenen Jahr genauso zum Programm des Vereins . . .

. . . wie die Planung der Rückführung des Hazi- Altars und die Kunst des Emmeringer Marinemalers Hans von Petersen.

Denn in dieser Ausgabe der "Brucker Blätter", des Jahrbuchs des Vereins, sind erstmals vier Aufsätze von Schülerinnen abgedruckt, die in Zusammenarbeit mit dem Verein entstanden sind. Und auch für dieses Jahr haben die Schulen beim Verein angefragt. Daneben findet sich eine Reihe weiterer Aufsätze, etwa zum neusten Stand der Pollenanalyse im Haspelmoor, den Marinemaler Hans von Petersen, der eine Zeit in Emmering gelebt und und Guido Zingerls Votiv-Tafel für Kurt Eisner.

Wie wichtig die Erinnerungskultur ist, die der Verein leistet, betonte Meißner in seinem Jahresbericht. "Erinnerungen werden in unserem Gedächtnis gespeichert und sind für uns lebensnotwendig. Wie wichtig etwa das Gedächtnis ist, erfahren wir besonders, wenn es durch Unfall oder Krankheit teilweise oder ganz verloren geht." Auf die Vergangenheit zurück zu schauen, sei für eine Gesellschaft sinnvoll und interessant - weil sie dadurch etwas für ihre Zukunft lernen könne. Deshalb müsse der Verein auch weiter das Interesse an der Vergangenheit der Stadt und des Landkreises fördern.

Besonders stolz blicke er auf die Arbeit des Arbeitskreises Kloster Fürstenfeld zurück, der im vergangenen Jahr die Rückführung des Hazi-Alters in die Wege leitete. Bei einem Benefizkonzert wurden Spenden gesammelt, zusammen mit Mittel aus dem Verein konnten so 7000 Euro für den Kauf des Alters beigetragen werden. Im April soll der Alter, der momentan noch im Freisinger Diözesanmuseum steht, zurück an seinen Ursprungsort nach Fürstenfeldbruck gebracht werden. Alt-Oberbürgermeister Kellerer lobte deshalb auch das finanzielle Engagement des Vereins: "Ich bin froh, dass es einen Verein gibt, der nicht jeden Monat nach Unterstützung fragt, sondern der die Stadt auch finanziell unterstützt."

© SZ vom 22.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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