Neujahrsempfang in Fürstenfeldbruck:Antrittsbesuch im Kloster

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Unter Männern: Generalkonsulin Jennifer D. Gavito mit (v. li.) dem Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet, Dieter Roiger und Andreas Lohde. (Foto: Günther Reger)

Die neue US-Generalkonsulin spricht vor der CSU über Obamas Politik und die Flüchtlinge

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Sie ist eine Frau. Sie ist zum ersten Mal in Fürstenfeldbruck. Sie hat zwei kleine Söhne. Also bekommt Jennifer D. Gavito als Dank einen Blumenstrauß, einen Bildband über das Kloster Fürstenfeld und zwei Tassen mit dem Aufdruck "Feuerwehr Fürstenfeldbruck" überreicht, dazu noch zwei Faschingsorden, weil der Beginn des neuen Jahres heuer schon in der Hochsaison eines kurzen Faschings liegt und deshalb gleich beide Prinzenpaare der Stadt beim Neujahrsempfang der Fürstenfeldbrucker CSU anwesend sind. Die Neugierde auf Gavito, "die junge, neue Generalkonsulin der USA in München", wie der CSU-Ortsvorsitzende Andreas Lohde den Gast am Donnerstagabend ankündigt, ist groß.

Gavito ist wohl das, was man eine Powerfrau nennen würde. 41 Jahre ist sie alt und sieht jünger aus, regelmäßig wechselt sie aus beruflichen Gründen nicht nur ihren Wohnort, sondern auch das Land, in dem sie lebt: Sie war in den US-Generalkonsulaten von Jerusalem und Dubai tätig und im Stab des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus mit dem Nahen Osten beschäftigt. Bild hatte sie sogleich als "Münchens Miss America" betitelt und eine Homestory veröffentlicht über die aus Kansas stammende US-Amerikanerin, die mit ihrem Ehemann, ihren beiden kleinen Buben im Grundschulalter und dem Familienhund seit August in München ist. Und weil sie beim Oktoberfest sogleich auf den Brucker Stimmkreisabgeordneten und ersten Landtagsvizepräsidenten Reinhold Bocklet getroffen ist, hat der sie gleich für einen Auftritt bei der Brucker CSU verpflichtet. So geht das.

Ihre halbstündige Rede vor den fast 170 Besuchern im Barocksaal des Klosters trägt Gavito auf deutsch vor, ihr amerikanischer Akzent ist deutlich hörbar. Sie lobt Deutschland als "einen unserer zuverlässigsten Verbündeten" und die Freundschaft der USA zu Deutschland als "Teil des Fundaments unserer Außenpolitik". Die Flüchtlingskrise nimmt - natürlich - den größten Teil ihrer Rede ein. Es sei "eine ernste und komplexe Herausforderung", sagt sie. Eine Lösung der Flüchtlingskrise könne es nur über eine Lösung in Syrien geben und nur ohne Assad: "Er stellt eine Gefahr für sein eigenes Volk dar", sagt Gavito. Diplomatisch lobt die Diplomatin die "Einsatzbereitschaft freiwilliger Helfer, das Mitgefühl der Mitbürger und die Professionalität der Polizei". Deutschland könne stolz sein auf seine "Taten der Mitmenschlichkeit".

Später wird Reinhold Bocklet auch noch ans Mikrofon treten und ergänzen, dass es menschlich verständlich gewesen sei, dass die Kanzlerin im September das Recht beiseite geschoben und die Grenzen geöffnet habe - "ein unglaubliches Zeugnis der Humanität in dieser Gesellschaft". Doch nun müssten die Flüchtlingsströme vermindert und die Grenzen eingehalten werden, wiederholt der 72 Jahre alte Politiker die vielfach formulierten Forderungen der CSU. Die Flüchtlinge bräuchten auch die Chance, wieder zurückzukehren und ihr eigenes Land wieder aufzubauen, sagt Bocklet. Ein Land könne den Umgang mit Flüchtlingen aber nicht allein lösen: "Hier brauchen wir ein Stück Solidarität." Aber vielleicht gelinge das erst, wenn man die Grenzen wieder von außen nach innen verlege.

Jennifer D. Gavito nickt mehrmals zu Bocklets Statements. Die USA, hatte sie zuvor ausgeführt, würden auch ihren Beitrag dazu leisten: mit diplomatischen und militärischen Mitteln, um den Konflikt in Syrien und im Nordirak zu lösen, und mit humanitärer Hilfe für die Flüchtlinge. US-Präsident Obama werde die Aufnahme von Flüchtlingen aus aller Welt maßgeblich erhöhen, kündigt Gavito an: auf 85 000 Personen in diesem und 100 000 im nächsten Jahr. Sie räumt allerdings auch ein, dass "das, verglichen mit den Zahlen hier, wie ein Tropfen auf dem heißen Stein" klinge. Thomas Karmasin, CSU-Landrat von Fürstenfeldbruck und dafür zuständig, immer mehr Flüchtlinge in seinem Landkreis unterzubringen, entlockt die Zahl später am im langen Gang vor dem Barocksaal aufgebauten Buffet ein gequältes Schmunzeln angesichts von mehr als einer Million Asylbewerbern, die allein 2015 nach Deutschland gekommen sind. Tags darauf wird er verkünden, dass er erneut eine Schulturnhalle für den Sport sperren und für die Unterbringung von Flüchtlingen verwenden muss.

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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