Requisiten, Kostüme und sogar ganze Bühnenbilder wurden am Samstag im Roßstall angeboten. Das Roßstall-Team zauberte aus dem Theater-Abverkauf am Tag der Germeringer Hofflohmärkte ein Open-Door-Event mit Glücksgarantie. Leberkässemmeln und Abendroben wie Schmuck oder Geschirr wurden auf dem Hof vor dem Theater präsentiert. Das diente der Stimmung und huldigte der gnädigen Herbstsonne. Auch Radlfahrer folgten ihrem Instinkt, hielten an und wurden fündig. Der Germeringer Christian Rabus wollte eigentlich nichts kaufen. Aber im Requisitenlager, im Dachboden über dem Probenraum, fand er plötzlich, was er gar nicht gesucht hatte: einen antiken Wamsler-Holzherd mit Grandl. Er wird im Garten des neuen Besitzers ein pittoreskes Arrangement mit Blumen bilden. Schmuck für die Piratenparty, das Telefonschränkchen, das in drei Stücken Verwendung gefunden hatte - Vieles fand glückliche Abnehmer.
Dem Verkauf ging ein eifriges Stöbern voraus. Oliver Kübrich, Cecilia Gagliardi und Rüdiger Trebes wollen nämlich Platz schaffen für viele neue Projekte. Zunächst freut sich das Ensemble auf die Premiere des neuen Stücks "Boeing, Boeing" am 19. Oktober. Dabei handelt es sich um eine Komödie, die sich in Tempo und schrillem Witz kaum überbieten lässt. "Türenknallen mit drei Stewardessen," nennt es Kübrich voller Vorfreude. Regisseurin Gagliardi konnte "Boeing, Boeing" großteils mit hauseigenem Nachwuchs besetzen, den sie in ihrem Workshop ausbildet. "Es wird ein Theaterabend zum Tränenlachen und Schenkelklopfen," verspricht Kübrich, der seit 1983 am Roßstall als Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter tätig ist.
Die Planung umfasst eine Krimireihe an beiden Bühnen. Hörtheater war an der Bühne 2 bereits zu sehen, und zwar als Happening für alle Sinne. In einem englisch ausgestatteten Zuschauerraum wurde von englisch gekleideten Zofen und Butlern Fish'n'Chips, also englisches Essen, serviert, während Sherlock Holmes' "Tod" in komprimierter Hörfassung gelesen wurde. Diese Reihe soll sich nun ausweiten und auch die größere Bühne 1 füllen. Durch den Einsatz von Effekten wie Nebel und Geräuschen wird dann aus dem Kopfkino ein neu zu erlebendes Crossover aus Lesung und Show.
In den vergangenen Jahren wurde das Theater technisch und konzeptionell renoviert. Das zahlt sich jetzt aus. Bei den Stücken der Bühne 1 wird Licht und Technik des neu gebauten Regieraums mit direktem Blick auf die Bühne eingesetzt. Der Garderoben- und Maskenraum bietet nun für die Darsteller an vier Schminkplätzen mehr Raum. Weitere Umbauten sind geplant. Womöglich wird aus der Probebühne ein Werkraumtheater werden, so dass sich das Angebot an Programmen noch erweitern kann. Die Bühne 2 ist nämlich bereits bis Mitte 2020 für Gastauftritte von Kabarettisten und Musikern ausgebucht.
Aktuell zeigt der Roßstall neben den klassischen Theatervorstellungen und dem Hörtheater auch Kinderstücke und Mitmachtheater. Beliebt sind Sing-and-Dine-Ereignisse wie die "Spaghettata", die am Freitag in die zweite Runde ging. Es wird beim Essen gesungen, nicht nur auf der Bühne. Alle im Raum singen mit, wenn der Text in der Projektion erscheint. Gagliardi leitet den Chor an, bringt alle zum Lachen und raubt die Scheu. Es ist ihr professionelles Können, das ihre Auftritte so mühelos erscheinen lassen. Dass es Gagliardi, Spross einer römischen Künstlerfamilie, in den Münchner Westen verschlagen hat, verdanken wir Rüdiger Trebes, den sie am Richard-Strauss-Konservatorium kennen lernte. "Sie platzte in die Probe, bekleidet mit einem Wolfspelz, Kopftuch und karierten Strümpfen," erinnert sich Trebes. Die Liebe vereinte sie bald, auch die zur Bühne. Trebes sang Opern, Gagliardi inszenierte Opern. Heute arbeiten sie mit Oliver Kübrich zusammen, der im "Muh" und in der Drehleier seine Theaterkarriere begann. Natürlich führt das Triumvirat aus geballter Erfahrung und Perfektionismus zu einem höchst niveauvollen und unterhaltsamen Programm im Roßstall.