Für die schwarzen Zahlen:Zukunftsmodell Klinikverbund

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Landrat Thomas Karmasin will nun im Verbund mit anderen Landkreisen die medizinische Versorgung verbessern. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Landrat Karmasin strebt eine Kooperation mit den kommunalen Krankenhäusern der Landkreise Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau an. Es ist eine Reaktion auf Kostendruck und Qualitätsanforderungen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Landrat Thomas Karmasin (CSU) strebt einen Verbund des Klinikums Fürstenfeldbruck mit den Kliniken der Landkreises Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau an. In Vorgesprächen haben sich die drei Landräte bereits darauf geeinigt, die Möglichkeiten einer Kooperation zu prüfen. Damit soll einerseits der Erhalt der drei kommunalen Krankenhäuser gewährleistet werden und andererseits auf den steigenden Kostendruck und höhere Qualitätsanforderungen reagiert werden, wie sie das vor zwei Jahren verabschiedete Krankenhausstrukturgesetz vorgibt. Um diese Vorgaben zu erfüllen, benötigt eine Klinik sowohl eine steigende Zahl von Patienten als auch ein besseres medizinisches Angebot. Dies soll durch eine landkreisübergreifende Kooperation und eine weitere Spezialisierung der einzelnen Häuser erreicht werden.

Die Verwaltungs- und Aufsichtsgremien der drei künftigen Partner haben nun dem Vorhaben zugestimmt, gemeinsam Konzepte oder Modelle für einen Verbund auszuarbeiten. Bis konkrete Ergebnisse vorliegen, kann es sechs Monate bis ein Jahr dauern. Mit dem Projekt wird letztlich nur umgesetzt, wozu Stephan Bauer, der Ende März ausscheidende Vorstand der Brucker Klinik, dem Kreistag bereits im Oktober 2016 dringend geraten hatte. Bauer regte damals an, sich rechtzeitig um Partner in anderen Landkreisen zu bemühen, um angesichts des Zwangs, die Unterfinanzierung von Kliniken durch eine höhere Produktivität und höhere Patientenzahl aufzufangen, und des Trends zum Abbau von Klinikbetten, auf Dauer den Erhalt des Brucker Klinikums zu sichern.

Da Karmasin und der Kreistag eine Kooperation mit gewinnorientierten Privatkliniken ausschließen, fiel die Auswahl mögliche Partner im Westen von München auf Landsberg und Weilheim. Träger der Dachauer Klinik ist der Helios-Konzern, der eine Gewinnmarge von 4,5 Millionen im Jahr nach Steuern anstrebt und sich wegen der hohen Beanspruchung des Personals mit massiven Protesten konfrontiert sieht. Auch die Starnberger Klinik ist seit Längerem privatisiert worden.

Die Brucker Klinik zur Grundversorgung verfügt über 380 Betten. Im Jahr 2015 wurden etwa 18 000 Patienten behandelt und 285 000 Euro Überschuss erwirtschaftet. Die Häuser in Landsberg und Weilheim sind kleiner und arbeiteten zuletzt defizitär, heißt es. Landsberg verfügt über 221 Betten, Weilheim-Schongau über 340 Betten an zwei Klinikstandorten. Vor allem Weilheim hat wohl größere Probleme. Sollte es zu einer Kooperation kommen, wird angestrebt, dass jedes Haus weiterhin sein wirtschaftliches Ergebnis selbst verantwortet und auch sein bisheriges Angebot behält. Da Patienten weiterhin die freie Wahl des Krankenhauses haben, kann es bei dem angestrebten Verbund laut Karmasin auch nicht primär darum gehen, Patienten aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck in die Nachbarlandkreis zu schicken oder umgekehrt. Da Landsberg über eine Kinderabteilung verfügt, wäre es jedoch sinnvoll, dass beispielsweise ein Kinderarzt aus Landsberg auch in der Brucker Klinik praktiziert oder ein Herzkatheder-Messplatz in Bruck mit Patienten aus einem anderen Landkreis ausgelastet werde. Sollten, so ein anderes fiktives Beispiel von Karmasin, im Jahr mindestens 300 Knieoperationen als Mindestzahl vorgegeben werden, und Fürstenfeldbruck habe nur 200, könnte diese Forderung in einem Klinikverbund erfüllt werden. Laut dem Brucker Landrat seien die Chefärzte sehr aufgeschlossen. Sähen sie doch die Chance, in kommunaler Hand zu bleiben. Mit dem Vorteil, nicht schlechter als private Häuser zu arbeiten, aber nicht unter dem Zwang zu stehen, bestimmte Renditen zu erwirtschaften. Wie es heißt, wird es nur zu einem Verbund kommen, wenn sich daraus eine Win-win-Situation für alle Beteiligten ergibt.

Die SPD-Kreisrätin, Abgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Kathrin Sonnenholzner, sprach auf SZ-Anfrage von einem "richtigen Weg". Jede Klinik habe Schwerpunkte, in denen sie hervorragend arbeite, davon könnten die Partner und vor allem auch die Patienten profitieren. So habe Weilheim beispielsweise eine Gerontologie. Patientenströme ließen sich, wenn überhaupt, nur über Qualität steuern. Das bessere Angebot müsse es nicht zwingend am gleichen Ort geben.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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