Fürstenfeldbruck:Ausflugsziel mit Potenzial

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Ein neues Tourismuskonzept soll mehr Besucher in den Landkreis locken. Eine erste Bestandsaufnahme zeigt, dass interessante Angebote zu wenig beworben werden. Das soll sich ändern

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Wenn es um die Entwicklung des Tourismus in den Landkreisen um München geht, liegt Fürstenfeldbruck irgendwo auf den hinteren Plätzen. Während der Landkreis München 2013 ganze 34 Prozent an Übernachtungen zulegen konnte, Dachau 35 und Erding mit seiner Nähe zum Flughafen sogar 70 Prozent, waren es in Fürstenfeldbruck lediglich 14 Prozent. Nun soll sich die Firma Dwif-Consulting aus München gemeinsam mit dem Landratsamt Fürstenfeldbruck um die Entwicklung eines neuen Tourismus-Konzepts kümmern. Dazu hat die Firma eine Stärken-Schwächen-Analyse angefertigt, die am Donnerstag im kleinen Sitzungssaal des Landratsamts vorgestellt wurde.

Ziel der Analyse ist es, einen sanften Tagestourismus sowie einen Tagungs- und Seminartourismus im Landkreis zu implementieren. Denn, wie die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler bei ihrer Begrüßung betonte: "Vom Tourismus profitiert auch die ansässige Bevölkerung." Einerseits etwa wenn es um ein reichhaltiges kulturelles Angebot oder um eine gute Beschilderung etwa für Rad- und Wanderwege gehe, andererseits bei der Etablierung von hochwertigen gastronomischen Angeboten.

Gemeinsam mit verschiedenen Akteuren, etwa aus den Bereichen Politik, Hotellerie, Gastronomie und Kultur, wurden die vorläufigen Ergebnisse der Analyse diskutiert und überarbeitet. Mitte März sollen die endgültigen Ergebnisse aus dem Tourismus-Workshop dem Regionalbeirat vorgestellt werden. Bei der Präsentation des Dwif-Mitarbeiters Markus Seibold am Donnerstag fiel vor allem eines auf - die Akteure selbst scheinen untereinander nicht ausreichend vernetzt zu sein und viele Angebote sind für den interessierten Tagestouristen nur schwer bis gar nicht auffindbar. Als Beispiel nennt Seibold die Möglichkeit, eine Betriebsführung bei Coca-Cola zu buchen. Eine Aktivität, die lediglich auf der Website der Firmenhomepage beworben wird. Und damit für den Touristen, der sich auf einen Ausflug vorbereitet, nicht auffindbar ist. Das wäre nicht der Fall, wenn sämtliche Angebote im Landkreis auf einer zentralen Plattform gebündelt und zielgruppengerecht aufgearbeitet wären.

Als Seibold beginnt, die vorläufigen Ergebnisse zu präsentieren, betont er, sein Team habe den Landkreis und das verfügbare Informationsangebot bewusst durch die Augen eines potenziellen Touristen betrachtet. In die Analyse flossen neben Internetrecherche auch aktuelle Statistik, Expertengespräche und verfügbares Printmaterial der Einrichtungen mit ein.

Augenfällig dabei war, dass etwa zwei Drittel aller Beherbergungsbetriebe, die es im Landkreis gibt, keinerlei Internetauftritt haben. "Das ist heute, im Zeitalter des Internets suboptimal", sagt Dwif-Mitarbeiterin Regina Püschel. Seibold führt aus: "Wenn ich ein Geschäft mit Gästen machen will, muss ich für sie auch auffindbar sein." Ebenfalls nicht optimal ist der Umstand, dass lediglich 22 von 94 Betrieben aktiv mit der Nähe zur Landeshauptstadt München werben. Doch gerade hier liegt enormes Potenzial, Gäste zu locken. Auch im Hinblick auf Tagungs- und Seminartourismus, der ohnehin eine große Rolle im Landkreis spielt.

Insgesamt gab es im vergangenen Jahr etwa 260 000 Übernachtungen im Landkreis, die kurze Dauer der Aufenthalte von durchschnittlich 2,1 Tagen lässt auf einen großen Anteil von Geschäftsreisenden schließen. Und in diesem Bereich gebe es durchaus noch Spielraum nach oben, meint Seibold. Auch deshalb waren sich die Teilnehmer einig, diesen Bereich künftig ausbauen zu wollen.

Der Tagestourismus soll vor allem durch die intensivere Beschäftigung mit den Themenfeldern Kultur, Natur und Radtourismus attraktiver werden. Gerade diese Bereiche liegen aktuell bei Touristen im Trend, wie Seibold berichtet. Der Weg zu einer Steigerung der Besucherzahlen soll vor allem über die Profilierung des Landkreises durch Authentizität und Regionalität führen. Das bedeutet konkret, dass in Abstimmung mit den Akteuren noch einmal verdeutlicht werden soll, welche Potenziale Fürstenfeldbruck und Umgebung bietet und was die Stärke der Lage im Münchner Westen ausmacht.

Hört man den Teilnehmern zu, hat der Landkreis einiges zu bieten. Neben den Badeseen, Rad- und Wanderwegen, dem Jexhof, der Fürthmühle, dem Kloster und unterschiedlichen Kultureinrichtungen, etwa auch zahlreiche Sportangebote, Skateparks, Pferdehöfe und Golfparks. Die Aufzählung der Einheimischen will kein Ende nehmen. "Das Potenzial ist da", sagt Seibold. Nun gehe es darum, es sichtbar zu machen. Dass das gelingen kann, da ist Regionalmanagerin Rike Strohmeyer zuversichtlich. "Der bunte Mix aus Politikern, Hotel- und Museumsleitern hat tolle Diskussionen entstehen lassen", betont sie. In Zukunft soll es, so der Wunsch aller, weitere Diskussionsrunden der Akteure geben.

© SZ vom 06.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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