Für die Rechte der Radler:Bewegtes Statement

Lesezeit: 2 Min.

Bei der zweiten "Critical Mass" in Olching nehmen 25 Fahrradfahrer teil. Und diesmal muss die Polizei keinen erbosten Beschwerden von Autofahrern nachgehen, die sich über Verkehrsbehinderungen beklagen

Von Katharina Knaut

Zum zweiten Mal zogen die Teilnehmer der sogenannten Critical Mass durch Olchings Straßen. Hatte es im Zuge der ersten Fahrrad-Bewegung Anfang April noch Kritik und Beschwerden bei der Polizei gegeben, verlief die zweite Auflage ruhig: Bei der Inspektion sei keine Meldung eingegangen, meint Polizeisprecher Hermann Mitterer. Ingrid Jasche, Fraktionsvorsitzende der Grünen, die unter anderem auf die Aktion aufmerksam gemacht hatte, ist zufrieden. Insgesamt 25 Teilnehmer hätten teilgenommen, resümiert sie. Das seien zehn weniger als bei der ersten Fahrt, trotzdem freut sie sich über die Resonanz: "Ich dachte nicht, dass es so viele werden. Ich bin davon ausgegangen, dass das schlechte Wetter viele abhält."Die Teilnehmer signalisierten ihr gegenüber auch, das gemeinsame Radfahren fortsetzen zu wollen.

Hintergrund für die Aktion ist eine weltweite Bewegung, bei der sich Fahrradfahrer an einem bestimmten Ort treffen und gemeinsam im Verband durch die Stadt fahren. Damit wollen sie auf die Rechte der Radfahrer im Straßenverkehr aufmerksam machen. Die örtlichen Grünen regten an, die Aktion auch in Olching durchzuführen, und zwar immer zum ersten Samstag im Monat. Die erste Critical Mass in Olching fand Anfang April statt.

Nicht alle waren über die Aktion erfreut: Verärgerte Verkehrsteilnehmer hatten sich bei der Polizei beschwert, dass die Fahrradfahrer zum Teil zu dritt nebeneinander fuhren. Als eine Streife dem nachgehen wollte, waren die Fahrradfahrer jedoch schon weg. Daneben wurde die Vermutung laut, dass es sich bei der Aktion um eine Art Demonstration handelt, die dementsprechend zuvor hätte angemeldet werden müssen.

Vorwürfe, die Jaschke zurückweist. Zum einen handele es sich um keine Veranstaltung der Grünen, betont sie. Die Aktion finde weltweit statt und sei frei organisiert. "Wir unterstützen sie nur", meint Jaschke. Sonst habe man nur die Bekanntmachung übernommen. "Das können in Zukunft vielleicht aber auch andere machen."

Die Definition der freien Organisation, bei der sich die Radfahrer "scheinbar zufällig" treffen, wird auch auf der Webseite criticalmass.de, auf der unter anderem die Termine in verschiedenen Städten aufgelistet sind, immer wieder betont: "Organisation? Es gibt keine. Critical Mass organisiert sich von selbst."

Die Aktion müsse also auch nicht als Demonstration angemeldet werden, betont Jaschke. Ein Treffen mit dem Landratsamt Fürstenfeldbruck und der Polizei Olching habe das bestätigt: "Wir sind verblieben wie am Anfang: Es ist keine meldepflichtige Versammlung." Sie versteht es eher als ein Zusammenfinden von Menschen. Dazu seien alle herzlich eingeladen, betont sie. Das richtet sich vor allem auch an Bürgermeister Andreas Magg, der sich in einer Ausschusssitzung kritisch gegenüber der Aktion geäußert hatte.

Jaschke ärgert sich aber vor allem über einige der Beschwerden bei der Polizei: "Es wurde unter anderem behauptet, Fahrer haben zur Gaudi mehrere Runden durch den Kreisverkehr gedreht. Das trifft einfach nicht zu."

Provozieren liege nicht in der Absicht der Critical Mass, aber man wolle sich auch nicht verstecken. Schließlich wolle man ja auf den Radfahrer als Verkehrsteilnehmer aufmerksam machen.

Das ist auch nötig, findet Jaschke. "Als ich am Samstag mit dem Rad zum Treffpunkt gefahren bin, haben mich drei Autos mit weniger als einem halben, und sechs bis sieben Wagen mit weniger als einem Meter Abstand überholt", erklärt sie. "Es ist einfach nicht in Ordnung, wenn Fahrradfahrer gefährdet werden." Das sei kein spezielles Olchinger Problem, sie habe es andernorts in der Vergangenheit genauso erlebt. In diesen Erfahrungen sieht die Grünen-Politikerin dann auch den Ansporn, den Radverkehr mehr publik zu machen, "ihm mehr Beachtung und Respekt zu verschaffen".

In Olching ist die Critical Mass für jeden ersten Samstag im Monat anberaumt, Start ist um elf Uhr am Ortseingang an der Fürstenfeldbrucker Straße. Das werde auch so bleiben, meint Jaschke. Kein Termin soll ausfallen, auch bei schlechtem Wetter stehe Jemand am Treffpunkt. Wenn die Teilnehmerzahl unter 16 fällt, der Mindestanzahl für das Fahren im Verband, werde man trotzdem eine Runde drehen, sagt Jaschke. "Dann radeln wir eben nicht im Verband, sondern hintereinander."

© SZ vom 21.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: