Fürstenfeldbruck:Bäcker finden keinen Nachwuchs

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Innungsobermeister Werner Nau sorgt sich um seine Zunft: Im Landkreis gibt es keinen einzigen Auszubildenden im ersten Lehrjahr mehr. Bei Info-Messen sollen Schüler von dem Beruf überzeugt werden

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Den Brucker Bäckern fehlt der Nachwuchs. In den 17 Betrieben im Landkreis befindet sich kein einziger Auszubildender im ersten Lehrjahr. Nur einer hatte am 1. September seine Ausbildung begonnen, bei der Olchinger Bäckerei Rackl. Doch auch der hat inzwischen abgebrochen. "Wir bieten zwar Schnuppertage und Praktika an", berichtet Xaver Rackl, der die Bäckerei leitet. "Trotzdem stellen die jungen Leute immer wieder fest, es war doch nicht Ihres." Vielen ist das Aufstehen um 1 Uhr zu früh.

Im zweiten Lehrjahr der dreijährigen Ausbildung sieht es kaum anders aus: Auch da beschäftigen die Bäcker nur einen einzigen Lehrling: den Sohn des neuen Obermeisters Werner Nau, der das Amt in der Innung im Herbst übernommen hat. Immerhin sehen die Zahlen im dritten und letzten Lehrjahr besser aus. Sechs Bäckerlehrlinge stehen kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung. Damit ist zumindest in diesem Lehrjahr eine Minimum erreicht: Denn sechs bis zehn Lehrlinge pro Jahr sollte es in den Brucker Betrieben insgesamt geben, schätzt Werner Nau. Nur so könne der Stand langfristig gesichert werden. "Ohne Nachwuchs wird es schwierig", warnt der 50-jährige Grunertshofener.

Gleich zwei der sechs Bäckerlehrlinge im dritten Lehrjahr, die im Landkreis arbeiten, sind im Puchheimer Café Schönleben angestellt. Dass es in den jüngeren Jahrgängen dürftig aussieht, kann Chef Martin Schönleben verkraften. "Wir sind ein kleiner Betrieb", erklärt er. Dennoch hält er Lehrstellen für Bäcker und Konditoren bereit. Letztere lassen sich viel leichter besetzen. "Bäcker will keiner mehr werden", hat Schönleben festgestellt, der auch den Grund dafür kennt: "Bei uns muss der Lehrling um 1 Uhr anfangen. Das hält viele ab." Gleichzeitig hat der Puchheimer auch eine andere Beobachtung gemacht: Wer sich doch für den Bäckerberuf entschieden habe, sträube sich oft vor den Schichten, die um 8 Uhr beginnen.

Will für die Attraktivität seines Berufsstandes werben und so Nachwuchs gewinnen: Werner Nau. (Foto: Günther Reger)

Dass das frühe Aufstehen viele abschrecke, glaubt auch Obermeister Werner Nau. "Da ziehen viele den Bürojob vor." Dabei sei das Bäckerhandwerk viel abwechslungsreicher, die Stellen sicher und die Verdienstmöglichkeiten gut. "Wer bei uns lernt, wird in der Regel übernommen", betont Nau. "Ältere Mitarbeiter scheiden ja auch wieder aus." Xaver Rackl bestätigt: "Wenn einer gut ist, ist das sehr wahrscheinlich." Probleme bereitet das Fehlen von Auszubildenden dem Olchinger Bäcker aber nicht: "Es bewerben sich ja auch immer wieder andere Bäcker bei uns." Dennoch hätte er gern eigene Lehrlinge. "Es ist einfach wichtig, dass man das Handwerk von der Pike auf gelernt hat und nicht erst angelernt werden muss", erklärt er. Auch mit Vorurteilen und Befürchtungen räumt Rackl auf. Backen sei nicht mehr nur Nachtarbeit. Zumindest in seinem Betrieb, der mit knapp 50 Filialen in der Region zu den Größeren gehört, werde auch tagsüber gearbeitet. So müssen beispielsweise Brezenteiglinge, die dann später in den Filialen gebacken werden, nicht in der Nacht produziert werden. Das gleiche gilt für die Cookies, die seine Bäckerei herstellt.

Werner Nau will mehr junge Leute von seinem Beruf begeistern. Nach seinem Wunsch sollen seine Kollegen bei den anstehenden Berufsinformationstagen viel Werbung in eigener Sache machen. Er selbst will auch auf die Gymnasien zugehen und hat über seine Kontakte als Lieferant bereits vorgefühlt. "Die Chancen sind nie verkehrt", glaubt er. "Wir müssen uns einfach attraktiv präsentieren."

Ulrich Drexler kann von seinem Besuch an der Mittelschule Mammendorf bereits positiv berichten. Vier Praktikanten fand er dabei. Im vergangenen Jahr war sogar ein Schüler dabei, der eine Ausbildung bei dem Jesenwanger Bäcker antreten wollte. Dieser sagte jedoch kurzfristig wieder ab. Trotzdem findet Drexler: "Das ist unsere Chance, da müssen wir präsent sein!" Ansprechpartner für die Bäcker sollten aber nicht nur die Schulabgänger sein.

"Wir müssen auch die Eltern überzeugen", glaubt Nau. Denen müsse man klar machen, dass Bäcker ein attraktiver Beruf sei. Wie auch das Handwerk insgesamt, für das sich immer weniger junge Leute begeisterten. "Wir brauchen mehr Handwerker. Es muss nicht jeder studieren", findet auch der Olchinger Xaver Rackl. Eine Einstellung, die Kreishandwerksmeister Harald Volkwein teilt. Auch er setzt stark auf Berufsinformationsmessen, bei denen die Betriebe sich und ihr Handwerk vorstellen sollen.

© SZ vom 05.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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