Flüchtlingsschicksal:Ablehnung akzeptieren

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"Asylbewerber hilft bedrohter Frau" (9. Juli)

Ohne Zweifel ist Jalal Abdallah ein sympathischer Mann, der es verdient hat, dass sein Einsatz für die bedrohte Frau gewürdigt wird. Dass sich der Autor selbst widerspricht, indem er zuerst behauptet, dass sich niemand traute, einzugreifen, zwei Sätze später aber berichtet, dass zwei Männer den Täter festhielten, sei einmal dahingestellt und soll die Leistung des Flüchtlings nicht schmälern. Viel wichtiger ist es aber, darauf hinzuweisen, dass Jalal Abdallah einen rechtsstaatlichen Prüfungsprozess seines Traumlandes durchläuft, nach objektiven Kriterien und ohne Ansehen der Person oder Sympathien für diese. Durch das Beschreiten des Rechtsweges akzeptiert und unterwirft sich Herr Abdallah diesen rechtsstaatlichen Prinzipien mit der Konsequenz, bei Ablehnung das Land wieder verlassen zu müssen. Ansonsten wären nämlich die geltenden Gesetze, die in einem demokratischen Willensbildungsprozess verfasst wurden, wertlos. Ob diese Gesetze noch den herrschenden Erfordernissen entsprechen, bleibt dahingestellt.

Dass Rückführungen trotzdem hunderttausendfach nicht geschehen, die Staatsgewalt sich also nicht an ihre eigenen Gesetze hält, steht auf einem anderen Blatt und trägt massiv zur herrschenden Staatsverdrossenheit und zum Aufstieg der AfD bei.

Mit dem Hinweis an den Sachbearbeiter des Bamf, sich zu Testzwecken vier Wochen lang einem Aufenthalt im Irak auszusetzen, schadet sich Herr Abdallah im übrigen nur selbst. Denn das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass alle dort lebenden Menschen Anspruch auf Asyl in Deutschland haben müssten, so sie nur genügend Mobilität und Geld f aufbringen.

Außerdem: Was wollte man einem jungen Afghanen sagen, dessen Familie dem Jungen die weite Reise nach Deutschland finanziert? Was einem jungen Afrikaner aus Gabun, dessen Dorf für ihn sammelt, damit er die Schlepper bezahlen kann? Auch darunter sind viele sympathische Menschen, denen man sofort Asyl gewähren möchte. Ungeachtet dessen erweist der Autor durch das Drücken auf die Tränendrüse und dem damit einhergehenden Ignorieren objektiver gesetzlicher Bestimmungen dem demokratischen Gedanken einen Bärendienst und macht sich schulterzuckend lustig über den gesetzestreuen Bürger. Karl Fäller, Germering

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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