Fürstenfeld:Sisyphusarbeit mit Zahnarztbohrer und Pinsel

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Etwa 5000 Besucher strömen zum Ostermarkt. Sie sehen auch die filigranen Kunstwerke, die Minodora Dorl-Năstasă aus Gröbenzell anbietet

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Vergangene Woche hatte es zweistellige Minusgrade, am Wochenende zweistellige Plusgrade. Bei dieser Berg- und Talfahrt der Temperaturen lässt sich nicht ausschließen, dass Ostern weiß und eher kalt wird. Gut, dass es da Dekorationsideen für die eigenen vier Wände gibt. Die standen denn auch im Blickpunkt der etwa 5000 Besucher, die von Freitag bis Sonntag zum Ostermarkt ins Veranstaltungsforum strömten.

In der Fürstenfelder Tenne erwartete sie das vielfältige Angebot von etwa 50 Ausstellern. Das Spektrum reichte vom Osterhasen aus Honigkuchenteig, den Konditormeister Josef Schwalber von der Olchinger Confiserie Nessbach und Schwalber je nach Kundenwunsch mit Zuckerguss beschriftete, über bunte Gänse oder Frösche oder Schildkröten des Eichenauer Keramik-Ateliers Bommhardt-Schneller, die im Badezuber ihre Schwimmfähigkeit unter Beweis stellten, bis hin zu Taschen, Blumenvasen, Büchern oder Musik-CDs. Im Blickpunkt standen naturgemäß aber vor allem Ostereier und Osterhasen - aus buntem Glas,als geschnitzte Holzfigur oder auch aus rostbraunem Metall.

Minodora Dorl-Năstasă vom Lila-Laden Gröbenzell mit handbemalten Eiern von Hühnern, Wachteln, Gänsen, Enten und Straußen. (Foto: Günther Reger)

Im ersten Stock der Tenne gab es sogar eine Premiere zu feiern. Während Aussteller wie Kerstin Hanusch aus Ost-Sachsen mit ihren kunstvoll verzierten Sorben-Ostereiern quasi selbst zu den alten Hasen beim Ostermarkt zählt, waren Minodora und René Dorl-Năstasă aus Gröbenzell das erste Mal dabei. Es soll nicht das letzte Mal gewesen sein, denn die beiden sind zufrieden mit dem Besuch - auch wenn naturgemäß längst nicht jeder, der stehen blieb und die dort offerierten Schmuckstücke bestaunte, auch eines erwarb. Das lag wohl auch daran, dass neben dem "Standardprogramm" wie kleinen geflochtenen Körbchen oder Blech-Kerzenständern in Tulpenform echtes Kunsthandwerk wie handbemalte Keramik-Blumenvasen offeriert wurde. Und das hat seinen Preis.

Hasen und Mäuse aus Filz von der Münchner Künstlerin Jana Schöneberg. (Foto: Günther Reger)

Für ein Gänseei, das unter den Händen rumänischer Künstler durch Bearbeitung mit Zahnarztbohrer und Lack zu einem höchst filigranen "Netzwerk" geworden ist, muss man durchaus gut 30 Euro hinblättern. Was manchem teuer erscheinen mag, lässt sich leicht erklären. Es kostet bis zu zehn Stunden, bis so ein Ei in Wachstechnik mit einem makellosen 3D-Effekt versehen ist. Die Werke erfordern eine ruhige Hand, Kreativität und eben Ausdauer. Erfüllen die Schmuckstücke ihre Aufgabe, "Glück und Gesundheit zu bringen", dann sind sie die Investition in jedem Fall wert. Für die aus Bukarest stammende Minodora Dorl-Năstasă ist es eine Herausforderung, die eigenen Wurzeln und die Tradition auf diese Weise zu bewahren. Sie macht sich regelmäßig in Spanien und Rumänien auf die Suche nach Handarbeitskünstlern. Die Produkte bietet sie bislang ausschließlich übers Internet an, denn ein Ladengeschäft in Gröbenzell sei kaum erschwinglich.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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