Flüchtlingsbetreuung:Landratsamt schreibt 59 Stellen aus

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Landrat Thomas Karmasin und seine Büroleiterin Ines Roellecke, die jetzt auch Asylkoordinatorin ist. (Foto: Reger)

Die steigende Zahl der Flüchtlinge beschert den Kommunen deutlich mehr Arbeit und mehr Kosten. Neues Personal zu finden, ist schwierig. Laut Kreisbehörde ist der Markt leer gefegt

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Landkreis braucht wegen des anhaltenden Zuzugs von Flüchtlingen deutlich mehr Personal, um seinen Aufgaben nachkommen zu können. 59 neue Stellen werden für das kommende Jahr ausgeschrieben, 45 davon sind Vollzeit-, 14 Teilzeitstellen. Die Personalkosten steigen damit auf den neuen Rekordwert von fast 33 Millionen Euro. Nicht mehr alle Mitarbeiter können im Landratsamt unterkommen. Das Sozialamt wird deshalb im April oder Mai in ein angemietetes Büro in Fürstenfeldbruck umziehen.

"Die ganze Geschichte kostet den Kreis und die Kommunen massiv Geld. Das Ganze ist eine gesamtgesellschaftliche Katastrophe", schimpfte Landrat Thomas Karmasin (CSU) jüngst im Kreisausschuss und erhielt Unterstützung vom Olchinger Bürgermeister und SPD-Kreisrat Andreas Magg. Der nannte es eine "Unverschämtheit", dass "landauf, landab, auch von der Bundesregierung - und da zählt auch meine Partei dazu - behauptet wird, dass das die Kommunen nichts kostet".

Im laufenden Jahr hatte der Landkreis bereits 31 neue Stellen erhalten. Insgesamt sind für den Landkreis - nicht nur in der Verwaltung - etwa tausend Mitarbeiter tätig. Von den für das Jahr 2016 geplanten 59 neuen Stellen haben fast 40 in irgendeiner Weise mit dem Thema Asyl zu tun, darunter auch die Stelle des Asylkoordinators, die bis zur Neubesetzung die Büroleiterin des Landrats, Ines Roellecke, übernimmt. Dringend eingestellt werden müssen zehn weitere Objektbetreuer für die Asylunterkünfte. Einige davon konnten nur deshalb nicht mehr in diesem Jahr anfangen, weil im Kreisetat kein Geld mehr dafür da war. "Es müssen Allroundkräfte sein", erläutert Herbert Reinel, Abteilungsleiter Zentraler Service im Landratsamt. Sie müssten mit Menschen umgehen können, handwerklich geschickt sein, Organisationstalent besitzen und auch vertrauenswürdig sein. Doch "der Markt ist leer gefegt", weiß Reinel. Ähnlich ist die Lage bei den Sozialpädagogen. Auch Verwaltungspersonal im Großraum München zu bekommen, ist keine leichte Aufgabe. Doch auch hier braucht der Landkreis neue Mitarbeiter, beispielsweise für Vormundschaften im Jugendamt oder dafür, die exakten Auszahlungen an Asylbewerber zu berechnen. Ausgezahlt wird im Bürgerservicezentrum und auch in der Erstaufnahmeeinrichtung im Fliegerhorst. Auch dort ist Kreispersonal zuständig - obwohl die Regierung von Oberbayern die Einrichtung betreibt.

Eine Gesamtübersicht aller damit verbundenen Kosten und sämtlicher Erstattungen sei wegen der stetig steigenden Zahl an Asylbewerbern sowie der gleichzeitig steigenden Zahl an Unterkünften nicht möglich, heißt es in den Unterlagen, die den Kreisräten in der jüngsten Sitzung zur Information gegeben wurden. Fest steht zumindest, dass die Landkreise und kreisfreien Städte die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz anfallenden Kosten vom Staat ersetzt bekommen sollen. Doch nicht alle Details sind geklärt. Erst seit dieser Woche sei bekannt, dass etwa auch die Kosten für in den Flüchtlingsunterkünften eingesetzte Sicherheitsdienste erstattet würden, erzählte Karmasin seinen Kreisräten. 2011 sei die dafür aufgewendete Viertelmillion Euro fast vollständig erstattet worden. 2015 wurden mehr als neun Millionen Euro ausgegeben, davon sei die Erstattung von etwa einer Million noch nicht geregelt. Ob der Landkreis auch die Kosten für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die vom Jugendamt betreut werden, in voller Höhe zurück erhält, hält man im Landratsamt für "ungewiss", der Abrechnungsprozess stehe noch im Anfangsstadium. Für in diesem Zusammenhang anfallende Personalkosten gibt es eine Pauschale, von der man glaubt, dass sie nicht kostendeckend sein werde. Die Erstattungen einzuholen, gestalte sich zudem "vor allem aufgrund der explodierenden Aufwendungen und personeller Engpässe" schwierig, heißt es in den Unterlagen an die Kreisräte. Immerhin ist es dem Landkreis künftig erlaubt, Aufwendungen bei der Anmietung von Asylbewerberunterkünften "auf einen Staats-Haushalt zu buchen", wie Karmasin sagte, und damit nicht in finanzielle Vorleistung gehen zu müssen.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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