Foto-Kunst:Im Untergrund

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Michael Köhle fotografiert U-Bahnhöfe

Von Florian J. Haamann

Als Fotograf hat Michael Köhle sein Werk voll und ganz der Erkundung des Un- tergrunds verschrieben. Dabei geht es weniger um eine sachliche Dokumentation als darum, die U-Bahnhöfe in kunstvoller Weise festzuhalten und bis zu einem gewissen Grad auch zu gestalten. Für seine Arbeiten hat die Jury den 32 Jahre alten Fürstenfeldbrucker mit einem der Förderpreise ausgezeichnet.

Bahn- und Bahnhofsfotografie ist ein beliebtes Thema, aber Köhle gelingt es, mit seiner Technik aus der Masse dieser Bilder herauszustechen. Der Großteil seiner Bilder entsteht in der sogenannten HDR-Technik, bei der mehrere Bilder vom gleichen Standpunkt aus mit jeweils unterschiedlicher Belichtung übereinander gelegt werden. Dadurch verstärken sich die Kontraste, die Farben werden intensiver, und die Fotografien wirken räumlicher. In der Nachbearbeitung lassen sich diese Effekte weiter verstärken, wie sich in den Werken des 32-Jährigen eindrucksvoll zeigt.

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(Foto: Michael Köhle)

Der Bahnsteigzugang am Bahnhof Trudering.

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(Foto: Michael Köhle)

Vier U-Bahnhöfe, vier Perspektiven: Mangfallplatz,...

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(Foto: Michael Köhle)

...Aufgang am Olympia-Einkaufszentrum,...

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(Foto: Michael Köhle)

...Blick in den Tunnel am Max-Weber-Platz und...

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(Foto: Michael Köhle)

...der südliche Gang zu den Bahnsteigen am Candidplatz. Fotos: Michael Köhle

In seinem Arbeiten konzentriert sich Köhle ausschließlich auf Formen und Farben, die er in den Bahnhöfen entdeckt. Menschen, die diese strenge Architektur nur stören würden, tauchen bei ihm nicht auf. Deshalb fotografiert er oft spät am Abend oder in der Nacht, wenn die Bahnhöfe leer sind. Meist sind Köhles Fotografien perfekt symmetrisch, wie etwa der Blick auf den Zugang zum Candidplatz, der Bahnsteigzugang in Trudering und sogar die Aufnahme zweier Wagen in Fürstenried West zeigen.

Die Arbeiten sind keine Schnappschüsse, sondern wohlüberlegt und komponiert. Mindestens eine Stunde nimmt er sich pro Motiv Zeit, fährt die einzelnen Linien immer wieder ab. "Tausende Menschen eilen täglich durch die unterirdischen Bahnhöfe der Welt. Auf die Details, die es in diesen Kunstschätzen unter der Erde gibt, achten wahrscheinlich nicht viele", sagt Köhle. "Mir geht es um die Kunst, das bewusste Erleben der Details, die Mühen, die viele Architekten auf sich genommen haben, Bahnhöfe ansprechend zu gestalten".

Die Leidenschaft für Züge und Bahnhöfe hat sich bei ihm schon früh entwickelt, sein erster Berufswunsch war Lokführer. Daraus ist zwar nichts geworden, heute ist Köhle Lehrer an einer Mittelschule und Fachberater für Informatik. Meist fotografiert er in München, aber auch in Berlin und Budapest war er schon unterwegs. Die Münchner Verkehrsgesellschaft ist bereits auf seine Bilder aufmerksam geworden und hat sie immer wieder veröffentlicht.

© SZ vom 14.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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