Fürstenfeldbruck:48 Grad Nord, zehn Grad Ost

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Nahe der Amperbrücke ist die exakte Lage der Kreisstadt verzeichnet - eine Hilfe für die Nutzer von Navigationssystemen

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Die Zeit, in der man sich anhand von weithin sichtbaren Kirchtürmen orientierte, ist lange vorbei. Seit etlichen Jahren nutzt fast jeder Navigationssysteme. Nahe der Amperbrücke ist nun ein Referenzpunkt aufgestellt worden, an dem GPS-Nutzer die Genauigkeit ihrer Geräte überprüfen können. In der kleinen Parkanlage an der Ledererstraße hat das Vermessungsamt einen Granitblock mit einer Tafel errichten lassen, auf der Koordinaten und Höhe exakt verzeichnet sind. Über einen angebrachten Code kann man zudem auf den Bayernatlas im Internet zugreifen. Bayernweit ist es der 18. geodätische Referenzpunkt. Nach und nach soll in jedem Landkreis einer entstehen. Genutzt werden kann er von jedem, der ein Navigationsgerät besitzt oder eine entsprechende App auf dem Smartphone installiert hat. Am Referenzpunkt kann man die im Navigationssystem angegebenen Koordinaten mit den tatsächlichen vergleichen. Nutzer erfahren auf diese Weise, wie exakt ihr Gerät arbeitet. Das kann für die Orientierung wichtig sein.

Der Referenzpunkt liegt auf 48 Grad und 10,6068 Sekunden nördlicher Breite, 10 Grad und 15,3216 Sekunden östlicher Länge und 517,8 Meter über Normalnull. Auch die spezifischen Brucker Daten aus dem globalen Koordinatensystem UTM sind aufgeführt, bei denen der Standort in Metern und Zentimetern angegeben ist. Die Abweichung der im GPS-Gerät angezeigten Koordinaten von den tatsächlichen wird dadurch besser nachvollziehbar.

Die in der Nähe stehende Weide könnte die Satellitensignale abschirmen

Exakter Standort (von links): Johann Wieser, Johannes Hintersberger, Klaus Pleil und Rupert Holzfurtner bei der Enthüllung des Referenzpunktes. (Foto: Günther Reger)

Sinnvoll ist der Referenzpunkt vor allem für die, die Geocaching zu ihrem Hobby gemacht haben. Dabei handelt es sich um eine Art Schnitzeljagd mit technischen Hilfsmitteln: Anhand der GPS-Daten wird nach Verstecken gesucht, in denen ein Gegenstand aufbewahrt wird, den es zu finden gilt. Weil die Verstecke schwer zu finden sind, kommt es darauf an, dass das GPS-Gerät möglichst genau arbeitet.

Auch Radfahrer, die Navigationsgeräte verwenden, können den Referenzpunkt zum Abgleich der Koordinaten nutzen. Oberbürgermeister Klaus Pleil, selbst passionierter Radler, kündigte bei der Enthüllung des Referenzpunkts am Mittwochvormittag an, sein GPS-Gerät bei nächster Gelegenheit dort testen zu wollen. Ihn freute vor allem die Nähe zur Amperbrücke. "Sie ist unser Referenzpunkt in Bruck, seit 110 Jahren", sagte er. "Jetzt haben wir einen echten GPS-Punkt daneben". Finanzstaatssekretär Johannes Hintersberger gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass junge Leute den Referenzpunkt annehmen und nicht nur in der Freizeit nutzen. "Man kann ihn zum Beispiel in den Geografie- oder IT-Unterricht einbinden", sagte er.

Geodätische Referenzpunkte gibt es schon länger. Ursprünglich wurden sie lediglich von Fachleuten für Vermessungen genutzt und waren unterirdisch angebracht, um nicht zu stören. Die neuen Punkte sollen vor allem ein Service für die Bürger sein und sind daher zentral gelegen und gut sichtbar. Der Standort des neuen geodätischen Referenzpunkts ist jedoch nicht perfekt: Die nahestehende Weide kann je nach Stellung der Satelliten die GPS-Geräte von den Signalen abschirmen. Dadurch können leicht abweichende Koordinaten angezeigt werden. Trotz dieser Lage entschied man sich für diesen Standort: Altstadt und Stadtzentrum sind nahe gelegen, außerdem führt der Ammer-Amper-Radweg fast unmittelbar am Referenzpunkt vorbei.

© SZ vom 06.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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