Messe für Sicherheit:Begeisterung für die Technik der Lebensretter

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Knapp 3000 Besucher besuchen am Wochenende im Veranstaltungsforum eine Messe für Sicherheit und Katastrophenschutz. Sie bestaunen Rettungsfahrzeuge aus verschiedenen Jahrzehnten und informieren sich in Fachvorträgen

Von Julius Nindl, Fürstenfeldbruck

Wer die Notfallrufnummer 112 in einem der Landkreise aus dem Münchner Westen wählt, wird sofort mit der integrierten Leitstelle in Fürstenfeldbruck verbunden. Neben dem Brucker Landkreis, werden auch die Regionen Dachau, Landsberg am Lech und Starnberg von der Organisationszentrale koordiniert. Allein im Jahr 2015 mussten die 64 haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter rund 2333 Feuerwehreinsätze dirigieren - nur im Brucker Landkreis. Die statistische Auswertung des Landratsamts zeigt aber in den Einsatzzahlen der Rettungsdienste ein noch größer dimensioniertes Bild. 70 585 Mal mussten Rettungswagen zur medizinischen Versorgung in einem der vier Landkreise ausrücken.

Die Brucker Leitstelle ist nur eine der zahlreichen Aussteller der Res-Q-Expo, die zum ersten Mal eine breite Informationsplattform für Fachpublikum und interessierte Besucher bietet. Eike Sommer, Geschäftsführer der Magna Ingredi Events GmbH, blickt zufrieden auf das Wochenende. Knapp 3000 Besucher informierten sich im Veranstaltungsforum Fürstenfeld zu Themen und Angeboten aus der Sicherheits- und Rettungssparte. Für Veranstalter Sommer war es besonders wichtig, auch ehrenamtlichen Ausstellern eine Plattform bieten zu können, die Standgebühren sollten dabei kein Hindernis darstellen.

Während die Väter geduldig Informationstafeln studierten, zog es die Kinder zu den großen Einsatzfahrzeugen im Innenhof des Forums. Das Technische Hilfswerk (THW) zeigte als besonderes Highlight die Trinkwasseraufbereitungsanlage, die im Katastrophengebiet Simbach zum Einsatz gekommen ist. Riesige Pumpaggregate zeugen von der gewaltigen Kraft der mobilen Gerätschaften. Auch präsentierte das THW aus Bruck ein spezielles Rettungskissen, das durch Druckluft eine schwere Betonplatte anheben kann. "20 bis 40 Tonnen" könne ein solches Hebekissen anheben, sagte ein Mitarbeiter des THW. Mit leuchtenden Augen verfolgten Kinder, wie das Kissen immer wieder mit Luft gefüllt wurde, um die Platte zum wiederholten Male hoch zu hieven.

Neben weiteren Ausstellern boten auch Fachvorträge interessante Einblicke in die zahlreichen Themen der Messe. Der Geschäftsführer von Mackoy Consulting, André Koppany, präsentierte eine innovative App, die als neue Schnittstelle zwischen Einsatzzentrale und Rettungskräften dienen kann. Per GPS wird der Standort eines Mitarbeiters ermittelt, die Zuteilung von Hilfskräften erfolgt dann via Handynachricht mit genauem Einsatzort und Uhrzeit. Die Idee eines vielseitig einsetzbaren Informationsmultiplikators begeisterte auch die rund 50 Zuhörer, die gespannt den Ausführungen von Koppany folgten.

Zahlreiche Fachausstatter präsentierten ihre Produkte sowohl für interessierte Rettungsverbände als auch für den Familienvater, der sich vielleicht einen kompakten Defibrillator im Eigenheim installieren möchte. "Leider kaufen die Leute erst so ein Gerät, wenn es bereits passiert ist", betonte die Mitarbeiterin, die verschieden große lebensrettende Geräte im Angebot hatte. Mehr als 100 000 Herztote gibt es pro Jahr. Ein Defibrillator steigert die Überlebenschancen bei einer Herzattacke deutlich. Auch fanden die Besucher Zelte, Lampen, Bergrettungsequipment und spezielle Schutzanzüge an den rund 60 Messeständen. Die beste Ausrüstung hilft den Einsatzkräften im Alltag allerdings nicht weiter, wenn es an der nötigen Qualifizierung und Weiterbildung fehlt. Fritz Schweibold vom Ju-Jutsu-Verband Bayern weiß um die täglichen Gefahren, die ein Einsatz für die Rettungskräfte birgt. Sowohl verbale als auch körperliche Auseinandersetzungen gehören mittlerweile zum Alltag von Feuerwehrleuten und Notärzten. Sein Verein biete Seminare an, damit die Helfer ihre "Arbeit in Ruhe machen können", sagte Jugendleiter Schweibold. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) und das THW nehmen bereits an solchen Deeskalationsprogrammen teil. Wer zum Abschluss in Nostalgie schwelgen wollte, dem bot das Rotkreuz-Museum Nürnberg eine Auswahl der schönsten historischen Fahrzeuge. Ein Opel Rekord aus dem Jahr 1970, der als Krankentransporter umgebaut ist, ließ auch die Augen des Vaters leuchten, auch wenn er den eigenen Nachwuchs zum gefühlt zehnten Mal in das Feuerwehrauto heben musste.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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