Für Alt und Jung:Wohnprojekt scheitert

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Gemeinsam wollen die Stadt Germering und eine Firma im Pappelpark ein Mietshaus für unterschiedliche Generationen errichten. Doch die Regierung von Oberbayern fordert eine europaweite Ausschreibung

Von Andreas Ostermeier, Germering

Treffpunkt für Alt und Jung: Der Pappelpark an der Ecke Pappel-/Friedenstraße ist ein beliebter Aufenthaltsort der Anwohner. Denen bietet er einen Kinderspielplatz, Bäume und Wiesen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Aus dem von der Stadt befürworteten Projekt eines Mehrgenerationenwohnens im Pappelpark wird nichts. Ausschlaggebend für das Aus der bisherigen Planungen sind nach Auskunft von Drittem Bürgermeister Helmut Ankenbrand (SPD) rechtliche Vorschriften. Das Projekt hätte europaweit ausgeschrieben werden müssen, sagte Ankenbrand am Mittwoch. Das aber will Germering nicht. Da sie weiterhin ein Mehrgenerationenwohnen ermöglichen möchte, sucht die Stadt nun nach einem privaten Grundstück mit mindestens 3000 Quadratmeter Größe, auf dem das Vorhaben verwirklicht werden kann.

Da sich die Zusammensetzung der Bevölkerung ändert und auch in Germering immer mehr alte Menschen leben, befasst sich der Stadtrat bereits seit mehreren Jahren mit dem Vorhaben eines Wohnprojekts, in dem Alt und Jung, Familien und Singles sowie Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben. In einem Gebäude mit 25 bis 30 Wohneinheiten wollten die Stadt und die Firma GBW eine derartige Wohnform anbieten. Entstehen sollte das Haus im Pappelpark, dessen Grund der Stadt gehört. Diese beabsichtigte, ein etwa 1900 Quadratmeter großes Areal des Parks, und damit ein knappes Drittel, für das Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Den Rest der Fläche sollte das Wohnungsunternehmen beisteuern, das gleich daneben Grund besitzt.

Daraus wird nun nichts, weil die Regierung von Oberbayern gefordert habe, das Projekt europaweit auszuschreiben. Grund dafür ist nach den Worten von Ankenbrand, dass die Stadt im Gegenzug für ihr Grundstück ein Belegungsrecht bei den Wohnungen haben wollte. Eine Ausschreibung würde aber bedeuten, dass das Wohnungsunternehmen, das sich zur Zusammenarbeit bereit erklärt hatte, nicht unbedingt zum Zug kommen würde. Da diesem Unternehmen jedoch ein Teil des Grundes gehört, auf dem das Haus stehen sollte, ist die Zusammenarbeit Grundlage des Vorhabens. Die europarechtlichen Vorschriften bereiten dem Vorhaben also ein Ende.

Das wird jene Anwohner freuen, die bereits vor Jahren 1800 Unterschriften gegen die Verwirklichung des Wohnprojekts im Pappelpark gesammelt haben. Sie sowie die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz und der Umweltbeirat haben schon vor drei Jahren Kritik an der Standortwahl geübt und dafür plädiert, den Park an der Pappelstraße zu erhalten und einer weiteren "Verschlechterung des Kleinklimas durch gesteigerte Bodenversiegelung" entgegen zu wirken. Die Gegner des Vorhabens im Pappelpark wollten ihren Widerstand allerdings nicht als gegen ein Mehrgenerationenwohnen gerichtet verstehen. Sie forderten von der Stadt, Alternativen zum Pappelpark vorzuschlagen.

Das aber kann die Stadt laut einer Pressemitteilung nicht. Denn sie verfüge gegenwärtig nicht über ein Grundstück in der Größe von mindestens 3000 Quadratmeter, heißt es in der Stellungnahme aus dem Rathaus. Weil sie das Projekt jedoch weiterhin verfolgen möchte, wendet sich die Verwaltung nun an private Grundstücksbesitzer. Sie hofft, aus deren Reihen ein entsprechendes Grundstück erwerben oder in Erbpacht übernehmen zu können. Auf dem Areal soll ein gemeinsames Wohnen von Alt und Jung entstehen, und zwar ebenso mit Miet- wie mit Genossenschaftswohnungen. Angebote nimmt das Sozialamt der Stadt entgegen.

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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